Die volle Wahrheit
darin bestehen wird, Lord Vetinari zu begnadigen.«
»Was? Ohne Verfahren?«
»Sehr zuvorkommend, nicht wahr?«, erwiderte Mumm mit schreckli-
cher Fröhlichkeit. »Ein guter Anfang der neuen Regierungszeit. Ein
sauberer Beginn, unbelastet von al en Unerfreulichkeiten. Armer Kerl.
Ständiger Stress. Musste früher oder später überschnappen. Kam nicht
oft genug an die frische Luft. Und so weiter. Bringt ihn an einem hüb-
schen, stillen Ort unter, dann vergessen wir diese ganze unerquickliche
Angelegenheit. Ist eine Erleichterung für alle.«
»Aber du weißt doch, dass er…«
»Weiß ich das?«, fragte Mumm. »Dies ist ein offizieller Schlagstock,
Herr de Worde. Wenn wir ihn für einen Knüppel mit einem Nagel drin
hielten, wäre dies eine andere Stadt. Ich gehe jetzt. Du hast gesagt, dass du nachgedacht hast. Viel eicht sol test du noch etwas mehr nachdenken.«
William sah dem Kommandeur nach, als dieser den Schuppen verließ.
Sacharissa hatte sich inzwischen wieder in der Gewalt, möglicherweise
deshalb, weil niemand mehr versuchte, sie zu trösten.
»Was unternehmen wir jetzt?«, fragte sie.
»Keine Ahnung. Ich schätze, wir bringen die Zeitung heraus. Das ist
unser Job.«
»Aber was passiert, wenn die beiden schrecklichen Männer zurück-
kommen?«
»Ich bezweifle, dass sie sich noch einmal hier blicken lassen. Dieser
Ort wird jetzt überwacht.«
Sacharissa begann, Blätter und Zettel vom Boden aufzuheben. »Ich
fühle mich bestimmt besser, wenn ich etwas zu tun habe…«
»Das ist die richtige Einstellung.«
»Wenn du einen kurzen Artikel über das Feuer schreibst…«
»Otto hat ein gutes Bild aufgenommen«, sagte William. »Das stimmt
doch, Otto?«
»Oh, ja. Ein gutes Bild, ja. Aberr…«
Der Vampir starrte auf einen zerbrochenen Ikonographen.
»Oh, tut mir Leid«, sagte William.
»Ich habe noch anderre.« Otto seufzte. »Weißt du, ich habe gedacht,
in derr grroßen Stadt wärre es einfacherr«, fuhr er fort. »Ich dachte,
hierr wärre al es zivilisierrterr. Ich hörrte, dass sich hierr keine grroßen Menschenmengen einfinden, um mit Heugabeln überr einen Vampirr
herrzufal en, so wie im überrwaldischen Schüschien. Ich meine, ich
gebe mirr Mühe. Die Götterr wissen, dass ich mirr Mühe gebe. Drrei Monate, vierr Tage und sieben Stunden bin ich jetzt abstinent. Ich habe
al es aufgegeben und überrwunden! Selbst die blassen Frrauen mit den
Spitzenkleiderrn und den kleinen, ihrr wisst schon, hochhackigen Stie-
feln. Und das fiel mirr sehrr schwerr, ich geb’s gerrn zu…« Kummer-
voll schüttelte er den Kopf und blickte auf sein ruiniertes Hemd. »Und
Dinge sind zerrbrrochen, und jetzt ist mein bestes Hemd mit… Blut…
bedeckt. Die Flecken… sie bestehen aus rrotem… rrotem Blut… aus
rrotem, leckerrem Blut… Blut… Blutflecken… viele Flecken aus Blut …«
»Schnell!«, stieß Sacharissa hervor und schob sich an William vorbei.
»Halt seine Arme fest, Herr Gutenhügel!« Sie winkte den Zwergen zu.
»Ich habe das kommen sehen! Zwei von euch halten seine Beine! Dö-
sig, in der Schublade meines Schreibtisches liegt eine große Blutwurst!«
»… Lasst mich im Sonnenschein gehen, auf dass nie wiederr finstrre Dinge ich muss sehen …«, sang Otto.
»Meine Güte, seine Augen glühen rot!«, sagte William. »Was sollen wir
jetzt machen?«
»Wie wär’s, wenn wir ihm noch einmal den Kopf abschneiden?«,
schlug Boddony vor.
»Das war ein armseliger Witz!«, erwiderte Sacharissa scharf.
»Witz? Habe ich vielleicht gelächelt?«
Otto stand auf, und fluchende Zwerge hingen an seinem dürren Leib.
»In schrrecklicherr Nacht und bei wilden Gewitterrn, wirr kämpfen gegen des Bö-
sen Macht, damit niemand muss mehrr zitterrn…«
»Er ist so stark wie ein Ochse!«, ächzte Gutenhügel.
»Vielleicht hilft es, wenn wir mitsingen!« Sacharissa kramte in ihrer
Handtasche und holte eine dünne blaue Broschüre hervor.
»Das habe ich mir heute Morgen bei der Mission am Schlachthofweg
besorgt. Es ist ihr Liederbuch! Und…« Sie begann wieder zu schniefen.
»Und es ist so traurig, der Titel lautet ›Im Sonnenschein gehen‹, und es…«
»Wir sollen singen ?«, fragte Gutenhügel, als ihn der zitternde Otto hochhob.
»Um ihm moralische Unterstützung zu geben!« Sacharissa betupfte
sich die Augen mit einem Taschentuch. »Ihr seht ja, wie sehr er sich
bemüht! Und er hat sein Leben für uns geopfert!«
»Um anschließend sofort mit einem neuen zu
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