Die Virus-Waffe
Zündkabel kurz. Von mir
aus beschlagnahmen Sie ein vorbeifahrendes Fahrzeug
oder nehmen Sie den BMW des Arztes. Es ist mir völlig
egal. Hauptsache, Sie schaffen Ihren Hintern zum Hub-
schrauber, starten und finden Richter.«
Während sich Vento und der DCPP-Fahrer eilig ent-
fernten, blickte Perini erneut auf die Karte und nickte zu-
frieden. »Jetzt sitzt er in der Falle«, sagte er. »Er schafft es unmöglich bis zum Flugplatz. Wir haben ihn.«
161
7
Dienstag
Flughafen von Brindisi, Papola-Casale,
Apulien, Italien
Richter hatte Brindisi schon fast erreicht. Vento hatte nicht übertrieben, was die Geschwindigkeit der Agusta anging.
Richter flog mit fast einhundertfünfzig Knoten in zweitau-
send Fuß Höhe. Er hätte auch niedriger fliegen können,
aber er fürchtete, mit einem Tiefflug mehr Aufmerksam-
keit auf sich zu ziehen, als wenn er die übliche Flughöhe
einhielt. Außerdem musste er in dem Fall auch nicht auf
Hochspannungsleitungen, Masten, Geländeerhebungen
und andere Hindernisse achten. Gleichzeitig flog er tief
genug, um keinem anderen Flugzeug in die Quere zu
kommen.
Die Entfernung zwischen Matera und Brindisi betrug
ungefähr siebzig Meilen Luftlinie. Das machte bei Richters
Fluggeschwindigkeit eine knappe halbe Stunde. Als Perini
den Befehl gab, die Kontrollpunkte einzurichten, war die
Agusta noch knapp fünf Minuten vom Flugplatz entfernt,
und Richter befand sich bereits im Sinkflug.
Wie jeder gute Pilot hatte auch Vento einen Zettel mit
den Frequenzen von Brindisi am Klemmbrett der Instru-
mententafel befestigt. Als Richter die Agusta jetzt in eine
162
scharfe Rechtskurve über Punta Penne zog, stellte er die
Frequenz 118,1 ein und rief den Tower von Brindisi.
»Brindisi von Helikopter Lima Whisky auf dreihundert
Fuß über Punta Penne.«
»Lima Whisky von Brindisi, Roger. Was wollen Sie?«
»Lima Whisky würde gern auftanken, Sir. Wir sind ein
bisschen knapp.«
»Roger, Lima Whisky. Frei für Sichtlandeanflug neben
den beiden nördlichen Hangars. Warten Sie dort auf einen
Tankwagen. Wechselhafter Wind. Die aktive Landebahn
ist die drei zwo. Halten Sie sich von der aktiven Landebahn
fern, wir haben starken Zivilluftfahrtverkehr.«
»Danke, Brindisi. Verstanden.«
Richters Spekulation war aufgegangen. Als er den Flug-
hafen in niedriger Höhe aus Richtung Punta Penne anflog,
hatte er gehofft, dass der Towercontroller ihn anweisen
würde, nördlich von der aktiven Landebahn herunterzu-
gehen. Das bedeutete, er konnte die Agusta nicht allzu weit
von seiner geparkten Sea Harrier entfernt absetzen.
Zwei Minuten später fuhr Richter das Fahrgestell aus
und landete den Hubschrauber knappe fünfzig Meter von
seiner Maschine entfernt. Er schaltete alle Systeme aus und
betätigte die Rotorbremse etwas früher, als ihm lieb war.
Aber er hatte es eilig. Er kletterte aus dem Cockpit und
trabte zu dem Gebäude der Staffel, in dem er mit Simpson
geredet hatte.
163
HMS Invincible,
Ionisches Meer
Etwa eine Stunde zuvor hatte die Invincible zwei Knoten mehr Fahrt aufgenommen und ihren Kurs leicht geändert.
Die Geschwindigkeit, mit der sich Gerüchte auf dem Schiff
verbreiteten, verblüffte Neuankömmlinge immer wieder,
und besonders überraschte, dass diese Gerüchte für ge-
wöhnlich zutrafen. Kaum erhöhte der Maschinenraum die
Fahrt, verbreitete sich unter Deck die Neuigkeit, dass der
geplante Landgang in Athen gestrichen oder zumindest
verschoben worden wäre und das Schiff Kurs auf Kreta
nähme.
»Was zum Teufel haben wir auf Kreta zu schaffen?« Die
Stimme des Lieutenants, der gerade eine Kanne mit Kaffee
füllte, klang irgendwie nörglerisch. »Meine Frau fliegt
morgen nach Athen. Was soll sie die ganze Zeit allein dort
machen, während wir im Mittelmeer herumschippern?«
»Das bringt ein Leben in Uniform so mit sich, Kumpel.
Du magst die Scheiß-Navy vielleicht nicht, aber die Navy
mag es, dich anzuscheißen. Außerdem wirst du in zehn
Minuten erfahren, was wir dort sollen. Der Alte wird uns
über das CCTV instruieren. Wie deine Frau sich allerdings
die Zeit in Athen vertreiben wird, wo es vor geilen Grie-
chen nur so wimmelt, steht auf einem ganz anderen Blatt.«
Die Offiziersmesse füllte sich rasch. Da keine Flugein-
sätze geplant waren und die Besatzung sich bereits auf den
Landgang einstellte, hatten die meisten Offiziere frei. Als
auf dem großen Fernsehschirm in der Ecke des Raumes
164
nun ein vertrautes
Weitere Kostenlose Bücher