Die Virus-Waffe
gestorben. Überall war
Blut, auf dem Boden, an Wänden und Türen, ein stummes
Zeugnis für die verzweifelten und vergeblichen Versuche
des jungen Mannes, dem Killer zu entfliehen, der ihn von
innen heraus vernichtete.
»Dasselbe?«, fragte Lavat undeutlich unter der Maske,
die er sich fest gegen das Gesicht drückte.
»Dasselbe«, bestätigte Gravas. »Wir sollten uns ihm
nicht nähern. Versiegeln Sie die Tür zu der Wohnung und
schließen Sie alle Fenster in diesem Haus. Am besten pos-
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tieren Sie einen Polizisten auf der Straße vor der Haustür.
Niemand darf dieses Haus betreten, bis die Spezialisten aus
Amerika eintreffen.«
Außenbezirk von Matera, Apulien, Italien
»Wo steckt er?«, schrie Perini. Sein wutverzerrtes Gesicht
war nur wenige Zentimeter von Simpsons Nase entfernt.
Der Engländer zog ein Taschentuch heraus, wischte sich
Speichel von der Wange und zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß es nicht, aber das ist leicht zu erraten. Er wird
zweifellos einen Ihrer Wagen stehlen und versuchen, die
Grenze zu erreichen, oder aber zu einem Flughafen zu
kommen. Er wird Italien so schnell wie möglich verlassen
wollen.«
Perini trat einen Schritt zurück und bellte seinen Män-
nern Befehle zu. Simpson verfolgte, wie zwei DCPP-
Beamte ihre Posten verließen und den Hügel hinaufliefen,
in Richtung der Stelle, wo sie ihre Wagen geparkt hatten.
Dann spürte er Perinis finsteren Blick. »Die französische
Grenze?«, wollte der Italiener wissen.
»Gut möglich. Richter kennt sich in Frankreich gut
aus.«
Perini schüttelte den Kopf. »Das schafft er nie. Bis nach
Frankreich muss er zwölfhundert Kilometer durch ganz
Italien fahren. Ich lasse auf allen nördlichen Ausfallstraßen und Landstraßen Polizeisperren errichten. In einer Stunde
sind alle Flughäfen und Fährstationen überwacht. Und
Simpson …« Perini betonte jede Silbe drohend. »Richter
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ist Ihr Mann, damit sind Sie für seine Taten verantwort-
lich. Bilden Sie sich nicht ein, die Sache wäre damit erle-
digt.«
Simpson antwortete nicht, sondern starrte Perini ein-
fach nur an. Der Italiener senkte als Erster den Blick und
schaute dann über seine Schulter. Lomas lebte noch, aber
er hatte starke Schmerzen und wurde zudem aufgrund des
Blutverlustes ständig schwächer. Die Handtücher, die man
gegen seinen Bauch drückte, waren blutdurchtränkt. We-
nigstens verlangsamten sie die Blutung. Dennoch war allen
klar, dass die Wunde zu groß und zu tief war, als dass
Handtücher den Blutstrom dauerhaft eindämmen konn-
ten. Wenn Lomas nicht innerhalb von Minuten ärztlich
versorgt wurde, würde er sterben.
Sekunden nach Richters Angriff hatte Perini einen Ret-
tungshubschrauber angefordert. Er war bereits in Bari ge-
startet, aber bis zu seinem Eintreffen würde es noch min-
destens eine Viertelstunde dauern. Perini erwartete, dass
Lomas hier im Garten der Villa verblutete, ohne dass je-
mand das verhindern konnte. Falls er starb, wollte Perini
den Schuldigen vor einem italienischen Gericht wegen
vorsätzlichen Mordes angeklagt sehen.
Simpson ging ein Stück zur Seite und setzte sich auf eine
hölzerne Gartenbank, der zwei Latten fehlten. Seit Richters
Flucht hatten sich seine Prioritäten geändert. Er war fuchs-
teufelswild gewesen, als Richter Lomas mit dem Messer
verletzt hatte, obwohl er die Beweggründe seines Unterge-
benen nachvollziehen konnte. Trotzdem hätte er alles
Menschenmögliche getan, um Richter davon abzuhalten.
Aber Simpson war Realist. Nichts von dem, was er sagte
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oder tat, konnte die Tatsache ändern, dass Lomas fünf Me-
ter von ihm entfernt im Sterben lag. Jetzt war es das Wich-
tigste zu verhindern, dass Richter in die Hände der italienischen Polizei oder des SISDE fiel. Er war einfach zu wert-
voll, und Simpson wollte auf keinen Fall, dass Richter für
mehrere Jahre in einem italienischen Gefängnis ver-
schwand.
Simpson hatte Perini belogen, denn er konnte sich sehr
genau denken, wohin Richter wollte und was er dort tun
würde. Im Unterschied zu Perini kannte er noch ein sehr
wichtiges Detail über Richter.
Richter hatte mittlerweile zwei Meilen zurückgelegt. Die
Tachonadel zeigte unverändert Tempo hundertdreißig.
Aber er fuhr nach Süden, nicht nach Norden.
Richter hatte einen ausgeprägten Orientierungssinn und
wusste genau, wo er war. Er fuhr denselben Weg zurück,
den die vier Wagen auf ihrer Fahrt zu der Villa genommen
hatten.
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