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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Sand verankert.
    Jasper entkleidete sich bis auf sein Lendentuch und ging barfuß dicht am Ufer entlang. Vom kalten Wind bekam er eine Gänsehaut. Ihn grauste die Vorstellung, gleich ganz im kalten Wasser unterzutauchen. Er war kein guter Taucher und konnte nicht lange die Luft anhalten.
    „Pass gut auf, Devin. Ich geh jetzt rein."
    Er machte ein paar Schwimmzüge ins Meer hinaus. Die Kälte schloss sich wie eine Klammer um seinen Körper. Die meiste Zeit konnte er unter seinen Zehen den Sand spüren, als er aber an die Stelle kam, wo er den Stein vermutete, sackte der Boden plötzlich unter ihm weg. Er tauchte und suchte den schlammigen Meeresboden ab, das Salzwasser brannte ihm in den Augen. Hunderte kleiner Steine schienen dort zu liegen. Er fühlte sie mehr mit den Händen, als dass er sie mit den Augen erkennen konnte. Manche brachte er nach oben, aber keiner war der Traumwenstein. Seine Zähne klapperten, so kalt war ihm. Er hoffte, die aufgehende Sonne würde ihn bald ein wenig wärmen. Wieder holte er Luft, tauchte nach unten, tastete den Meeresboden ab und versuchte, in der Düsternis etwas zu erkennen.
    Dann bekam seine Hand ein schlingerndes Etwas zu fassen, das sich wie Stoff anfühlte. Er hielt es fest und brachte es nach oben. Als er aber sah, was er gefunden hatte, musste er ein Schluchzen unterdrücken. Es war Maeves zerrissenes Tuch, in dem immer noch die zwei schweren Goldstücke lagen.
    Er blickte über das Wasser und merkte sich die Stelle, wo er es gefunden hatte. Irgendwo dort unten musste auch der Traumwenstein liegen.
    Er schwamm zu Devin zurück. Dort wrang er das Tuch aus und band es sich um den Arm. Das Gold steckte er in die Innentasche seines Hemdes, das am Ufer lag.
    Als er sich auf den nächsten Tauchgang vorbereitete, sah er plötzlich etwas, das sein Blut zum Gefrieren brachte. Am Rand des Wassers wateten zwei Gestalten aus der Brandung. Eine, ein großer, junger Mann, stützte sich auf die andere, ein Mädchen. Beide trugen triefende Kapuzenjacken über ihren nassen Kleidern und sahen aus, als könnten sie sich kaum auf den Beinen halten. Der junge Mann hielt etwas in der Hand, etwas, das an ein aufgeweichtes Stück Stoff gebunden war. Den Traumwenstein!
    Wie konnten diese Fremdlinge es wagen, Maeves Schatz zu stehlen! Jasper rannte zu ihnen und stürzte sich auf sie. Sie fielen in den Sand und rangen nach Luft. Jasper, bereit zu töten, ergriff den Stein, ohne dass der junge Mann sich wehrte. Das Mädchen kam schwer atmend wieder auf die Beine und schlug mit der Faust nach ihm. Sich duckend wich Jasper ihr aus und wurde im selben Augenblick von einer kleinen Gestalt angesprungen. Vor Überraschung fiel er längs hin. Devin! Devin versuchte, gegen ihn zu kämpfen.
    „Halt!", schrie Devin. „Hör auf, Jasper." Jasper sprang auf und packte den Jungen. „Was tust du? Das ist Maeves Stein. Sie dürfen ihn nicht bekommen." Er wich vor dem Mädchen zurück, die Zorn entbrannt auf ihn zukam.
    „Aber ich kenne ihn", schrie Devin, „er kennt Maeve."
    „Du kennst ihn?" Jasper starrte zu dem Mädchen, das stehen geblieben war und Devin erstaunt ansah. Hinter ihr versuchte ihr Begleiter auf die Füße zu kommen. Devin nickte heftig. „Er ist gut, Jasper. Er hat mir und Maeve geholfen."
    „Wann? Wann hat er euch geholfen?" „In einem Traum!"
    Jasper schüttelte verwirrt den Kopf. Er verstand nicht, was Devin meinte, und sah erst zu dem Jungen und dann zu dem dunkelhäutigen jungen Mann. Konnte dieser Fremde auf dem Strand derselbe sein, von dem Maeve ihm erzählt hatte, den, den sie im Traum getroffen hatte? Maeve würde nicht wollen, dass er diesen Leuten etwas antat, wenn sie Freunde waren. Waren es Freunde? Jasper musterte die Fremden genauer. Die Haut des Mädchens war von der Sonne verbrannt, ihre Lippen tief aufgesprungen. Ihre dunkel geränderten Augen blitzten zornig. „Wer bist du?", fragte Jasper.
    „Ich bin Sara", sagte sie mit merkwürdig rauer Stimme. „Und das ist Dorjan." Sie bückte sich und half dem jungen Mann. Jasper bückte sich ebenfalls, fasste Dorjan am Handgelenk und zog ihn hoch. Er erschrak, wie kalt sich seine Haut anfühlte. Zu kalt. Seine Augen waren blutunterlaufen. Jasper wunderte sich über ihre Farbe - es war genau dasselbe dunkle Blau wie bei Maeve. Dorjan schwankte, fiel fast wieder hin, sein Atem ging in kurzen Stößen. Das Mädchen stütze ihn von der einen, Jasper von der anderen Seite. So schleppten sie ihn bis unter den Pier, wo er erschöpft

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