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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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wi-
    der. Perini brüllte ebenfalls, packte Richter von hinten und versuchte, ihn wegzuziehen. Genauso gut hätte er sich an
    einem Felsbrocken versuchen können. Simpson war ir-
    gendwo links von Richter und schrie, er solle aufhören.
    Die beiden DCPP-Beamten standen vor Schreck wie an-
    gewurzelt. Richters unvermittelter und unerwarteter An-
    griff schien sie paralysiert zu haben. Sie hielten Lomas
    noch an den Armen fest.
    Und Richter wuchtete sein Messer weiter durch Lomas’
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    Leib. Die Klinge durchtrennte Haut, Fett, Blutgefäße und
    den Darm. Blut spritzte aus der klaffenden Wunde auf
    Richters Hände und Unterarme, durchtränkte die Vorder-
    seite seiner kugelsicheren Weste und seiner Jeans und
    tropfte auf den Kies. Perini trat ein wenig zurück, und nun
    musste Richter aufhören. Denn der Italiener setzte ihm die
    kalte Mündung seiner Beretta 92 an die Schläfe.
    Simpson packte Richters linken Arm und zog ihn von
    Lomas weg, der zu Boden sackte, als die beiden DCPP-
    Beamten ihn endlich losließen. Der Russe sank ungelenk
    in der Pfütze seines eigenen Blutes zusammen. »Sie hinter-
    hältiger, beschissener Dreckskerl!«, fauchte Simpson. »Sie
    haben meinen ausdrücklichen Befehl missachtet. Ich habe
    Ihnen gesagt, dass wir Lomas lebendig wollten.«
    »Zu schade!«, fuhr Richter ihn an. »Denn ich wollte ihn
    tot sehen. Wenn es nach Ihnen ginge, säße er jetzt in ei-
    nem behaglichen sicheren Haus, würde etwa ein Jahr lang
    mit Samthandschuhen verhört und dann den Russen –
    oder für wen auch immer er jetzt arbeitet – mit einem Ent-
    schuldigungsschreiben zurückgeschickt. Sie hätten ver-
    mutlich nicht mal etwas Brauchbares aus ihm herausbe-
    kommen. Dieser Mistkerl hat Raya Kosov umgebracht, die
    ich beschützen sollte. Ich glaube an das alte biblische Ge-
    setz: Auge um Auge.«
    Hinter den beiden Männern war die Hölle losgebro-
    chen. Jemand hatte ein Handtuch aus dem Haus geholt,
    und die beiden DCPP-Beamten drückten es fest auf Lo-
    mas’ Bauch, um wenigstens zu versuchen, die Blutung zu
    stoppen. Perini hatte jedes Interesse an Richter verloren,
    nachdem der das Messer herausgezogen hatte, und blaffte
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    Befehle in sein Headset. Simpson hatte nur Augen für Lo-
    mas, weil er wissen wollte, ob der Russe noch am Leben war und sie die Situation vielleicht noch retten konnten.
    Als er sich wieder umdrehte, war Richter wie vom Erdbo-
    den verschluckt.

    Kandíra, Südwestkreta

    Inspektor Lavat zog sich die Papiermaske fester über den
    Mund und überprüfte den Sitz seiner Hand- und Über-
    schuhe. Dr. Gravas musterte ihn kritisch von Kopf bis Fuß
    und nickte. Sie waren bereit, obwohl sie stark vermuteten,
    dass dieser Besuch nicht lange dauern würde.
    Jakob war zwar nicht sehr hilfsbereit gewesen, am Ende
    jedoch waren sie zu dem Schluss gekommen, dass es sich
    bei diesem anderen Gast, dem »Griechen«, vermutlich um
    Nico Aristides gehandelt hatte. Er war der einzige Angehö-
    rige von Spiros’ Familie, der in Kandíra lebte. Es hatte zwei kostbare Stunden gekostet herauszufinden, wo genau er
    wohnte. Verantwortlich dafür war der angeborene Wider-
    wille der Kreter, einem Polizisten oder überhaupt einem
    Beamten Informationen zu geben.
    Zu behaupten, dass die Kreter die Polizei hassen, wäre
    übertrieben, aber sie mögen sie nicht sonderlich und miss-
    trauen ihr. Die Polizei verhält sich ihnen gegenüber eben-
    falls reserviert. Nicht zuletzt deshalb, weil die Kreter von allen westeuropäischen Nationen mit Abstand am besten
    bewaffnet sind. Fast jede Familie besitzt eine Waffe, von
    Pumpguns bis hin zu Maschinenpistolen, von einfachen
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    Pistolen ganz zu schweigen. So eine hat offenbar jeder.
    Und sämtliche Waffen weisen ein gemeinsames Merkmal
    auf: Sie sind nicht registriert.
    Als Lavat jetzt an Nicos Tür klopfte, reagierte niemand.
    Vielleicht war Nico ja beim Fischen oder genehmigte sich
    ein Gläschen. Die Wohnungstür war abgeschlossen, un-
    gewöhnlich für Kandíra. Nico hatte sich das vor langer
    Zeit angewöhnt, kurz nachdem er begonnen hatte, die Ge-
    genstände zu »veräußern«, die sein Onkel illegal vom Mee-
    resboden holte.
    Lavat war jedoch befugt, sich mit Gewalt Zutritt zu der
    Wohnung zu verschaffen. Der Polizist setzte die Brech-
    stange fest zwischen Tür und Pfosten unmittelbar über
    dem Schloss an. Er drückte, doch einige Sekunden passier-
    te gar nichts. Dann gab das Schloss mit einem plötzlichen
    Knacken nach, und die Tür schwang nach

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