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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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dabei tun. Und ... und die vielen Frauen, denen er noch begegnen wollte ...
    Sein Blick fiel zum Deckabgang, wo Lauras und Milts Kabine lag. Ruhelos schweifte er zurück über die Reling. Dann stutzte Finn. Hatte er da etwa eine Bewegung ausgemacht? Angestrengt spähte er in die Dunkelheit.
    »Birüc!« Er winkte dem Hauptmann, der etwas mühsam auf die Beine kam und zu ihm torkelte.
    »Uh!«, machte er. »Ein unruhiger Flug, was? Besteht Gefahr?«
    »Ich hoffe es nicht«, antwortete Finn, und Birüc war schlagartig nüchtern. Er beugte sich über die Reling und starrte hinaus. »Ich habe mir eingebildet, eine Bewegung ausgemacht zu haben. Gibt es etwas, das in der Luft lebt? Ich meine, abgesehen von dem Titanendactylen, aber einen Zusammenstoß mit dem hätten wir bemerkt.«
    »Da gibt es sicher einiges, aber nachts? Das ist mir nicht bekannt. Doch ich weiß ohnehin nicht viel von meiner Welt.«
    »Da!« Finn deutete aufgeregt nach draußen. »Da ist es wieder! Siehst du es?«
    Birüc murmelte etwas. Eine Weile sagten beide nichts, und es sprach für Birüc, dass er den Phantastereien eines angetrunkenen Reinblütigen mit keineswegs nachtsichtigen Augen vertraute.
    Dann packten sie sich gegenseitig am Arm.
    Es war nicht deutlich zu erkennen, was es war. Wie ein Wogen, eine Wellenbewegung, ein Auf und Ab in den Fluten, wenn es welche gegeben hätte. Doch da war etwas.
    »Ich hole den Steuermann, und der soll Arun wecken«, sagte Birüc und war schon auf dem Weg.
    Kurz darauf kehrte er mit beiden zurück; der Steuermann hatte nicht erst einen Umweg unternommen, sondern direkt den Kapitän geholt. Arun kam nachlässig gekleidet angestapft, er trug nur eine dünne Pluderhose, die knapp unter der Hüfte hing, und ein Hemd, das bis zum Bauchnabel offen war und eine beneidenswert trainierte Brust entblößte. Seine Haare fielen in ungeordneten Locken herab, und er war barfuß. Er gähnte hinter vorgehaltener Hand.
    Seine türkisfarbenen Augen funkelten allerdings hellwach, als er nun neben Finn trat und ebenfalls die Dunkelheit beobachtete.
    »Sollen wir Licht machen?«, fragte der Steuermann.
    »Besser nicht«, lehnte der Korsar ab.
    »Auf der anderen Seite ist es auch!«, meldete Birüc.
    »Das heißt Steuerbord«, belehrte Arun ihn streng. »Oder war es Backbord? In welcher Richtung fliegen wir doch gleich? Ich bin noch nicht ganz wach.«
    Der Steuermann grinste.
    Arun stemmte die Hände in die Seiten und legte den Kopf in den Nacken. »He, Ausguck!«, brüllte er. »Pennst du da oben? Dir helfe ich auf die Flossen, du schwindsüchtige Makrele!«
    Keine Antwort. Der Korsar wandte sich seinem Steuermann zu. »Haben wir einen Mann im Krähennest?«
    »Scheint nicht so, Käpt’n, oder er hat einen gesegneten Schlaf.«
    Arun schnappte für einen Moment nach Luft. Inzwischen kam auch Naburo barfuß in einem langen weißen Nachtgewand, aber mit Schwertgürtel um die Taille angeschlurft.
    »Was ist denn los?«
    »Tja, wenn ich das wüsste. Finn sagt, da ist was, Birüc auch, und ich habe keinen Mann da oben.«
    Arun verstummte, als plötzlich der Schiffsrumpf unter einem dumpfen Schlag leicht erzitterte und sogar etwas ins Schwanken geriet.
    »Also schön. Da ist etwas«, korrigierte sich der Korsar.
    »Ziemlich viel«, meldete Birüc, und Finn bestätigte. Obwohl immer noch nicht erkennbar war, um was es sich handelte, so war doch eine Zunahme der Bewegungen erkennbar.
    »Alle Mann an Deck!«, donnerte der Korsar mit einer Stimme, die Leonidas’ Löwengebrüll in nichts nachstand. Augenblicklich rannten alle Seeleute wie die aufgescheuchten Hühner auf ihre Posten.
    Laura und Milt stolperten völlig verschlafen in schlabbriger Piratenkluft an Deck, gefolgt von Laycham, der gerade dabei war, die letzten Verschlüsse seiner Maske zu befestigen. Der Prinz war ordentlich gekleidet und bewaffnet.
    Auch die Ewigen Todfeinde, genau wie Arun in Hemd und Hose und barfuß, kamen mit den Schwertern in Händen angetrottet.
    Finn überlegte sich, ob sie wohl eine gemeinsame Kabine hatten. Niemand von der Mannschaft wusste, ob sie Brüder oder Geliebte oder beides waren. Dass sie einander aufs Innigste zugetan waren, war schwer zu übersehen, aber ob das auch Körperlichkeit einschloss, war nicht gesagt. Nach den Jahrtausenden der erzwungenen Trennung war es nachvollziehbar, dass sie jetzt keinen Moment miteinander versäumen wollten. Niemand konnte Vorhersagen, wie lange sie unter dem Schutz der Neutralität bleiben konnten.
    Glatzkopf

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