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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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durchblätterte.
    »Spook, Ihr Typ wird verlangt.«
    Richter sah überrascht hoch. »Von wem?«
    »Vor der Tür lungert ein Bursche mit einem Klemm-
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    brett und einem braunen Umschlag herum. Wenn Sie das
    eine unterschreiben, gibt er Ihnen das andere.«
    »Danke, Malcolm.« Richter stand auf und ging zur Tür.
    Mortensen sah ihm nach. Der Kerl ist wirklich ein
    Schlamper, dachte er. Es verblüffte ihn, dass er den halben
    Streifen des Lieutenant Commanders bekommen hatte,
    aber er vermutete ganz zutreffend, dass Richters unbe-
    streitbares fliegerisches Können in den Augen des Beför-
    derungsausschusses mehr zählte als die Frage, ob seine
    Hemden gebügelt und sein Haar gekämmt waren.
    »Sie haben etwas für mich?«, fragte Richter den Matro-
    sen an der Tür der Messe.
    »Jawohl, Sir. Die Nachricht ist als geheim eingestuft,
    Priorität ›unverzüglich‹ und nur für Sie bestimmt«, fügte
    er mit einem unmerklichen Feixen hinzu.
    »Machen Sie sich über mich lustig?«
    »Nein, Sir. Es stimmt wirklich. Quittieren Sie bitte hier.«
    Richter kritzelte eine unleserliche Unterschrift auf die
    Stelle, auf die der etwas schmutzige Finger des Matrosen
    deutete, fügte Datum und Uhrzeit hinzu und gab dem
    Seemann Kugelschreiber und Klemmbrett zurück. Er
    nahm den Umschlag und riss ihn auf, während er über den
    Korridor zum Kommunikationszentrum auf Deck Fünf
    ging.
    Die GEHEIM-Stempel oben und unten auf dem einzel-
    nen Blatt Papier fielen Richter sofort ins Auge. Er überflog rasch die Nachricht, die in Großbuchstaben gedruckt war.
    Alle militärischen Nachrichtendrucker spucken ihre Nach-
    richten in Großbuchstaben aus. Anschließend las er sie
    noch einmal sorgfältig.
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    »Scheiße!«, sagte er und bog zur Treppe auf der Steuer-
    bordseite ab. Er wollte zum Flyco, wo er vermutlich den
    Air Commander finden würde.

    Kandíra, Südwestkreta

    Das Haus sah genauso aus, wie Lavat und Gravas es ihm
    beschrieben hatten, also wusste Hardin, wohin er sich
    wenden musste. Aber er ging nicht sofort zur Treppe. Zu-
    erst sah er sich in dem winzigen Flur um und achtete auf
    alles, was irgendwie fehl am Platz wirkte. Aber ihm fiel
    nichts auf.
    Dann begab er sich in die Küche. Er schaute in die stei-
    nerne Spüle, über der einige Fliegen aufgeregt brummten.
    Im Spülstein standen ein Teller mit einem Rest Käse, eine
    Schüssel mit einem Dutzend schwarzer Oliven und einigen
    Kernen und eine schmierige Tasse, die zur Hälfte mit
    schwarzem Kaffee gefüllt war. Hardin öffnete vorsichtig
    die Schublade darunter, in der sich ein buntes Durchein-
    ander von Besteck befand, und inspizierte dann die beiden
    Schränke. Darin standen Teller in verschiedenen Größen
    und Geschirr aus Steingut sowie etwa ein halbes Dutzend
    Pfannen. Der Herd war uninteressant, aber Hardin unter-
    suchte einige Minuten lang die Werkzeugkiste, die er ne-
    ben der Küchentür gefunden hatte.
    Eine weitere Tür am Ende der Küche führte in ein win-
    ziges Badezimmer, das offenbar später an das Haus ange-
    baut worden war. Es enthielt eine Toilette, ein kleines
    Waschbecken und eine Duschkabine. Aus dem Brausekopf
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    tröpfelte Wasser, das eine rostbraune Spur in der Wanne
    hinterlassen hatte. Es sah nicht so aus, als hätte Spiros die Dusche häufig benutzt. Was er ja auch nicht musste, dachte Hardin ironisch, wenn er fast jeden Tag im Mittelmeer
    getaucht ist.
    An der Wand über dem Waschbecken hing ein kleiner
    Schrank, der ebenfalls keine Überraschungen bot. Ein
    Stück Seife, eine kleine Flasche Shampoo, ein Nassrasierer
    mit einem halben Dutzend Ersatzklingen und zwei Dosen
    Rasierschaum. Das war alles.
    Hardin ging wieder in das Wohnzimmer zurück, schal-
    tete das Deckenlicht an, sah sich um und trat dann an den
    zerschrammten Holztisch. Etwa auf der Mitte der Tisch-
    platte standen eine leere Flasche Scotch, daneben eine leere Bierflasche. Vermutlich hatte Spiros sich an Whisky gehalten, während sein Neffe Bier getrunken hatte, oder umge-
    kehrt. Natürlich nur vorausgesetzt, dass Nico mit seinem
    Onkel von Jakobs Bar hierher gegangen ist, was wahr-
    scheinlich war.
    Das alles sah zunächst ganz normal aus. Doch bei nähe-
    rer Betrachtung des Tisches fielen Hardin die Dinge auf,
    die man nicht auf einem Esstisch erwarten würde. Die
    Schraubenzieher zum Beispiel, eine Zange und eine Eisen-
    säge mit einem kaputten Sägeblatt. Sie alle gehörten ei-
    gentlich in den Werkzeugkasten.
    Hardin beugte sich vor und betrachtete

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