Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
Vom Netzwerk:
Fernsehsendungen und Filmen sind schlichte Er-
    findungen oder Missverständnisse von Schreibern, die ihre
    Hausaufgaben nicht gemacht haben. Es stimmt, dass Ebola
    sich erschreckend schnell vermehrt, und unkontrollierbare
    Blutungen aus allen Körperöffnungen treten häufig in der
    Endphase der Krankheit auf.
    Aber Ebola greift nur den Blutkreislauf an, und davon
    nur zwei Komponenten. Es zielt auf die Blutplättchen,
    die für die Blutgerinnung zuständig sind, und die endo-
    thelialen Membranen, welche die Innenseiten der Venen
    und Arterien säumen. Letztlich startet es einen doppel-
    ten Angriff. Das Blut sickert aus den Adern, wenn die
    113
    endothelialen Häutchen versagen, und es gerinnt nicht
    mehr.
    Diese Effekte treten gewöhnlich zuerst in den Organen
    auf, in denen diese Membranen am dünnsten und ver-
    letzlichsten sind. Meist in den Lungen, den Augen, dem
    Mund und der Nase. Das Körpergewebe und die Organe
    schwellen an, wenn sie sich voll Blut saugen, die Lungen
    funktionieren nicht mehr richtig, Blut tritt in das Ver-
    dauungssystem ein, der Hals wird blutig und entzündet
    sich, was das Schlucken unmöglich macht. Aus Augen
    und anderen Körperöffnungen sickert Blut, und im End-
    stadium werden die Gehirnfunktionen beeinträchtigt; sie
    erliegen fast gänzlich, wenn sich der Schädel mit Blut
    füllt.
    Im Gegensatz zum allgemein verbreiteten Glauben ist
    eine bemerkenswerte Besonderheit des Ebola-Virus und
    anderer von Viren ausgelöster, hämorrhagischer Fieber-
    erkrankungen, dass eben die Organe selbst nicht zerstört
    werden. Trotz der gewaltigen Blutmengen, die sich in ih-
    nen sammeln, bleibt das Organgewebe vollkommen in-
    takt. Sie stellen nur deshalb ihre Funktionen ein, weil sie
    sozusagen in Blut ertrinken. Falls ein Patient einen An-
    griff des Ebola überlebt, bleiben normalerweise keine
    langwierigen Folgeschäden zurück. Sobald das Virus aus
    dem Körper eliminiert wurde, nehmen die Organe ihre
    normalen Funktionen wieder auf.
    Kurz gesagt, ein Angriff des Ebola-Virus ist im Wesent-
    lichen funktional, nicht biochemisch. Das Virus greift den
    ganzen Körper durch den Blutkreislauf an, zerstört aber
    keine Zellen oder Organe. Der Angriff erfolgt meistens
    114
    ebenso rasch, wie die Genesung vonstatten geht. Falls der
    Patient das Glück hat zu überleben.
    Aber leider gibt es eine populäre »Tatsache«, die stimmt.
    Im letzten Stadium der Infektion kann ein Tropfen Blut
    eines Infizierten, ein einziger Milliliter, hundert Millionen Virenpartikel enthalten.
    Das Ebola-Virus ist ein ebenso einfacher wie geheimnis-
    voller Organismus. Wie die anderen Fadenviren ist dieser
    mikroskopisch kleine Faden nur bei einer Vergrößerung
    um das Hunderttausendfache zu sehen. An einem Ende ist
    er charakteristisch verdreht und gewunden. Wegen dieser
    Eigenschaft nennen Virologen ihn »Krückstock«.
    Strukturell gesehen besteht Ebola aus einem einzigen
    Strang Ribonucleinsäure, die den genetischen Kode des
    Virus enthält. Er befindet sich in einer Hülle aus sieben
    verschiedenen Proteinen. Drei dieser Proteine sind mitt-
    lerweile teilweise entschlüsselt, aber über die vier anderen weiß man so gut wie nichts. Struktur und Funktion dieser
    vier Proteine bleiben ein Rätsel, aber ihre Kombination ist
    tödlich. Das Virus scheint speziell für den Angriff auf den
    Blutkreislauf konzipiert zu sein. Gleichzeitig ist das
    menschliche Immunsystem anscheinend vollkommen un-
    fähig, es wirksam zu bekämpfen.
    Außerdem ist Ebola, um es in der spannenden Termi-
    nologie der Virologen zu formulieren, ein schlecht ange-
    passter Parasit. Ein gut angepasster Parasit lebt gewisser-
    maßen in Harmonie mit seinem Wirt. Die Beziehung zwi-
    schen den beiden entwickelt sich fast zu einer Symbiose.
    Beide, Wirt und Parasit, überleben. Ebola dagegen kann
    Menschen innerhalb eines Tages töten, wobei es selbst
    115
    ebenfalls zugrunde geht, wenn es ihm nicht gelingt, auf ei-
    nen anderen Menschen überzugehen.
    Diese Tatsache lässt darauf schließen, dass Ebola einen
    anderen Wirt hat, ein Säugetier oder einen Vogel, die im
    tropischen Regenwald von Zaire leben. Dieser Wirt trägt
    zwar das Virus in sich, bleibt aber weitgehend davon unbe-
    rührt. Doch bisher hat niemand eine Ahnung, um welchen
    Wirt es sich handeln könnte. Weiterhin impliziert das,
    dass Ebola entweder durch natürliche Mutation entstan-
    den ist, oder aber geschaffen wurde, um das menschliche
    Immunsystem angreifen zu können.
    In

Weitere Kostenlose Bücher