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Die Voliere (German Edition)

Die Voliere (German Edition)

Titel: Die Voliere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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Darfst gleich wieder rein.«
    Erneut die Angst. Wer will was, ausgerechnet von ihm? Willi wird sich zu Tode ängstigen. Rosen späht über die Schulter des Schließers. Ein Hosenanzug. Blonde Haare. Pferdeschwanz. Eine Frau – in seiner Zelle!
    »Die kann doch nicht einfach bei mir herumschnüffeln! Ich hab ein Recht auf Privatsphäre, oder?«
    »Sie kann, Rosen. Sie ist Polizistin. Und Privatsphäre hast du bald mehr, als dir lieb sein dürfte.« Der Schließer zieht die Tür ein Stück weit zu, sodass Rosen die Besucherin nur noch durch die halb geöffnete Kontrollklappe sehen kann. Sie dreht sich um. Gut sieht sie aus, ein bisschen streng. Ein Lächeln, ein Nicken. Bevor er sich unter Kontrolle hat, nickt er verdutzt zurück. Sie neigt sich zum Käfig hinunter und spricht mit Willi. Rosen will sie warnen, sie sollte keinesfalls die Tür öffnen: Willi ist ein frecher kleiner Kerl und wird versuchen, auszufliegen. Wie Tibursky.
    Rosen macht einen Schritt vorwärts und spürt die Hand des Schließers auf seinem Arm. Der Blick des Mannes ist eindeutig. Es wäre Rosen ein Leichtes, ihm den Arm zu brechen. Nervös blickt er auf die Uhr mit dem schwarzen Plastikarmband, die Lefeber ihm zum Geburtstag geschenkt hat. Funktioniert tadellos, chinesisches Billigfabrikat hin oder her.
    In drei Minuten beginnen die Nachrichten. Das Radio befindet sich in seiner Zelle und er darf nicht hinein. Er könnte Lefeber um Hilfe bitten, aber Lefeber hat weder ein Radio noch einen Fernseher. Wie man so etwas aushalten kann, will Rosen sich gar nicht erst ausmalen. Er blickt noch einmal auf das Zifferblatt der Uhr, ein flaues Gefühl im Magen. Die Zeit läuft gnadenlos weiter, er muss in seine Zelle, kaum mehr als zwei Minuten, bis die Nachrichten beginnen.
    Rosen tritt nervös von einem Bein aufs andere.
    »Das Klo ist da hinten«, bemerkt der Schließer trocken.
    »Dauert es noch lange?«, jammert Rosen, der inzwischen das Gefühl hat, sich übergeben zu müssen.
    Der Schließer zuckt mit den Schultern und grinst. Es bereitet ihm offensichtlich Freude, ihn zu quälen.
    Ein letzter verzweifelter Vorstoß: »’tschuldigung?«, ruft Rosen durch das Fenster in die Zelle hinein.
    Die Blonde fühlt sich nicht angesprochen.
    »Entschuldigen Sie?«, ruft er erneut, dieses Mal lauter.
    Endlich wendet sie ihm ihr Gesicht zu.
    »Darf ich bitte reinkommen?«
    »Natürlich, kommen Sie«, winkt sie ihn zu sich.
    Mühelos schiebt Rosen den Schließer beiseite und zwängt sich durch die Tür, im Vorbeigehen erhascht er einen finsteren Blick. Aber die Blonde hat grünes Licht gegeben, der Mistkerl soll sich um seinen eigenen Kram kümmern. Die Besucherin streckt ihm lächelnd die Hand zur Begrüßung entgegen. Doch für solche Formalitäten hat Rosen jetzt keine Zeit. Er stürmt an ihr vorbei zum Schreibtisch und schaltet das Radio ein. Vier Pieptöne, dann die ruhige Stimme des Sprechers: »Es ist elf Uhr. Es folgen die Nachrichten des Tages.« Rosen lässt sich auf den Stuhl fallen, erschöpft und erleichtert.
    Die Blonde wirft dem Schließer einen verdutzten Blick zu.
    »Das geht jeden Tag so, von sieben Uhr morgens bis zum Zubettgehen. Als ginge die verdammte Welt unter, wenn der Dicke mal die Nachrichten verpasst.«
    »Pscht!«, mahnt Rosen ihn zur Ruhe.
    Sie lassen ihn die Nachrichten bis zum Ende anhören, Wetterbericht und Verkehrsmeldungen eingeschlossen.
    Stau auf der A 2. Rosen weiß nicht, wo die A 2 ist, aber der Stau ist verdammt lang, fünfzehn Kilometer. Eine Entfernung, die er nicht einmal mehr in seinen Träumen sieht.
    Sobald der Verkehr durch ist, nehmen sie ihn in ihre Mitte und geleiten ihn in ein Besprechungszimmer.
    *
    Der Besucherstuhl ächzte so laut, dass Nora befürchtete, er könne jeden Moment zusammenbrechen. Aber entweder wog Rosen weniger als sie schätzte oder die Besucherstühle waren ungewöhnlich robust konstruiert. Nun saß der Mann linkisch vor ihr und knetete seine Hände, bis sie einen rosigen Schimmer hatten. Er traute sich nicht, Nora ins Gesicht zu sehen. Stattdessen starrte er auf die Ordner, die vor ihr auf dem Tisch lagen.
    »Herr Rosen, Sie sind einer von zweihundertachtunddreißig bundesweiten Fällen, bei denen die Befristung der Sicherungsverwahrung auf zehn Jahre rückwirkend, also während ihrer Haftzeit, aufgehoben wurde. Weil der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte dies für gesetzwidrig hält, werden Sie demnächst entlassen. Sie und zwei weitere Sicherungsverwahrte.«
    Während Rosen

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