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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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beschäftigt, dass ihm zunächst
    gar nichts Ungewöhnliches auffiel. Erst die Mienen der Zwerge stießen
    ihn darauf, dass etwas nicht stimmte.
    »Ah, unser Schreiberling«, sagte Herr Nadel und trat vor. »Schließ die
    Tür, Herr Tulpe.«
    Herr Tulpe knal te die Tür mit einer Hand zu. Die andere blieb auf
    Sacharissas Mund gepresst. Sie sah William an und rollte mit den Au-
    gen.
    »Und du hast das Hündchen mitgebracht«, sagte Herr Nadel. Wuffel
    begann zu knurren, als er sich näherte. William wich zurück.
    »Die Wache wird bald hier sein«, sagte er. Wuffel knurrte noch im-
    mer, ein wenig lauter und schriller.
    »Und wenn schon«, erwiderte Herr Nadel. »Ich habe keine Angst vor
    ihr. Immerhin weiß ich etwas. Und ich kenne jemanden. Wo steckt der verdammte Vampir?«
    »Keine Ahnung!«, antwortete William scharf. »Er ist nicht immer bei
    uns!«
    »Ach, tatsächlich?« Nur wenige Zentimeter trennten Herrn Nadels
    Pistolen-Armbrust von Williams Gesicht. »In dem Fall möchte ich dich
    auf Folgendes hinweisen: Wenn er nicht in zwei Minuten hier ist…«
    Wuffel sprang aus Williams Armen. Sein Bellen war das rasende
    »Waurwaurwaur« eines Hundes außer sich vor Zorn. Nadel neigte den
    Oberkörper nach hinten und hob einen Arm schützend vors Gesicht.
    Aus einem Reflex heraus zog er den Auslöser der Armbrust. Ihr Bolzen
    traf eine der Lampen über der Druckerpresse. Die Lampe platzte aus-
    einander.
    Brennendes Öl regnete auf Drucktypen, alte Schaukelpferde und
    Zwerge.
    Herr Tulpe ließ Sacharissa los, um seinem Partner zu helfen. Im lang-
    samen Tanz sich überstürzender Ereignisse schwang Sacharissa herum
    und rammte ein Knie in eine Stelle, die eine Pastinake sehr komisch
    aussehen ließ.
    William sprang durch den Schuppen, packte Sacharissa und schob sie
    nach draußen in die Kälte. Auf dem Rückweg begegnete er der fliehen-
    den Grässlichen Gruppe, die auf Feuer ebenso instinktiv reagierte wie
    auf Wasser und Seife. Im Druckraum herrschte loderndes Chaos.
    Zwerge versuchten, das Feuer in den Abfäl en zu löschen und die
    Flammen in ihren Bärten zu ersticken. Mehrere von ihnen näherten
    sich Herrn Tulpe, der auf Hände und Knie gesunken war und sich ü-
    bergab. Herr Nadel drehte sich immer wieder um die eigene Achse,
    vergeblich bemüht, sich von dem wütenden Wuffel zu befreien, der
    ihm die Zähne knochentief in den Arm gebohrt hatte und es dabei
    noch fertig brachte zu knurren.
    William wölbte die Hände trichterförmig vor dem Mund. »Verlasst
    den Schuppen!«, rief er. »Die Büchsen!«
    Einige Zwerge hörten ihn und blickten zu den Regalen mit den alten
    Farbdosen. Der Deckel der ersten flog davon.
    Die Büchsen waren sehr alt und bestanden eigentlich nur noch aus
    Rost, der von chemischem Schlamm zusammengehalten wurde. Einige
    andere begannen zu brennen.
    Herr Nadel tanzte hin und her. Er versuchte weiter, den zornigen
    Hund von seinem Arm zu schütteln.
    »Hilf mir, den Mistköter loszuwerden!«, heulte er.
    »Vergiss den …ten Hund!«, rief Herr Tulpe und klopfte auf seinen
    Ärmel. »Mein …ter Anzug brennt!«
    Eine Dose mit Emaillelack flog durch die Flammen, drehte sich mit
    einem Geräusch, das wie »Wzipwzip« klang, und explodierte an der
    Presse.
    William packte Gutenhügel an der Schulter. »Wir müssen den Schup-
    pen verlassen!«
    »Die Druckerpresse brennt!«
    »Besser sie als wir! Komm !«

    Man sagte den Zwergen nach, dass ihnen Dinge wie Eisen und Gold
    wichtiger waren als Leute, weil es nur eine begrenzte Menge an Eisen
    und Gold in der Welt gab, während es immer mehr Leute zu geben
    schien. Solche Behauptungen stammten meistens von Personen wie
    Herrn Windling.
    Dinge waren ihnen tatsächlich wichtig. Ohne Dinge stel ten Leute kaum mehr dar als Tiere.
    Die Drucker drängten sich an der Tür zusammen und hielten ihre Äx-
    te bereit. Dichter Rauch quol aus dem Schuppen. Flammen tasteten
    nach den Dachvorsprüngen. Hier und dort gaben Wel blechteile nach
    und stürzten zu Boden.
    Ein qualmender Bal raste durch die Tür. Drei Zwerge schlugen da-
    nach und hätten sich fast gegenseitig getroffen.
    Es war Wuffel. An manchen Stel en rauchte sein Fel noch, aber seine
    Augen glänzten, und er jaulte und knurrte nach wie vor.
    Er ließ sich von William hochheben, neigte die Ohren nach vorn und
    richtete einen triumphierenden Blick auf den brennenden Eingang.
    »Das wär’s dann wohl«, sagte Sacharissa.
    »Viel eicht sind sie durch die Hintertür entkommen«, meinte

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