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Die Vogelfrau - Roman

Die Vogelfrau - Roman

Titel: Die Vogelfrau - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Blatter
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Ihrem sauberen Chef erlauben – aber Sie sehen ja selbst, er hat jetzt anscheinend genau das bekommen, was er verdiente – was er schon lange verdient hat – und jetzt brechen andere Zeiten an, das können Sie mir glauben. Ganz andere Zeiten brechen jetzt an. Jawohl.«
    »Und ich muss trotzdem darauf bestehen, Herr Gräber ...« Die Stimme der Löble schwankte in einem kreischenden Falsett. »Sie können doch in Ihrer kindischen Wut nicht alles kaputt machen. Er stört doch niemanden – er hat überhaupt niemals jemanden gestört.«
    »Ach Sie – Sie haben doch gar keine Ahnung. Seit er zum ersten Mal in dieses gottverdammte Büro hier reinkam, hat er mich gestört. Auch wenn die Tür gegenüber geschlossen war ... Wenn ich nur wusste, er war da, dann hat er mich gestört. Ich habe ihn von Anfang an gehasst. Jawohl, das kann man so sagen, ich habe ihn gehasst.«
    Bloch wagte kaum zu atmen. Bewegten sie sich hier völlig unerwartet auf ein Geständnis zu? Er fingerte hastig an seinen zahlreichen Jackentaschen herum. Irgendwo musste doch sein Notizblock stecken. Aber es war zu dunkel. So lehnte er sich an die kalte Wand und wartete. Der Wortwechsel setzte sich nach einer kurzen Pause wie erwartet fort.
    »Aber das ist eine Riesenschweinerei, Herr Gräber.« Die Löble versuchte offenbar, sich zu beruhigen und ihre Stimme unter Kontrolle zu bekommen. Es gelang ihr nur unvollkommen. Bloch konnte nur zu gut nachvollziehen, dass ihr metallisch kreischendes Organ Gräber auf die Nerven ging. Auch Brigittes Stimme war für ihn kaum auszuhalten gewesen. Letztendlich war es ihre Stimme gewesen, die den Ausschlag zur Trennung gegeben hatte – davon war er fest überzeugt.
    »Das können Sie unmöglich machen. Damit kommen Sie niemals durch.«
    Steckten die beiden unter einer Decke? Wer setzte hier wen unter Druck? Plante Gräber einen zweiten Mord und die Löble versuchte, ihn davon abzubringen?
    »Es bleibt dabei. Er muss weg. Ich bestehe darauf, ohne Wenn und Aber. Überhaupt werde ich jetzt andere Saiten aufziehen. Ganz andere Saiten. Und wenn Sie nicht kooperieren, Frau Löble, dann sehe ich Ihre Perspektive in diesem Institut nur noch begrenzt. Äußerst begrenzt!«
    »Scheiße.« Die Stellungnahme der Löble war präzise und ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
    Die Tür sprang auf. Bloch stand auf einmal im Licht.
    »Ach, Sie sind auch da? Schnüffler! Was soll das denn – hat er Sie etwa herbestellt? Hat man denn in diesem Laden niemals seine Ruhe?«
    Die schwarzen Haare der Löble standen noch wirrer als sonst in die Luft. Ihr ehemals so ungesund bleiches Gesicht war von hektischen roten Flecken überzogen, die sich bis auf ihren Hals fortsetzten.
    An einer dicken Lederleine zog sie Churchill, den Mops, hinter sich her. Der schwere Hund bewegte sich nur widerwillig.
    »Wenn Sie zu viel Zeit übrig haben, dann nehmen Sie ihn doch«, schnauzte ihn die Löble an und drückte dem völlig verblüfften Bloch die speckige Lederleine in die Hand. Bevor er reagieren konnte, war sie mit Riesenschritten nach unten verschwunden. Bloch hörte ihre Absätze auf der Treppe knallen, das Winseln des Schäferhundes und dann fiel unten eine schwere Tür ins Schloss.
    Gräber stand im Türrahmen und lachte laut. »Jetzt ist sie völlig durchgedreht«, meinte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich habe ja noch nie besonders viel von dieser jungen Kollegin gehalten, aber dass sie sich so aufführen könnte ... Und dann diese Wortwahl – absolut inakzeptabel.« Er fuhr sich mit der flachen Hand über den schütteren Haarkranz. »Aber ganz egal wie sie sich benimmt, ich kann es auf gar keinen Fall dulden, dass dieser grässliche Köter weiterhin jeden Tag in unseren Räumlichkeiten herumscharwenzelt.«
    Gräber bedachte Churchill mit einem giftigen Blick. Der Mops hatte sich mit einem abgrundtiefen Seufzer platt auf den Boden geworfen und sah laut hechelnd abwechselnd zu den beiden Männern hoch. Seine hervorstehenden Augen sahen aus wie zwei dunkel glänzende Murmeln.
    Armer Hund.
    »Wo soll er denn hin?«
    »Keine Ahnung. Von mir aus können Sie ihn einschläfern lassen. Ich hasse das Vieh.«
    Churchills phlegmatisches Naturell ertrug auch diese Äußerung. Er zuckte noch nicht einmal zusammen.
    »Der Hund ist doch sicher ziemlich wertvoll, Herr Professor. Den könnte man doch verkaufen. Warum denn gleich umbringen?«
    Der Kommissar beugte sich zu dem Tier und tätschelte ihm die Nackenwülste. Churchill

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