Die Virus-Waffe
weggegangen.«
»Nein. Ich bin erst vor fünf Minuten hier entlangge-
kommen. Da war er noch oben in seinem Zimmer. Wir
müssen reingehen und nachsehen.«
»Muss das wirklich sein, Christina? Ich habe so viel zu
tun.«
Die ältere Frau ignorierte den halbherzigen Protest der
Jüngeren und drückte die Klinke der Haustür. Wie fast bei
jedem Haus in Kandíra war auch diese Haustür unver-
schlossen. Sie stieß sie auf, und die beiden Frauen spähten
vorsichtig ins Innere. Der schmale Flur war leer, und in dem Haus war es so still wie in einem Grab. Maria nieste plötzlich. Christina bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Blick.
»Entschuldige. Es liegt am Staub.«
»Aristides!«, rief Christina erneut, und wieder bekam sie
keine Antwort.
»Das gefällt mir überhaupt nicht!«
»Wir gehen nach oben«, verkündete Christina entschie-
den. Die beiden Frauen stiegen langsam und vorsichtig die
Holztreppe hoch.
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Auf dem oberen Absatz blieb Maria plötzlich stehen.
»Wonach riecht es hier?«, murmelte sie.
Christina schnüffelte argwöhnisch und schüttelte den
Kopf. »Ich rieche es auch, aber ich weiß nicht, was es ist.«
Von dem kleinen Treppenabsatz gingen nur zwei Türen
ab. Eine stand offen, und dahinter war ein kleines Gäste-
zimmer zu sehen. Ein Eisenbett mit einem Lattenrost aus
Holz stand an der gegenüberliegenden Wand, und
daneben eine kleine Kommode mit Schubladen. Es gab
weder eine Matratze noch Bettzeug. Die andere Tür war
geschlossen, und die beiden Frauen näherten sich ihr.
Christina klopfte zweimal kräftig an das Holz und rief
erneut den Namen des Griechen, wieder ohne Erfolg. Sie
schaute Maria fragend an. Die nickte. Daraufhin drückte
Christina die abgenutzte Messingklinke herunter und stieß
die Tür auf.
Die beiden Frauen blieben auf der Schwelle stehen und
starrten in den Raum. Bis Maria anfing, aus Leibeskräften
zu kreischen.
Flughafen von Brindisi, Papola-Casale,
Apulien, Italien
Richter und Simpson hatten die Nacht als Gäste des SISDE
in einem Hotel in Brindisi verbracht. Früh am nächsten
Morgen war Simpson von einem Chauffeur zu einer Art
Einsatzbesprechung mit einem Verbindungsoffizier abge-
holt worden. Er hatte nur ausweichend auf Richters Fragen
geantwortet und ihm befohlen, auf ihn zu warten.
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Was Richter ganz gut passte. Zuerst frühstückte er kurz
im Speisesaal des Hotels, besorgte sich dann Bargeld am
Bankautomaten und ging einkaufen. Es gab zwei Dinge,
die er unbedingt erstehen wollte. Im vierten Geschäft, das
er aufsuchte, wurde er fündig.
Später an diesem Morgen trafen die Techniker der 800.
Staffel mit einem Merlin von der Invincible ein. Sie waren zuerst vom Technischen Ingenieur der Staffel instruiert
worden, und dann hatte der Commander der Flugstaffel
den Chief Petty Officer einige Minuten beiseite genommen
und ihm haarklein erklärt, was sein Team hier in Brindisi
tun sollte.
Richter war mittlerweile wieder zum Flugplatz zurück-
gekehrt und stand vor dem Gebäude der Staffel. Er fragte
sich, wo er wohl ein Mittagessen bekommen könnte, und
ärgerte sich, weil er sich im Flughafen nichts zu lesen ge-
kauft hatte. In diesem Moment hörte er das deutliche
Wummern der Rotorblätter des Merlin. Der Hubschrau-
ber näherte sich Brindisi aus Südosten in etwa fünfhundert
Fuß Höhe, ging auf fünfzig Fuß herunter, als er über dem
Flughafengelände war, und schwebte dann über dem Park-
feld, auf dem Richters Sea Harrier stand. Nachdem der
große Hubschrauber gelandet war, die Triebwerke abge-
stellt und die Rotorblätter zum Stillstand gekommen wa-
ren, ging Richter zu der Maschine und wartete, während
die Techniker der Staffel herauskletterten.
Der CPO bemerkte Richter sofort, weil der Engländer
der Einzige weit und breit war, der keine Uniform der ita-
lienischen Luftwaffe oder einen Technikeroverall trug. Er
ging zu ihm. »Wings hat mit mir geplaudert, bevor wir ge-
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startet sind«, erklärte der Chief. »Ich weiß, was wir zu tun haben.«
Richter grinste ihn verschwörerisch an. Er wusste genau,
was Wings dem CPO gesagt hatte, denn bevor er selbst von
dem Schiff gestartet war, hatte er eine halbe Stunde lang
dem Commander erklärt, was passieren würde. »Danke,
Chief. Sorgen Sie dafür, dass sie bis zum Rand aufgetankt
und startbereit ist, bevor Sie wieder abfliegen? Es könnte
sein, dass ich ziemlich schnell hier verschwinden muss.«
»Schon erledigt, Sir. Sollen wir sie auch
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