Die Voegel der Finsternis
hatte, klang Saras Stimme nicht mehr so rau und angestrengt Ruhig hörte Jasper ihren Bericht, wie sie in Seenot geraten und mit Hilfe ihrer Träume bis nach Sliviia gekommen waren. Jasper wackelte mit seinen Fingern und Zehen und überlegte, ob er sie allein durch Willensanstrengung bewegen könnte. Er versuchte, seinen Arm auf diese Weise hochzuheben. Nichts rührte sich. Wie sollte das vor sich gehen? Träumte er oder logen sie? Lügner konnte er riechen wie andere faulen Fisch. Diese beiden rochen nicht nach Lüge. Die Haut des Mädchens war von der Sonne schwer verbrannt - das konnte nur an einem Ort geschehen sein, wo sie der Sonne nicht hatte ausweichen können, zum Beispiel auf dem offenen Meer. Das Merkwürdigste aber war, dass sie den Traumwenstein gefunden hatten. „Ich muss zu ihr“, sagte Dorjan.
„Aber du weißt doch gar nicht, wo sie Maeve gefangen halten", gab Jasper zu bedenken.
„Ich werde sie finden."
„Aber du bist völlig erschöpft", sagte Sara. „Wie willst du das schaffen?"
Wie konnte Maeves Bruder sie ausfindig machen, ohne zu wissen, wo sie war? Aber er hat auch den Traumwenstein gefunden. „Nimm mich mit", sagte Jasper. „Ich kann niemanden mitnehmen. Hoffentlich ist sie allein, wenn ich sie finde. Allein und schlafend, das wäre das Beste."
„Warte", sagte Jasper, „und wenn sie nicht allein ist? Ich kann kämpfen. Was ist, wenn du kämpfen musst?" Seine Frage hing in der sonnigen Morgenluft „Ich habe erst einmal versucht, einen anderen Menschen mit auf die Traumreise zu nehmen. Und Sara kenne ich." Dorjan hob bedauernd die Hände. „Mich kennst du jetzt auch", sagte Jasper. „Nicht gut genug, um dich im Traum zu finden und deinen Geist dazu zu bringen, mir mit dem Körper zu folgen."
Jasper fragte sich, ob er allmählich irre wurde. Dieses Gerede von Geist, Körpern und Träumen machte für ihn keinen Sinn. „Was machst du, wenn sie bewacht wird? Ich fürchte mich nicht vor Lords und Wachen. Ich sage dir doch, ich werde für Maeve kämpfen." Er wollte Dorjan im Nacken packen und ihm zeigen, wozu er in der Lage war. Dorjan musste einfach einsehen, dass es besser wäre, ihn mitzunehmen.
„Er hat Recht, Dorjan", mischte Sara sich ein. „Und mich wirst du auch brauchen."
Dorjan sah Jasper fest in die Augen. „Wenn ich versuche, dich mitzunehmen, könnte alles schief gehen. Vielleicht habe ich dann nicht mehr genug Kraft, uns zurückzubringen."
„Aber dort kann ich dir helfen", beharrte Jasper. Dorjan seufzte. „Also gut, Jasper. Wenn ich es schaffe. Aber dich will ich nicht mitnehmen, Sara. Es ist zu gefährlich."
Sara sah ihn groß an. „Für mich ist es weniger gefährlich als für dich. Außerdem, wenn du nicht zurückkommst, wie soll ich dich dann finden?" Dorjan schüttelte den Kopf.
„Bitte", sagte sie und das klang wie ein Befehl, „lass mich dir helfen."
Schließlich willigte Dorjan ein, aber seine Augen waren voll Sorge. Er seufzte. „Also gut. Wir brauchen einen Unterschlupf, wo wir uns eine Weile ausruhen können. Und du musst aus der Sonne, Sara." „Hätte ich doch nur deine Haut", sagte sie. Beide wandten sich an Jasper. „Gibt es hier irgendwo einen schattigen Ort, wo wir nicht gestört werden?", fragte Dorjan.
Jasper überlegte, wie es sein würde, im Traum an einen anderen Ort gebracht zu werden. „Ich weiß nicht", antwortete er. Er ließ seine Augen über den Strand von
Mantedi streifen, wo die Freigeborenen hausten. „Wir müssen uns etwas suchen."
Als sie aufstanden, konnte Jasper sich kaum noch aufrecht halten. Ein großartiger Kämpfer war er, vor Müdigkeit wusste er nicht einmal, wohin er gehen sollte. Er hob den schlafenden Jungen auf Fortuna und trieb die Stute an.
Erschöpft taumelten sie am Strand entlang und suchten die Gegend ab. Überall standen dürre Baumgruppen, unter denen Menschen lagerten, nur wenige waren verlassen. Schließlich fanden sie unweit der Stadtmauer ein geeignetes Lager.
Jasper band Fortuna an einen Ast und versuchte, Devin zu wecken, um ihn über ihre Pläne zu informieren. Der Junge aber schlief so fest, dass er nicht einmal aufwachte, als Jasper ihn auf die Füße stellte. Jasper machte sich Sorgen, weil sie womöglich verschwunden wären, wenn Devin aufwachte, doch das ließ sich nun nicht mehr ändern. Das Wichtigste war, Maeve zu finden. Seine Knochen sagten ihm, dass sie nicht länger warten durften. Devin war ein schlaues Kerlchen. Er würde bei Fortuna bleiben. Jasper legte den Jungen
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