Die Virus-Waffe
Richter ungeduldig nach.
»Ich verstehe den dritten Satz der Nachricht nicht, Sir.
Aber die beiden ersten sind ziemlich eindeutig. Sie sollen
sich so schnell wie möglich auf dem amerikanischen Luft-
landestützpunkt Soúda Bay melden.«
Das hatte Richter nicht erwartet. Nachdem er gerade
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kaltblütig jemanden ermordet hatte, der so gut wie sicher
ein Agent oder freier Mitarbeiter der CIA war, hätte er lie-
ber eine Weile Abstand zu Amerika und den Amerikanern
gehalten.
»Von wem kommt er?«, wollte er wissen.
»Als Absender ist FOE eingetragen, Foxtrot, Oscar,
Echo«, berichtete Ops Three. »Unterzeichnet ist der Funk-
spruch mit ›Simpson‹.«
»Können Sie mir noch mehr unbedenkliche Informati-
onen geben?«
»Eigentlich nur eine, Sir, den Namen Westwood. Hilft
Ihnen das weiter?«
»Weiß ich noch nicht.« Richter fragte sich, was West-
woods Name in einem Funkspruch verloren hatte, den Ri-
chard Simpson ihm geschickt hatte. Wenigstens konnte er
Westwood vertrauen. Er zählte ihn zu seinen Freunden.
»Gut«, sagte er. »Ich fahre nach Soúda Bay. Können Sie
diesen Funkspruch mit einem Hubschrauber zu der Ops
von Soúda Bay oder wohin auch immer schaffen, damit
ich ihn bekomme?«
»Ja, Sir, das ist kein Problem. In einer Viertelstunde soll
ein Merlin starten, der sich dem ASW-Raster anschließt.
Ich weise ihn ein, den Funkspruch umgehend nach Soúda
Bay zu bringen.«
»Danke.« Plötzlich kam Richter noch ein Gedanke.
»Überwachen Sie immer noch die Westküste von Kreta?«,
fragte er.
»Ja, Sir. Woher wissen Sie das?«
»Ich habe selbst darum ersucht. Sie müssen sich das
vielleicht von einer höheren Dienststelle bestätigen lassen, 616
aber es gibt keinen Grund mehr, die Überwachung fortzu-
setzen. Setzen Sie sich mit Wings in Verbindung und teilen
Sie ihm mit, was ich Ihnen gerade gesagt habe.«
»Jawohl, Sir.« Ops Three war verunsichert. Der Befehl
für die Überwachung war direkt vom Flagg-Offizier der
Dritten Flotte gekommen. Wie zum Teufel wurde aus dem
Ersuchen eines Lieutenant Commanders der Royal Navy
Reserve der Befehl eines Admirals?
»Danke, Ops Three«, sagte Richter. »Vermutlich werde
ich während meines Aufenthaltes nicht mehr an Bord Ih-
res Schiffes kommen, aber vielleicht bekomme ich ja später
noch einmal die Chance, mit Ihrer Staffel zu fliegen.«
Central Intelligence Agency,
Hauptquartier,Langley, Virginia
Wie Henry Rawlins traf man auch John Nicholson am
Wochenende nur selten in Langley an, aber er erwartete
einen Funkspruch der US-Navy-Fregatte, die den Auftrag
hatte, Richard Stein oder, was wahrscheinlicher war, Mike
Murphy an der Westküste Kretas an Bord zu nehmen.
Aufgrund des Zeitunterschieds zwischen Europa und
der Ostküste Amerikas war Nicholson schon früh in sei-
nem Büro erschienen, aber erst gegen zehn Uhr Ortszeit
traf endlich der Funkspruch ein, der zuvor verschiedene
Satelliten, die Einsatzleitung der Fregatte und Langleys ei-
gene Kommunikationsabteilung durchlaufen hatte. Als
Nicholson ihn las, ging ihm auf, dass seine Probleme kei-
neswegs vorbei waren. Der Funkspruch bestand, abgese-
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hen von den verschiedenen Beförderungsvermerken und
anderem Ballast, aus einem dreisilbigen Albtraum. »KEIN
KONTAKT.«
Er starrte die beiden Worte einige Minuten lang an
und überlegte, was schief gelaufen sein konnte. Krywald
und Stein hatten den Koffer und die Akte beschafft, das
wusste er, weil er Krywalds E-Mail empfangen hatte, in
der er das bestätigte. Dass Elias tot war, hatte ihm Stein
gemailt, und über Krywalds Liquidierung hatte ihn Mur-
phy unterrichtet. Danach hatte Murphy nur noch Stein
aufspüren und ausschalten, die beiden Gegenstände ein-
sammeln und in einen Hubschrauber steigen müssen, der
ihn in zehn Minuten zu der wartenden Fregatte geflogen
hätte.
Das war doch keine Affäre, verdammt! So etwas gehörte
zu Murphys täglichem Brot. Nicholson überlegte kurz, ob
der Zeitplan zu knapp gewesen war. Aber er hatte ihn mit
Murphy durchgesprochen, bevor der zum Flughafen ge-
fahren war, und sein Mitarbeiter schien mit allem zufrie-
den gewesen zu sein. Irgendwas musste schief gelaufen
sein, das war Nicholson klar.
Seine vordringlichste Priorität war jetzt herauszufinden,
was genau passiert war. Nicholson ging methodisch vor
und überprüfte zuerst seinen E-Mail-Eingang. Er hoffte
auf eine Nachricht von Murphy, wurde jedoch enttäuscht.
Dann ging er ein Risiko ein. Er
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