Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
vernehmen. »Die
    Sache gefäl t mir noch weniger als das komische Gemüse.«
    Gutenhügel schüttelte den Kopf. »Dies ist unheiliger Kram«, sagte er.
    »Hör auf, damit herumzuspielen, verstanden?«
    »Ich dachte, Zwerge sind nicht religiös«, meinte William.
    »Das sind wir auch nicht«, erwiderte Gutenhügel. »Aber wir können
    Unheiliges erkennen, wenn wir es sehen. Dieses… Drucken der Dun-
    kelheit muss aufhören!«
    William schnitt eine Grimasse. Es zeigt die Wahrheit, dachte er. Aber
    wie sol en wir die Wahrheit deuten, wenn wir sie sehen? Die ephebiani-
    schen Philosophen glauben, dass ein Hase nicht schnel er ist als eine
    Schildkröte, und sie können es sogar beweisen. Ist das die Wahrheit? Ein Zauberer sagte einmal, al es bestünde aus kleinen Zahlen, die so schnel
    hin und her sausen, dass sie zu Dingen werden. Stimmt das? Ich glaube, viele Ereignisse der vergangenen Tage sind nicht das, was sie zu sein
    scheinen, und ich weiß nicht, warum ich das glaube, aber ich glaube, es
    entspricht nicht der Wahrheit…
    »Ja, Schluss mit diesen Dingen, Otto«, sagte er.
    »Da hast du verdammt Recht«, sagte Gutenhügel.
    »Ich schlage vor, wir kehren zur Normalität zurück und bringen eine
    Zeitung heraus.«
    »Meinst du die Normalität, in der irre Priester Hunde einsammeln,
    oder die andere, in der Vampire mit bösen Schatten herumpfuschen?«,
    fragte Gowdie.
    »Ich meine die Normalität davor«, sagte William.
    »Oh, ich verstehe. Du meinst, wie damals«, entgegnete Gowdie.
    Nach einer Weile wurde es still im Raum, bis auf ein gelegentliches
    Schniefen vom anderen Schreibtisch.
    William schrieb eine Geschichte über das Feuer. Das war leicht. An-
    schließend versuchte er, eine vernünftig klingende Geschichte über die
    jüngsten Ereignisse zu schreiben, doch dabei kam er nicht über das
    erste Wort hinaus. Auf dem Papier stand »Die«. Ein eindeutiger Artikel.
    Das Problem bestand darin, dass al e anderen eindeutigen Dinge ziem-
    lich übel waren.
    Er hatte was beabsichtigt? Es ging ihm darum, die Leute zu informieren, und bei gewissen Informationen ließ es sich nicht vermeiden, ge-
    wisse Leute zu verärgern. Doch gar nichts zu bewirken… Damit hatte William nicht gerechnet. Die Zeitung erschien, und es spielte keine Rol e.
    Die Leute akzeptierten einfach al es. Wo lag der Sinn darin, eine weitere Geschichte über den Vetinari-Fal zu schreiben? Nun, es ging dabei um
    viele Hunde, und Geschichten über Tiere brachten Menschen immer
    großes Interesse entgegen.
    »Was hast du erwartet?«, fragte Sacharissa. Sie schien seine Gedanken
    zu erraten. »Hast du etwa geglaubt, die Bewohner der Stadt würden
    durch die Straßen marschieren? Soweit ich gehört habe, erfreut sich
    Vetinari keiner großen Beliebtheit. Viele sind der Ansicht, dass er es
    verdient, hinter Schloss und Riegel zu sitzen.«
    »Willst du etwa behaupten, die Leute seien nicht an der Wahrheit inte-
    ressiert?«
    »Weißt du, für die meisten Leute ist es wahr, dass sie Geld brauchen,
    um am Ende des Monats ihre Miete zu bezahlen. Nimm nur Ron und
    seine Freunde. Was bedeutet ihnen die Wahrheit? Sie wohnen unter
    einer Brücke!«
    Sie hob ein Blatt liniertes Papier, bis zum Rand gefüllt mit der sorgfäl-
    tigen Handschrift einer Person, für die es ungewohnt war, einen Stift in
    der Hand zu halten.
    »Dies ist der Bericht von der Jahreshauptversammlung des Vereins
    für die Käfigvögel in Ankh-Morpork«, sagte Sacharissa. »Er betrifft
    ganz gewöhnliche Leute, deren Hobby es ist, Kanarienvögel und so zu
    züchten. Der Vorsitzende wohnt direkt neben mir, deshalb hat er mir
    das hier gegeben. Diese Dinge sind ihm wichtig! Aber es ist al es
    furchtbar langweilig. Es geht um die besten Zuchtergebnisse und um
    einige Änderungen der Ausstellungsregeln für Papageien, die zwei
    Stunden lang diskutiert wurden. Doch die Diskussionsteilnehmer sind
    Leute, die den größten Teil des Tages damit verbringen, Fleisch zu ha-
    cken oder Holz zu sägen. Leute, deren unbedeutendes Dasein von an-
    deren Personen bestimmt wird. Sie haben keinen Einfluss darauf, wer
    die Stadt regiert, aber sie können festlegen, dass Kakadus nicht mit Pa-
    pageien zusammen gezeigt werden. Es ist nicht ihre Schuld. So sind die
    Dinge nun einmal. Warum sitzt du so da und starrst mich mit offenem
    Mund an?«
    William schloss den Mund. »Na, schön, ich verstehe…«
    »Nein, das bezweifle ich«, erwiderte Sacharissa scharf. »Ich habe in
    Twurps Adelsverzeichnis

Weitere Kostenlose Bücher