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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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brummte Herr Tulpe, das Gesicht halb hinter einer weißen Pulverwolke verborgen. Es roch plötzlich nach Mottenkugeln.
    »Na schön, aber warum habt ihr mich dann entführt? Im einen Augenblick schloss ich für die Nacht ab, und im nächsten – Bamm! Und ihr habt mich an die Wand gekettet.«
    Herr Nadel beschloss, die Taktik zu ändern. Charlie stellte zu viele Fragen für jemanden, der das Zimmer mit Herrn Tulpe teilte, noch dazu mit einem Herrn Tulpe, der sich halb durch eine Tüte voller Mottenkugeln gearbeitet hatte. Er schenkte ihm ein breites, freundliches Lächeln.
    »Lassen wir die Vergangenheit ruhen, mein Freund«, sagte er. »Konzentrieren wir uns lieber aufs Geschäftliche. Wir möchten nur einige Tage deiner Zeit, und anschließend hast du nicht nur ein Vermögen, sondern kannst es auch – und ich glaube, dies ist wichtig – ein Leben lang genießen.«
    Charlie erwies sich als sehr dumm.
    »Aber woher wollt ihr wissen, dass ich niemandem davon erzähle?«, fragte er.
    Herr Nadel seufzte. »Wir vertrauen dir, Charlie.«
    Der Mann hatte ein Bekleidungsgeschäft in Pseudopolis. Kleine Ladeninhaber mussten clever sein. Normalerweise waren sie ungewöhnlich schlau, wenn es darum ging, genau die richtige Menge an Wechselgeld einzubehalten. So viel zur Physiognomie, dachte Herr Nadel. Selbst im Licht hätte man diesen Mann für den Patrizier halten können. Aber während Lord Vetinari bereits über alle unangenehmen Möglichkeiten nachgedacht hätte, die sich in naher Zukunft für ihn ergeben mochten, glaubte Charlie tatsächlich, dass er diese Sache überleben und Herrn Nadel überlisten konnte. Er versuchte doch tatsächlich, gerissen zu sein! Er saß nur wenige Meter von Herrn Tulpe entfernt, einem Mann, der sich bemühte, Mottenkugeln zu schnupfen, und er hielt sich für einen Schlaukopf. Dafür verdiente er fast Bewunderung.
    »Am Freitag muss ich zurück sein«, sagte Charlie. »Bis Freitag ist doch alles vorbei, oder?«
    Der von den Zwergen gemietete Schuppen war in seinem wackeligen Leben nicht nur eine Schmiede und eine Wäscherei gewesen, sondern hatte auch ein Dutzend anderer Unternehmen beherbergt, darunter eine Schaukelpferdfabrik, gegründet von jemandem, der Schaukelpferde für die Kommende Große Sache hielt – obwohl sie unmittelbar davor standen, zur Letzten Großen Sache zu werden.
    An einer Wand reichten Stapel halb fertiger Schaukelpferde, die Herr Käse nicht für die ausstehende Miete hatte verkaufen können, bis zur Decke empor. Farbdosen rosteten in einem Regal. Pinsel klebten in Gläsern fest.
    Die Druckerpresse stand in der Mitte des Raumes, und mehrere Zwerge waren bei der Arbeit. William kannte Pressen. Graveure benutzten sie. Doch diese Presse hatte eine organische Qualität. Mit ihrer Modifizierung verbrachten die Zwerge ebenso viel Zeit wie mit ihrem Gebrauch. Zusätzliche Walzen erschienen, und weitere Riemen verschwanden im geheimnisvollen Innern des Apparats. Mit jeder verstreichenden Stunde wuchs die Presse.
    Gutenhügel arbeitete an mehreren großen, schrägen Kästen, die in einige Dutzend Fächer unterteilt waren.
    William beobachtete, wie die Hände des Zwergs über die kleinen Fächer mit den Buchstaben huschten.
»Warum ist das Fach für die Es größer?«
    »Weil das der Buchstabe ist, den wir am meisten verwenden.« »Liegt es deshalb in der Mitte des Kastens?«
»Ja. Erst Es, dann Ts und As…«
»Ich meine, die Leute würden glauben, dass das A in die Mitte gehört.«
    »Wir haben sie aber für die Es reserviert.«
»Aber ihr habt mehr Ns als Us. Und U ist ein Vokal.«
»Das N wird öfter gebraucht, als du glaubst.«
    Auf der anderen Seite des Raums tanzten Caslongs dicke Zwergenfinger über einen eigenen Kasten mit Typen.
    »Man kann fast lesen, woran er arbeitet…«, begann William. Gutenhügel sah auf und kniff kurz die Augen zusammen.
    »›Verdiene… noch… mehr… Geld… in… deiner… freiigen… Zeit‹«, sagte er. »Offenbar haben wir einen neuen Auftrag von Herrn Schnapper erhalten.«
    William blickte erneut auf den Kasten mit den Buchstaben. Potentiell enthielt ein Federkiel alles, was man damit schrieb. Mit solch einer Vorstellung konnte er sich anfreunden. Aber er enthielt die zu schreibenden Worte auf eine theoretische und sichere Art. Diese grauen Blöcke hingegen wirkten bedrohlich. William verstand, warum sie die Leute beunruhigten. Setzt uns auf die richtige Weise zusammen, schienen sie zu flüstern, wir können alles sein, was ihr wollt.

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