Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
Vom Netzwerk:
gestorben. Überall war
    Blut, auf dem Boden, an Wänden und Türen, ein stummes
    Zeugnis für die verzweifelten und vergeblichen Versuche
    des jungen Mannes, dem Killer zu entfliehen, der ihn von
    innen heraus vernichtete.
    »Dasselbe?«, fragte Lavat undeutlich unter der Maske,
    die er sich fest gegen das Gesicht drückte.
    »Dasselbe«, bestätigte Gravas. »Wir sollten uns ihm
    nicht nähern. Versiegeln Sie die Tür zu der Wohnung und
    schließen Sie alle Fenster in diesem Haus. Am besten pos-
    152
    tieren Sie einen Polizisten auf der Straße vor der Haustür.
    Niemand darf dieses Haus betreten, bis die Spezialisten aus
    Amerika eintreffen.«

    Außenbezirk von Matera, Apulien, Italien

    »Wo steckt er?«, schrie Perini. Sein wutverzerrtes Gesicht
    war nur wenige Zentimeter von Simpsons Nase entfernt.
    Der Engländer zog ein Taschentuch heraus, wischte sich
    Speichel von der Wange und zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß es nicht, aber das ist leicht zu erraten. Er wird
    zweifellos einen Ihrer Wagen stehlen und versuchen, die
    Grenze zu erreichen, oder aber zu einem Flughafen zu
    kommen. Er wird Italien so schnell wie möglich verlassen
    wollen.«
    Perini trat einen Schritt zurück und bellte seinen Män-
    nern Befehle zu. Simpson verfolgte, wie zwei DCPP-
    Beamte ihre Posten verließen und den Hügel hinaufliefen,
    in Richtung der Stelle, wo sie ihre Wagen geparkt hatten.
    Dann spürte er Perinis finsteren Blick. »Die französische
    Grenze?«, wollte der Italiener wissen.
    »Gut möglich. Richter kennt sich in Frankreich gut
    aus.«
    Perini schüttelte den Kopf. »Das schafft er nie. Bis nach
    Frankreich muss er zwölfhundert Kilometer durch ganz
    Italien fahren. Ich lasse auf allen nördlichen Ausfallstraßen und Landstraßen Polizeisperren errichten. In einer Stunde
    sind alle Flughäfen und Fährstationen überwacht. Und
    Simpson …« Perini betonte jede Silbe drohend. »Richter
    153
    ist Ihr Mann, damit sind Sie für seine Taten verantwort-
    lich. Bilden Sie sich nicht ein, die Sache wäre damit erle-
    digt.«
    Simpson antwortete nicht, sondern starrte Perini ein-
    fach nur an. Der Italiener senkte als Erster den Blick und
    schaute dann über seine Schulter. Lomas lebte noch, aber
    er hatte starke Schmerzen und wurde zudem aufgrund des
    Blutverlustes ständig schwächer. Die Handtücher, die man
    gegen seinen Bauch drückte, waren blutdurchtränkt. We-
    nigstens verlangsamten sie die Blutung. Dennoch war allen
    klar, dass die Wunde zu groß und zu tief war, als dass
    Handtücher den Blutstrom dauerhaft eindämmen konn-
    ten. Wenn Lomas nicht innerhalb von Minuten ärztlich
    versorgt wurde, würde er sterben.
    Sekunden nach Richters Angriff hatte Perini einen Ret-
    tungshubschrauber angefordert. Er war bereits in Bari ge-
    startet, aber bis zu seinem Eintreffen würde es noch min-
    destens eine Viertelstunde dauern. Perini erwartete, dass
    Lomas hier im Garten der Villa verblutete, ohne dass je-
    mand das verhindern konnte. Falls er starb, wollte Perini
    den Schuldigen vor einem italienischen Gericht wegen
    vorsätzlichen Mordes angeklagt sehen.
    Simpson ging ein Stück zur Seite und setzte sich auf eine
    hölzerne Gartenbank, der zwei Latten fehlten. Seit Richters
    Flucht hatten sich seine Prioritäten geändert. Er war fuchs-
    teufelswild gewesen, als Richter Lomas mit dem Messer
    verletzt hatte, obwohl er die Beweggründe seines Unterge-
    benen nachvollziehen konnte. Trotzdem hätte er alles
    Menschenmögliche getan, um Richter davon abzuhalten.
    Aber Simpson war Realist. Nichts von dem, was er sagte
    154
    oder tat, konnte die Tatsache ändern, dass Lomas fünf Me-
    ter von ihm entfernt im Sterben lag. Jetzt war es das Wich-
    tigste zu verhindern, dass Richter in die Hände der italienischen Polizei oder des SISDE fiel. Er war einfach zu wert-
    voll, und Simpson wollte auf keinen Fall, dass Richter für
    mehrere Jahre in einem italienischen Gefängnis ver-
    schwand.
    Simpson hatte Perini belogen, denn er konnte sich sehr
    genau denken, wohin Richter wollte und was er dort tun
    würde. Im Unterschied zu Perini kannte er noch ein sehr
    wichtiges Detail über Richter.

    Richter hatte mittlerweile zwei Meilen zurückgelegt. Die
    Tachonadel zeigte unverändert Tempo hundertdreißig.
    Aber er fuhr nach Süden, nicht nach Norden.
    Richter hatte einen ausgeprägten Orientierungssinn und
    wusste genau, wo er war. Er fuhr denselben Weg zurück,
    den die vier Wagen auf ihrer Fahrt zu der Villa genommen
    hatten.

Weitere Kostenlose Bücher