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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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rief von seinem Bürotele-
    fon aus Murphys Handy an, hörte jedoch nur die Nach-
    richt, dass es ausgeschaltet war. Ohne viel Hoffnung ver-
    suchte er das Gleiche bei Steins Handy, mit demselben Er-
    gebnis.
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    Jetzt konnte er Murphy nur noch eine E-Mail schicken
    und ihn fragen, was los war. Nicholson brauchte knapp
    drei Minuten für die Nachricht, die er anschließend an den
    geheimen Server schickte. Er markierte sie mit höchster
    Priorität und fügte eine Empfangsbenachrichtigung an. So
    wusste er, ob die E-Mail auf Murphys Notebook geöffnet
    worden war.
    Nach kurzer Überlegung schickte er eine beinahe iden-
    tische Mail an Richard Stein. Danach konnte er sich nur
    noch zurücklehnen und warten.

    Südlich von Zounáki, Westkreta

    Inspektor Lavat stand neben der Fahrertür des blauen Seat
    Cordoba und starrte auf die beiden Leichen am Boden.
    Dann untersuchte er die Einschusslöcher in der Karosserie
    des Wagens, schüttelte den Kopf und warf einen Blick auf
    die Anhöhe nördlich des Tatorts. Lavats geschulter Blick
    erkannte, dass die Löcher im Wagen nicht von einer Pisto-
    le, sondern von einem Gewehr stammten, das mit hoher
    Wahrscheinlichkeit aus diesen Hügeln, etwa drei- bis vier-
    hundert Meter von dem Wagen entfernt, abgefeuert wor-
    den war. Aber das würde in der offiziellen Version nicht
    auftauchen.
    Vor etwa einer Stunde hatte er mit einem gewissen Fitz-
    patrick telefoniert, einem ihm vollkommen unbekannten
    Mann. Der hatte ihm einige Einzelheiten des Zwischenfalls
    durchgegeben, der sich in der Nähe von Zounáki ereignet
    hatte. Als Fitzpatrick den Namen Richter erwähnte, war
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    Lavat sofort klar gewesen, dass an dieser Schießerei mehr
    dran war, als man auf den ersten Blick erkannte. Und
    schon diese kurze erste Inspektion hatte seinen Verdacht
    bestätigt.
    Die Polizei in Máleme hatte einen Anruf einer geradezu
    hysterischen britischen Touristin erhalten, die bei einem
    Spaziergang über diese gruselige Szene gestolpert war. Die
    Beamten hatten sofort reagiert. Ein halbes Dutzend Poli-
    zisten hatte den Tatort abgesperrt und sorgte jetzt dafür,
    dass die kleine, aber ständig wachsende Gruppe Schaulus-
    tiger Abstand hielt und die Spuren nicht verwischte. Sie
    warteten auf die Gerichtsmediziner. Lavat wusste, dass
    dann seine Arbeit erst richtig losging.
    Kein erfahrener Ermittler würde das Szenario schlu-
    cken, das Fitzpatrick Lavat geschildert hatte. Die Chance,
    dass sich zwei Leute erst in den Bauch schossen und sich
    dann gleichzeitig das Hirn wegpusteten, war gleich null.
    Das war Lavat klar, und es würde auch den Leuten in den
    weißen Overalls auffallen, sobald sie den Tatort untersuch-
    ten.
    Aber Lavat wusste auch, dass dieses Szenario sehr be-
    quem war und außerdem sogar der Gerechtigkeit genüge
    tat. Fitzpatrick hatte ihm genau geschildert, wer die beiden Toten waren. Einer der beiden, der noch die SIG P226 Automatik umklammerte, hatte vermutlich Lavats Polizisten
    in Kandíra ermordet. Fitzpatrick hatte sich zwar über die Identität des anderen Toten etwas ausweichender geäu-
    ßert, aber Lavat verspürte nicht die geringste Neigung, zu
    sehr nachzubohren.
    Er schüttelte den Kopf, wahrend er darüber nachdachte,
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    wie er das Problem am besten bewältigen konnte. Viel-
    leicht würde er ja einen Augenzeugen aus dem Hut zau-
    bern, der gesehen hatte, wie sich die beiden Männer er-
    schossen. Damit könnte er die Ermittler noch am ehesten
    überzeugen, ihren eigenen Augen zu misstrauen.
    Sollte das scheitern, musste er den Befund der Ermittler
    einfach akzeptieren, und alle widersprechenden Beweise
    schlicht ignorieren, wenn er seinen Bericht erfand. Eines
    war jedenfalls klar: Es würde kein Gerichtsverfahren ge-
    ben. Nach dieser Schießerei war die Angelegenheit in einer
    Sackgasse gelandet, und er konnte damit gleich vier offene
    Fälle schließen.
    Unterm Strich war er ganz froh, dass Richter hier mit-
    gemischt hatte. Aber er war auch sehr froh, dass der Mann
    Kreta verließ. Das Leben war vor seinem Auftauchen er-
    heblich ruhiger und einfacher gewesen.

    NAS Soúda Bay, Akrotíri, Kreta

    Der bewaffnete Wachposten an dem einfachen Schlag-
    baum vor dem Haupteingang zum Stützpunkt Soúda Bay
    warf einen Blick auf Richters Royal-Navy-Dienstausweis
    und hob die Schranke.
    »Sie werden erwartet, Sir«, sagte er. »Man wärmt bereits
    eine RC-135 für Sie auf. Wissen Sie, wo das Flugfeld ist?«
    »Nein«, erwiderte Richter. »Ich war noch nie

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