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Die Vogelfrau - Roman

Die Vogelfrau - Roman

Titel: Die Vogelfrau - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Blatter
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regenbogenfarbige Teil, der liegt jedenfalls auch schon im Labor. Und außerdem fehlt noch der Bericht, ob die Büros auf unsichtbare Blutspuren gecheckt worden sind.«
    »Da müssen Sie sich aber drum kümmern, Cenk. Unbedingt. Und vergessen Sie auf gar keinen Fall die Fingernägel. Die müssen wir so schnell wie möglich haben – vielleicht finden wir ja noch Fasern oder biologische Partikel, die uns weiterhelfen.«
    Während Cenk im Nebenraum mit Meyer von der Spurensicherung telefonierte, las Kommissar Bloch den Obduktionsbericht.
    Kaum hatte Cenk den Raum verlassen, erhob sich Churchill, trottete wie ferngesteuert zu Blochs Platz und legte sich quer über dessen Füße.
    »Blöder Hund«, schimpfte der Kommissar und zog vorsichtig seine Füße unter dem warmen Hundebauch hervor. Dann bückte er sich und beförderte das Tier mit einem sanften Stoß unter den Schreibtisch. »Platz«, sagte er, jedoch ohne rechten Nachdruck. Der Hund tat doch, was er wollte. Churchill antwortete mit einem leisen Knurren. Es klang fast wie das Schnurren einer Katze.
    Cenk stand grinsend in der Tür. Hatte er ihn die ganze Zeit beobachtet?
    »Sieht ganz so aus, als kämen Sie jetzt völlig auf den Hund, Chef!«
    Bloch zog es vor, nicht zu lachen und widmete sich wieder dem Obduktionsprotokoll. Dort fand sich nichts Neues. Hoffmann war aufgrund massiver Einwirkung von stumpfer Gewalt auf den Schädel zu Tode gekommen. Offensichtlich war es nicht nur ein einziger gut gezielter Schlag gewesen, sondern der Täter hatte, wie in blinder Wut, mindestens drei heftige Hiebe gegen den Kopf des Opfers geführt. Bloch studierte die hässlichen Farbfotos und die komplizierten Schemazeichnungen der Bruchliniensysteme. Der Gerichtsmediziner konnte daraus genau die Reihenfolge der Schläge ablesen. Für Bloch sah es lediglich aus wie ein makabres Puzzle.
    Der erste Schlag war von schräg hinten gegen die rechte Schläfe des Opfers geführt worden und hatte mit ziemlicher Sicherheit zur sofortigen Bewusstlosigkeit, wenn nicht sogar zum Tod geführt. Die beiden anderen Schläge auf den Hinterkopf wären sozusagen gar nicht notwendig gewesen, gaben aber einen klaren Hinweis auf die Stärke des Affektes, der dieser Tat zugrunde lag. Wen hatte Hoffmann so verletzt und gedemütigt, dass er – oder sie – ihm in blinder Wut den Schädel vollständig zertrümmerte? Die Erfahrung zeigte, dass die meisten Tötungsdelikte im direkten Umfeld der Opfer zu finden waren. Und da blieben außer der Assistentin Löble und dem Institutsleiter Gräber nicht viele Personen übrig. Professor Zumkeller aus Zürich war vielleicht ein weiterer Kandidat, den man näher überprüfen musste. Ansonsten hatte die Recherche im Privatleben des Ermordeten wenig Brauchbares erbracht. Hoffmann war nie verheiratet gewesen und schien dementsprechend auch keine Kinder zu haben. Er hatte keine Freunde, nur Kontakte und er besaß definitiv keine Geliebte. Dieses Gerede über seine Liaison mit der Assistentin war offensichtlich nur böswilliges und dummes Geschwätz – Institutstratsch. Es hatte auch in früheren Jahren keine Freundin gegeben. Weiß der Himmel, wo Cenk all diese Informationen ausgegraben hatte, aber das Dossier war von erfreulicher Ausführlichkeit. Bloch nahm noch einen Schluck Kaffee. Eine belebende Wirkung wollte sich zwar nicht einstellen, aber langsam kam er wieder in den Arbeitsrhythmus hinein.
    Hoffmann hatte bis zum Tod seiner Mutter vor fünf Jahren gemeinsam mit ihr eine alte Villa am Stadtrand von Konstanz bewohnt. Nachdem die Mutter gestorben war, hatte er das Haus verkauft und von dem Erlös eine teure Altbauwohnung in der Innenstadt erworben. Er fuhr regelmäßig nach Zürich – und dies nicht nur dienstlich. Keiner wusste so recht, was er dort trieb. Cenk hatte einen gelben Zettel an die Akte geheftet. ›Recherche im Schwulenmilieu?‹, stand dort, versehen mit einem riesigen Fragezeichen.
    Bloch seufzte. Cenk hatte recht. Wenn sich hier ermittlungstechnisch kein roter Faden fand, dann würde ihnen nichts anderes übrig bleiben, als das Nachtleben von Zürich aufzurollen. Eine unangenehme, unübersichtliche Angelegenheit – einmal ganz abgesehen von den Stunden, die er dann im Stau stehen würde. Er mochte gar nicht darüber nachdenken.
    Kommissar Bloch wandte sich dem nächsten Bericht zu.
    Cenk betrat das Zimmer.
    »Das mit den Fingernägeln wurde von den Kollegen tatsächlich total verpennt. Ich hab die Sache sofort in die Wege geleitet. Zwei von

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