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Die Vogelfrau - Roman

Die Vogelfrau - Roman

Titel: Die Vogelfrau - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Blatter
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kommen.« Bloch wurde lauter. Er redete sich in Rage. Cenk konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Sie werden uns schon glauben müssen, dass wir unser Handwerk verstehen und dass wir einen Suizid von einem Mord unterscheiden können. Und wenn es Mord war, dann suchen wir im engsten Umfeld. Und können Sie uns vielleicht jemanden nennen, der Hoffmann näher gestanden ist als seine Assistentin Christina Löble? Sie vielleicht?«
    Churchill schnaufte laut. Cenk tätschelte ihn. »Keine Angst, du wirst schon nicht verhaftet.« Cenks Bemerkung entspannte die Situation schlagartig. Gräber setzte sich seufzend auf einen freien Stuhl und fuhr sich mit einem großen, blütenweißen Taschentuch über die Glatze.
    »Entschuldigen Sie bitte, ich muss rasend gewesen sein. Aber wenn das an die Presse gerät. Nicht auszudenken! Wir sind erledigt.«
    Hatte Bloch das nicht vor einigen Stunden schon einmal gehört? Was waren das für Menschen, die den Beruf und die Karriere über alles stellten. Man sagte wohl zu Recht: ›So einer geht über Leichen‹.
    »Um eine Pressekonferenz werden wir heute nicht mehr herumkommen, Herr Professor. Man kann die Journalisten nicht ewig hinhalten. Aber immer noch besser, als wenn die Gerüchte ins Kraut schießen. Wenn die nämlich erst einmal anfangen auf eigene Faust zu ›ermitteln‹, dann kann das für Sie erst recht unangenehm werden.«
    Gräbers Elan schien gebrochen.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, murmelte er. Und im Hinausgehen hörte Bloch noch: »Und das mir. – Zwei Jahre vor der Rente. – Es ist nicht zu glauben.«
    »Halten Sie sich bitte zu unserer Verfügung«, rief er Gräber nach. »Wir werden Ihnen vielleicht noch ein paar Fragen stellen.«
    »Sie finden mich in meinem Büro.« Gräber schloss die Tür mit Nachdruck.
    Sie wurde aber sofort wieder aufgerissen. Meyer von der Spurensicherung stürzte mit wehendem Laborkittel herein. »Kommen Sie, Herr Bloch. Kommen Sie mal rüber, so was haben Sie lange nicht mehr gesehen!«
    Es war ein ziemlich weiter Weg, den sie gingen, treppauf und treppab, durch enge Verbindungsgänge, die nachträglich eingebaut worden waren, bis sie endlich in dem Seitentrakt ankamen, in dem der Kriminaltechnische Dienst untergebracht war. Meyer öffnete die Tür zum Labor. Es war dunkel. Die Rollläden waren heruntergelassen. Meyer tastete mit geübtem Griff nach dem Lichtschalter und führte sie zu einem Abzug. Auf dessen Arbeitsfläche lag flach ausgebreitet der regenbogenfarbige Pullover der Löble. Daneben stand eine Sprühflasche, wie man sie zum Benetzen von Topfpflanzen benutzt.
    »Ich werde das Licht nun löschen«, murmelte Meyer geheimnisvoll. Er liebte Experimente und Showeffekte. »Bleiben sie ganz einfach dort stehen, wo sie sich gerade befinden.«
    Es wurde wieder dunkel. Bloch spürte einen leichten Schwindel. Er wollte sich an der Tischkante abstützen, erwischte aber Cenks Hand.
    »Verzeihung«, murmelte er peinlich berührt und zog die Hand schnell weg.
    »Keine Ursache, Chef.« Cenk rührte sich nicht. Cenks Hand war trocken und warm gewesen. Sein Atem ging gleichmäßig.
    Mittlerweile hatte sich Meyer an den Abzug herangetastet. »Man sollte das Zeug besser nicht inhalieren«, erklärte er und betätigte dessen Schalter. Dann hörten sie ein leises Zischen, als er mehrmals den Hebel der Sprühflasche betätigte. »Schauen Sie genau hin, gleich ist es soweit.«
    Der Pullover flammte in einem intensiven, aber kalten Licht auf. Der Regenbogen aus Wolle war erloschen. Stattdessen prangten dort Schmierspuren und Spritzer einer von innen heraus blau strahlenden Farbe. Es sah wunderschön aus.
    »Blut?«, fragte Bloch überflüssigerweise.
    »Blut. Und zwar jede Menge!« In Meyers Stimme schwang Triumph. »Damit dürften Sie die junge Dame am Wickel haben, oder?« Er knipste das Licht wieder an.
    Bloch wiegte den Kopf. »Ganz so einfach wird es nicht werden«, meinte er bedauernd. »Aber das ist natürlich ein wichtiges Indiz, das Sie uns da bieten. Wie funktioniert das eigentlich?«
    Ganz offensichtlich wollte Meyer die Gunst der Stunde nutzen und weit ausholen zu einem wissenschaftlichen Vortrag. Ein Blick in Blochs Augen veranlasste ihn jedoch, sich auf das Wesentliche zu beschränken.
    »Luminol«, sagte Meyer und nahm seine Brille ab, um sie am Kittelsaum zu putzen. »Das Zeug heißt Luminol. Es reagiert mit dem Hämoglobin. In völliger Dunkelheit können wir damit Blutflecken zum Leuchten bringen, auch wenn sie

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