Die Vogelkoenigin
und Bohnenstange machten es sich bequem und warteten ab.
Zoe und Nidi fehlten als Einzige, aber das war verständlich und nicht ungewöhnlich. Auch ohne Rausch würde Zoe, wenn sie denn mal schlief, den Weltuntergang verpassen; das wusste nicht nur Laura. Und Nidi, der sich zu ihr gekuschelt hatte, stand ihr anscheinend kaum nach.
Finn grinste seine beiden Freunde an. »Haben wir euch bei irgendwas gestört?«
»Nein«, antwortete Laura gelassen. »Wir haben gerade eine Pause eingelegt und gedöst.« Dann entdeckte sie Arun und starrte ihn für einen Moment mit geweiteten Augen an. »Gut, dass Zoe nicht da ist«, sagte sie und hustete.
»Gut, dass ich da bin«, bemerkte Milt und stupste sie.
Der Steuermann kehrte mit einem Seemann im Gefolge zurück, den er am Ohr hinter sich herzog.
»Au, au, au«, machte der Matrose und versuchte vergeblich, sich aus dem Klammergriff zu befreien.
»Da ist der Faulpelz«, meldete der Steuermann. »Sollen wir ihn kielholen?«
»Mir fällt was Besseres ein«, erwiderte Arun. »Wir befestigen ihn an einer Angelrute und hängen ihn als Lockfutter da raus.«
»Oh nein, oh nein!«, wimmerte der Matrose. Er ging in die Knie, als der Steuermann sein Ohr weiter verdrehte.
»Oh ja, oh ja!«, ahmte Arun seine Stimme nach. Er gab zwei Seemännern einen Wink, und sie brachten tatsächlich kurz darauf eine lange Stange und ein Seil.
»Vermutlich zeigt sich die Wirkung schneller, wenn ich ihn ein wenig anritze«, schlug Naburo vor.
»D... das ist nicht euer Ernst!«, stotterte Laura erschrocken.
»Vielleicht noch ein paar Kräuter in die Ohren stecken«, schlug Yevgenji vor, und Spyridon wusste zu berichten, dass Salz an den Fußsohlen ein gutes Lockmittel war.
Die beiden Matrosen kamen näher, da erzitterte das Schiff unter einem zweiten Treffer. Der Steuermann schwankte, und dem Seemann gelang es, sich seinem Griff zu entwinden. Panisch rannte er übers Deck und zog sich an den Wanten den Großmast hinauf, wo sich hoch oben der Ausguck befand. In dieser Dunkelheit war es nicht ungefährlich, da hinaufzuklettern, aber das war ihm wohl lieber als die Aussicht, von monströsen Wesen gefressen zu werden.
Die Männer unten lachten schallend, während er sich hinaufhangelte; von der übrigen Mannschaft wagte niemand auch nur einen Mucks.
»Das war nur ... eine Abschreckung, oder?«, fragte Laura den Korsaren.
Er wandte sich ihr zu, und aus seinen Augen war jegliches Gefühl gewichen. »Er sollte es besser nicht noch einmal darauf ankommen lassen.« Dann ging er zur Reling, um herauszufinden, was genau nun da um sie herum war.
»Disziplin«, sagte Naburo zu Laura. »Man kann kein Schiff ohne Disziplin führen. Wir hätten ...«
»... gegen einen Eisberg stoßen können«, vollendete Finn den Satz.
Der Japaner wirkte leicht irritiert, aber der Steuermann nickte. »Ganz genau. Wären damals Elfen an Bord gewesen, wäre die Titanic nie gesunken.«
»Wären damals Elfen an Bord gewesen, wäre die Titanic nie vom Stapel gelaufen«, prustete Arun von der Reling her. Er hatte, wie es sich für einen guten Kapitän gehörte, seine Ohren und Augen überall.
»Oder gleich an Ort und Stelle abgesoffen, zusammen mit den zechenden Elfen«, bemerkte Milt, und sie lachten alle.
Laura verdrehte die Augen.
»Ich kann nichts sehen!«, meldete der Ausguck von oben, und das war zu viel für die unten. Sie johlten und trampelten auf den Boden.
Der dritte Stoß rief sie sofort zur Ordnung. Aus dem Unterdeck erklangen das ängstliche Wiehern der Pferde und unruhiger Huf schlag.
»Das ist es!«, rief Arun. »Sie wittern die Pferde!«
»Ich kümmere mich darum«, sagte Prinz Laycham. »Brauchst du meine Männer zur Verstärkung?«
»Sind genug hier oben«, antwortete der Korsar und wies mit einem Kopfnicken zu den Soldaten, die sich vom Zechgelage erhoben hatten und kampfbereit standen.
»In Ordnung. Birüc, zu mir! Wir müssen einen Schutzzauber wirken, damit sie die Pferde nicht mehr wahrnehmen können.«
Laura fragte: »Also wollen sie, was auch immer sie sind, nicht uns fressen?«
»Ich würde keine Wette darauf abschließen«, erwiderte Arun. »Und jetzt werden wir uns anschauen, womit wir es zu tun haben.«
»Also doch?«
»Also doch.«
»Das Beste wären schöne große Strahler«, sagte Milt. »Aber Elektrizität hast du nicht zufällig an Bord?«
»Ich habe tatsächlich damit geliebäugelt, Solarzellen und eine Windkraftanlage aufzustellen«, antwortete Arun prompt. »Das Problem ist
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