Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
Vom Netzwerk:
zwei Toten. Aber laut dem Laborleiter
    sieht dieses Virus eher aus wie ein BLV.«
    Richter sah ihn verständnislos an, und Hardin erbarmte
    sich seiner. »Bovine Lymphotrophic Virus.« Er betonte je-
    des Wort. »Es ist ein ziemlich verbreiteter Erreger, der
    Rinder befällt und häufig Krebs erzeugt. Jeder Mitarbeiter
    des Medical Research Council, selbst wenn er nur in bera-
    tender Funktion tätig wäre, hätte zumindest schon einmal
    davon gehört. Also können Sie getrost diese MRC-
    Tarnung aufgeben, meinen Sie nicht auch, Mr. Richter?
    Aber da Sie ja offensichtlich ein hochrangiger Ermittler
    sind, habe ich vorgeschlagen, dass Sie mich nach Chaniá
    begleiten und sich den Amerikaner ansehen. Aber Sie ste-
    hen ganz bestimmt nicht in Diensten des MRC.«
    »Also gut«, lenkte Richter ein. »Ich gebe es zu. Es erschien mir unter den gegebenen Umständen einfach nur
    die passendste Rolle zu sein. Reden wir über das Virus.
    Wenn es nicht besonders ansteckend ist, warum ist der
    Amerikaner dann so plötzlich davon befallen worden?«
    »Die Antwort dürfte in den Sporen liegen«, erläuterte
    Hardin. »Soviel wir zu diesem frühen Zeitpunkt sagen
    können, sind diese Sporen selbst inaktiv. Wenn sie jedoch
    499
    mit Feuchtigkeit in Berührung kommen, platzen sie. Das
    ist zwar nur eine Spekulation, aber dieser Curtis hat wahr-
    scheinlich den Behälter geöffnet und Sporen eingeatmet.
    Vielleicht hatte er sie auch an den Fingern und hat sich ins Gesicht gefasst. Die Feuchtigkeit im Mund oder in den Nasenschleimhäuten genügt, um sie zum Platzen zu bringen.
    In dem Moment beginnt die Infektion.«
    Richter nickte. »Aber Sie wissen noch nicht, um was für
    ein Virus es sich handelt?«
    »Nein. Wie gesagt, es sieht aus wie das Rindervirus, aber
    das scheint ein Zufall zu sein. Dieses sogenannte BLV tritt
    nur bei Rindern auf und agiert außerdem sehr langsam.
    Wir haben es hier jedoch mit etwas zu tun, das sich wie ein
    Ebola- oder Lassa-Fieber-Virus verhält, nur dass es unver-
    gleichlich viel schneller wirkt. Spiros Aristides ist quasi ertrunken. Seine Lungen haben sich mit Blut gefüllt.
    Das Virus scheint die endothelialen Zellen an den Wän-
    den der Blutgefäße und die Blutplättchen anzugreifen. Das
    führt dazu, dass diese Gefäße undicht werden, und es ver-
    hindert die Blutgerinnung. Dieser Effekt beginnt bei den
    Blutbahnen mit den dünnsten Wänden, denen der Augen,
    des Mundes und der Nasenschleimhäute, bevor er allmäh-
    lich auf andere Organe übergreift. Das Opfer fängt darauf-
    hin an zu bluten, und das Blut sickert so lange durch die
    Gefäßwände, bis das Opfer schließlich stirbt, weil sich seine Lungen vollgesogen haben, wie das bei Aristides der Fall
    war, oder aber es stirbt aufgrund des massiven Blutverlus-
    tes.«
    »Was kann man dagegen tun?«
    »Nichts«, antwortete Hardin grimmig. »In diesem Sta-
    500
    dium ist meiner Einschätzung nach keine Behandlung
    mehr möglich. Wir könnten natürlich Mittel spritzen, die
    das Blut gerinnen lassen, sobald es den Körper verlässt.
    Aber solange die inneren Blutgefäße weiter lecken, hilft
    uns das nicht viel. Vergessen Sie nicht, dass Ebola seit En-
    de der Siebzigerjahre bekannt ist. Dieses Virus funktioniert ganz ähnlich wie dieser neue Erreger, aber bisher hat noch
    niemand eine wirksame Heilmethode gefunden. Wenn
    jemand sich mit Ebola infiziert, können die Ärzte die Per-
    son nur in eine sichere Quarantänestation stecken und
    warten, bis sie stirbt oder sich erholt. Die meisten sterben«, setzte er mit einem traurigen Lächeln hinzu.
    In dem langen Schweigen, das seiner Bemerkung folgte,
    hörte Richter, wie sich das Motorengeräusch des Hub-
    schraubers veränderte. Er warf einen Blick aus dem Fenster
    der Schiebetür. Sie befanden sich im Landeanflug auf einen
    freien Flecken in der Nähe von Chaniá, und Richter sah ein
    kleines weißes Fahrzeug, das auf der Straße daneben park-
    te. Gravas deutete auf den Wagen. »Ich habe das Kranken-
    haus gebeten, uns abholen zu lassen«, erklärte er.
    Zwei Minuten später war der Merlin gelandet. Die Ro-
    torblätter über ihnen wirbelten Staub auf, während sie aus
    der hinteren Kabine stiegen und mit gesenkten Köpfen zu
    dem Kleinbus liefen.

    Réthymnon, Kreta

    Stein hatte sich entschieden. Er arbeitete schon lange für
    die Firma und wusste, wie viel Bedeutung sein Arbeitgeber
    501
    dem Erfolg jedes Einsatzes beimaß. Er konnte nicht ein-
    fach aufgeben und weglaufen. Wenn er das tat,

Weitere Kostenlose Bücher