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Die Voliere (German Edition)

Die Voliere (German Edition)

Titel: Die Voliere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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abgesehen hatte, waren vergessen.
    Draußen, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, stand das Polizeifahrzeug. Jetzt erst fiel ihm auf, dass die Beamten darauf verzichtet hatten, ihm in die Bäckerei zu folgen. Immerhin gönnten Sie ihm einen Anhauch von Freiheit: Croissants – oder vielmehr Krustis – zu erstehen und dabei ein paar Worte mit der Verkäuferin zu wechseln. Das Leben konnte bisweilen wundervoll sein.
    Vor der Bäckerei erwartete ihn die nächste Überraschung. Die Fahrradreifen waren wieder platt. Vermutlich hatten sie doch ein Loch gehabt und mussten geflickt werden. Doch als er sich hinunterbeugte, um den Schaden in Augenschein zu nehmen, sah er die Ventile mitsamt den Verschlusskappen auf dem Boden liegen. Lefeber richtete sich auf und ging wütend zu den Polizisten, die in ihrem Wagen saßen.
    »Haben Sie jemanden bemerkt, der sich an meinem Fahrrad zu schaffen gemacht hat?«
    Die Herren zuckten ratlos mit den Schultern. Woran sie auch gedacht haben mochten, jedenfalls nicht an Lefeber und sein Fortbewegungsmittel. Immerhin erklärten sie sich bereit, das Rad in den Kofferraum zu laden und Lefeber nach Hause zu fahren. Als er hinten einstieg, entdeckte er die Gesichter von Mutter und Sohn, die ihn neugierig durch die Scheibe beobachteten. Dieses Mal wurde sein Lächeln nicht erwidert.
    *
    Die Herrschaften von der Presse hatten nicht lange gebraucht, um die ›Kinderschänder‹ zu finden. Kurz vor dem Aussichtsturm war der erste Übertragungswagen im weichen Waldboden stecken geblieben und versperrte den Weg. Vom Rücksitz aus sah Lefeber, wie die Hinterräder des Transporters durchdrehten und Matsch hochschleuderten. Der zivile Streifenwagen, auf dessen Motorhaube er landete, setzte zurück und hupte. Die Hinterräder des havarierten Gefährtes fraßen sich fest, ein schlaksiger Kerl mit langen Haaren stieg aus und lief auf sie zu. Lefeber duckte sich auf seinem Sitz, in der Hoffnung, sich unsichtbar zu machen.
    »Wir stecken fest«, erklärte der Typ vom Fernsehen, nachdem der Fahrer das Fenster heruntergelassen hatte.
    »Tatsächlich?«, tat der Beamte überrascht.
    »Können Sie uns Schieben helfen?«
    »Leider nein. Rufen Sie doch den Abschleppdienst.«
    »Haben wir schon. Die können frühestens in zwei Stunden hier sein.«
    Die Polizisten beschlossen nach Rücksprache mit Lefeber, umzukehren und im Ort zu warten, bis der Weg geräumt war. Gerade als sie wenden wollten, rollte hinter ihnen das nächste Ungetüm heran, noch monströser als das Fahrzeug vor ihnen. Es lag auf der Hand, dass es nicht rückwärts durch den ganzen Wald bis zur nächsten Wendemöglichkeit fahren konnte. Lefeber fragte sich, wie die Leute ihre ausladenden Karren jemals wieder aus dem Wald herausbringen wollten.
    Grimmig änderten die Polizisten ihre Meinung und stiegen aus, um doch noch Hand anzulegen. Als sie Lefeber zusammengesunken auf dem Rücksitz sahen, klopften sie an die Scheibe und forderten ihn gestenreich auf, mitzuhelfen. Keine Chance, sich zu verkriechen.
    Einer seiner Bewacher hinderte den Schlaksigen daran, wieder in die Kabine einzusteigen. Stattdessen ließ er sich die Schlüssel aushändigen und schwang sich selber auf den Fahrersitz. »Ich fahre, Sie schieben!«, befahl er.
    Sein Kollege legte die Basecap auf die Motorhaube des Opels, zog die Jacke aus und legte sie daneben. Das Lederholster mit der Dienstwaffe kam zum Vorschein, schien aber niemanden sonderlich zu beeindrucken.
    Gemeinsam mit der dreiköpfigen Fernsehcrew aus dem hinteren Wagen, einer jungen Frau und zwei Männern, stemmten sich acht Menschen gegen die Rückwand des Fahrzeugs. Der Polizist gab Gas und während ein rhythmisches »Ho! Ho! Ho!« durch den Wald schallte, schaukelte sich das Auto aus der Grube, die es sich selbst gegraben hatte. Mit einem letzten Stoß kam der Wagen frei und ruckelte ein paar Meter weiter, bevor die Rücklichter aufflammten.
    Lefeber wischte sich den Schmutz von den Händen. Die junge Frau, die direkt neben ihm geschoben hatte, lächelte ihn an und fragte: »Wer hat euch den Tipp gegeben?«
    Noch bevor er antworten konnte, näherte sich der Polizist mit der deutlich sichtbaren Pistolentasche und tippte ihm auf die Schulter. »Kommen Sie, Lefeber! Wir können weiter.«
    Er eilte zum Wagen. Als er sich umblickte, stand die junge Frau wie versteinert mit offenem Mund da. Das Licht der Morgensonne ließ ihr rotbraunes Haar aufleuchten. Sie war einem der gesuchten Kinderschänder für ihren Geschmack

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