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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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In spätestens einer Minute musste er das Feld er-
    reichen, auf dem der Hubschrauber gelandet war. Und er
    war, was nur Simpson wusste, ein ausgebildeter Hub-
    schrauberpilot.
    Er hatte in der Royal Navy als Pilot gedient und war zu-
    nächst auf Starrflüglern geschult worden. Dann hatte er
    sich seine ersten Sporen auf der Gazelle verdient. Er war
    bei zwei Staffeln stationiert gewesen und hatte zunächst
    eine Wessex 5 und dann eine Sea King geflogen, bevor er
    zu den Sea Harriers versetzt worden war. Einen Helikopter
    zu fliegen, ist wie Fahrradfahren: Hat man es einmal ge-
    lernt, vergisst man es nicht mehr.
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    Richter sah die Parkbucht hinter der Kurve, trat hart auf
    die Bremse, bis er deutlich langsamer wurde, und suchte
    die Straße nach Gegenverkehr ab. Es kam niemand, also
    fuhr er weiter, bis er fast neben der Parkbucht war. Dann
    schlug er das Lenkrad scharf nach links ein, zog gleichzei-
    tig die Handbremse und schleuderte über die Straße in die
    Parkbucht. Der Alfa kam mit der Schnauze in die Richtung
    zum Stehen, aus der Richter gekommen war.
    »Ganz nett«, murmelte er, stieß die Wagentür auf und
    lief los, quer über das Feld.
    Richter war aufgefallen, dass Vento in einem der Wagen
    mitgefahren war, also befand er sich vermutlich noch in
    der Nähe der Villa. Er lief zu dem Helikopter, legte die
    Hand auf den Griff der Cockpittür und schickte ein Stoß-
    gebet zum Himmel, dass Vento sie nicht abgeschlossen
    haben möge.
    Flugzeuge sind nicht wie Autos. Jeder halbwegs intelli-
    gente Jugendliche – vor allem in Süditalien – weiß, wie
    man einen Wagen innerhalb weniger Minuten kurz-
    schließt, und kann ihn auch steuern. Bei Flugzeugen ver-
    hält sich das etwas anders. Um einen einfachen Standard-
    kreis zu absolvieren – um auf das Rollfeld zu kommen, zu
    starten, eine Schleife um den Flughafen zu fliegen und
    wieder zu landen, und das mit einer einfachen einmotori-
    gen Maschine –, braucht es etwa fünfzehn Stunden Aus-
    bildung. Um ein kompetenter Amateurpilot zu werden,
    benötigt es mindestens fünfzig Stunden. Aus diesem
    Grund werden nur selten Flugzeuge gestohlen. Deshalb
    schließen Piloten ihre Maschinen auch für gewöhnlich
    nicht ab.
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    Wie Richter gehofft und erwartet hatte, öffnete sich die
    Tür problemlos. Er kletterte geschickt auf den Pilotensitz.
    Er hatte Perini auf dem Hinflug nur aus einem Grund ge-
    beten, neben dem Piloten sitzen zu dürfen. Er wollte genau
    mitbekommen, wie Vento die Maschine startete. Und jetzt
    absolvierte Richter genau dieselben Handgriffe wie zuvor
    Vento.
    Zwei Minuten nachdem er die Cockpittür geöffnet hat-
    te, arbeiteten beide Triebwerke, und die Rotoren drehten
    sich langsam. Dreißig Sekunden später war er startbereit.
    Er schickte ein lautloses Gebet an die Götter, die über das
    Wohlergehen solcher Piloten wachten, die für die Maschi-
    nen, die sie flogen, nicht qualifiziert waren. Dann zog er
    die Steuersäule zurück und schob den Collective-Hebel
    hoch, der die Schubkraft der Triebwerke und den Winkel
    des Hauptrotors kontrollierte. Die Agusta hüpfte etwas
    ruckartig in die Höhe.
    Es war sicher nicht Richters elegantester Start, aber er
    hatte den Boden verlassen, und nur das zählte. Er schob
    den Collective-Hebel noch ein Stück nach oben, trat sanft
    auf das linke Ruderpedal und zog die Steuersäule weiter
    zurück und nach links. Der Helikopter drehte scharf nach
    backbord ab und wurde schneller. Als Richter in den Hori-
    zontalflug ging und die Agusta über eine Pappelgruppe am
    Rand des Feldes fegte, wusste er, dass er es schaffen würde.

    Perini erlebte derweil einen unerwarteten Glücksfall. Der
    Rettungshubschrauber würde frühestens in zehn Minuten
    eintreffen, doch plötzlich bremste eine schwarze BMW-
    Limousine am Ende der Einfahrt zur Villa ab. Dort stan-
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    den immer noch Perinis Männer, ihre Waffen locker in
    den Händen. Der Fahrer spähte neugierig zu dem Haus
    hinüber, hielt an und stieg aus. Er umklammerte eine
    schwarze Ledertasche, lief zu Perini, warf einen Blick auf
    Lomas und schob die DCPP-Beamten zur Seite.
    Er zog das durchtränkte Handtuch weg und betrachtete
    entsetzt die klaffende Wunde, die von Lomas’ Nabel bis
    beinahe zum Brustbein reichte. »Per l’amore del Dio!« , stieß er hervor, öffnete seine Tasche und entnahm ihr etwa
    ein Dutzend Klammern, mit denen er die größten der
    durchtrennten Blutgefäße abklemmte. Dann improvisierte
    der Arzt mit Gaze und

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