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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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müssen. Das hat aber Zeit bis zu meinem nächsten Besuch in der Festung." Für eins war Boz dankbar - dass er keine Kinder hatte, die der Rache Lord Morlens ausgeliefert waren. Er nahm allen Mut zusammen und brachte seine Zunge zum Sprechen. „Es ist noch etwas passiert, Herr."
    Dradin Hester und Dra Jem stiegen über die Trümmer der eingestürzten Burg und suchten nach Verletzten. Hester strauchelte, lehnte aber Jems stützenden Arm ab. Sie war die Oberdradin - sie würde keine Schwäche zeigen, nur weil die meisten Gebäude von einem unvorhergesehenen Erdbeben bis auf die Grundmauern zerstört worden waren.
    Sie und Jem waren systematisch durch die Ruinen gestreift und hatten dutzende von Schülern und Heilern aufgesammelt. Die größeren Versammlungshallen und der Speisesaal waren völlig zerstört, die kleineren Hallen und einige Räume der Krankenstation waren jedoch stehen geblieben. Die meisten Unterrichtsgebäude mit den großen Klassenzimmern und den unersetzlichen Kunstschätzen waren verwüstet. Auch die Schlafhäuser der Schüler sahen schlimm aus, Deckenbalken staken durch eingestürzte Dächer wie um Hilfe rufende Finger. Zum Glück waren die meisten Schüler von ein paar Quetschwunden abgesehen unversehrt. Einige jedoch wurden noch vermisst, unter ihnen auch der, nach dem Hester am meisten suchte - ihr Neffe Bern, der viel versprechende neue Dra. Am Ende des Gartens zum Wald hin bemerkte Hester einen Haufen Steine. Verdutzt drehte sie sich zu Dra Jem um. „Was ist denn das für ein Ort? Ich erkenne ihn nicht."
    Jem schüttelte den Kopf. „Verzeiht, Dradin, ich weiß es auch nicht."
    „Wir sehen besser nach, ob dort jemand verschüttet ist." Hester empfand eine seltsame Abneigung, den Steinhaufen zu untersuchen. Verärgert versuchte sie, einen der Steine wegzuschieben. Er ließ sich nicht bewegen. Das war seltsam. Und unter ihren Füßen schien sich eine Art Treppe zu befinden. Wer hat da unerlaubte Zauber ausprobiert?
    Sie stiegen die Treppe hinauf und kamen in einen Raum, der für den Steinhaufen, den sie von außen gesehen hatten, viel zu groß war. Trübes Licht machte es schwer, etwas zu erkennen. Hester stolperte fast über einen Körper, der über der Türschwelle lag.
    „Bern", sagte Jem tonlos.
    „Nein", sagte sie, „das kann nicht sein."
    „Es ist Bern", wiederholte er, „in seiner Brust steckt ein
    Messer."
    „Nein", wiederholte sie, aber ihre Augen hatten sich an das Dämmerlicht gewöhnt, eine Verwechslung war unmöglich. Sie sah Blutschlieren, die zum Teil von einer Jacke bedeckt waren. Und eine Blutspur rann am Boden entlang und endete abrupt an einer Stelle, wo einst Künstler die Insignien von Bellandra, das Schwert und den Kristall, eingraviert hatten. In dem großen Raum lagen drei weitere leblose Körper, die Köpfe nah beieinander. Dradin Hester wusste, dass sie sie untersuchen musste, aber das hätte bedeutet, über Berns Körper hinwegzusteigen. „Was ist hier nur geschehen?", fragte sie und beugte sich zu ihrem toten Neffen hinab. Der Ausdruck auf seinem Gesicht schockierte sie — der Tod hatte Bern in einer grässlichen Grimasse überrascht. Dra Jem antwortete nicht. „Hilf mir ihn hinauszutragen", sagte sie. „Dann holen wir die anderen." Gehorsam half ihr Jem mit dem toten Körper. Berns offene Augen erschreckten Hester so sehr, dass sie Jem bat, sie zu schließen. Sie schämte sich, dass sie sich danach viel besser fühlte. Ihr Neffe! Wie war es möglich, dass er tot war? Und wie war es möglich, dass er im Tod fast teuflische Züge trug?
    „Wir gehen jetzt besser wieder hinein und holen die anderen", sagte sie.
    „Sic sind vielleicht gar nicht tot, Dradin." „Hm. Sie sahen nicht aus, als ob sie schliefen." Weder stiegen sie die Treppe zu dem zerfallenen Haus hinauf, in dem sich unerklärlicherweise ein großer, prächtig verzierter Raum befand - ein Raum, in dem Bern mit einem Messer in der Brust den Tod gefunden hatte.
    Als Dorjan sah, wie Sara das Ebe Elixier trank, schössen ihm die Gedanken wie wild durch den Kopf. Ihre Augen wurden grau, als würden sie von innen von Rauch durchdrängt. Sie hielt immer noch den Becher in der Hand und wirkte wie abwesend. Sie bewegte sich nicht, nur die Farbe ihrer Augen wechselte. Dann begann sie plötzlich zu vergehen, der Becher fiel zu Boden. Als Dorjan die Hand nach ihr ausstreckte, war sie verschwunden.
    Grinsend stellte sich Bern auf die Stelle, wo sie eben noch gestanden hatte. „Verzeiht, ich muss euch allein

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