Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Guten-
    hügel. »Boddony, nimm dir ein paar Jungs und sieh dort nach dem
    Rechten.«
    »Ein tapferer Hund«, sagte William.
    »›Mutig‹ passt besser«, erwiderte Sacharissa nachdenklich. »Das Wort
    hat nur fünf Buchstaben. In einer einzelnen Spalte wirkt es besser.
    Nein… ›Tapfer‹ geht durchaus, denn dann hätten wir:

    TAPFERER
    HUND BEISST

SCHURKEN
    Das sähe ganz gut aus, findest du nicht?«
    »Ich wünschte, ich könnte in Schlagzeilen denken«, sagte William und
    erschauderte.

    Im Keller war es kühl und feucht.
    Herr Nadel wich in eine Ecke zurück und klopfte auf die brennenden
    Stellen seines Anzugs.
    »Hier sitzen wir in der …ten Fal e«, stöhnte Herr Tulpe.
    »Glaubst du?«, erwiderte Nadel. »Dies ist Stein. Steinerner Boden, steinerne Wände, steinerne Decke! Stein brennt nicht, klar? Wir brauchen hier nur abzuwarten, bis das Feuer dort oben erloschen ist.«
    Herr Tulpe lauschte dem Prasseln und Zischen über ihnen. Rotes und
    gelbes Licht huschte über den Boden unter der Kellerluke.
    »Die …te Sache gefäl t mir nicht«, sagte er.
    »Wir haben Schlimmeres erlebt.«
    »Die …te Sache gefällt mir nicht!«
    »Bleib ruhig. Wir kommen hier raus. Ich bin nicht geboren, um hier
    und jetzt zu braten!«

    Die Flammen loderten bei der Presse. Einige späte Büchsen flogen
    umher und versprühten brennende Tröpfchen.
    In ihrem Herzen brannte das Feuer gelb und weiß. Es knisterte nun
    an den metallenen Gestellen mit den Drucktypen.
    Mehrere Tropfen erschienen an den bleiernen, tintenverschmierten
    Regletten. Einige Sekunden schwammen Worte auf dem schmelzenden
    Metall, unschuldige Worte wie »die«, »Wahrheit« und »macht dich froh«,
    um dann zu verschwinden. Erste dünne Rinnsale kamen unter der rot
    glühenden Presse hervor, auch zwischen den Kisten und den vielen
    Gestellen mit Drucktypen. Sie trafen sich, verschmolzen miteinander
    und setzten den Weg fort. Innerhalb kurzer Zeit verwandelte sich der
    Boden in einen glänzenden, fließenden Spiegel, der die orangefarbenen
    und gelben Flammen verkehrt herum zeigte.

    Auf Ottos Werkbank bemerkten die Salamander die Wärme. Sie mochten
    Wärme; ihre Vorfahren hatten sich in Vulkanen entwickelt. Sie erwach-
    ten und begannen zu schnurren.
    Herr Tulpe stapfte wie ein gefangenes Tier im Kel er umher, griff
    nach einem der Käfige und betrachtete die Geschöpfe darin.
    »Was sind das für …te Biester?«, fragte er und stellte den Käfig wie-
    der auf die Werkbank. Eine Sekunde später bemerkte er das Glas
    daneben. »Und warum ist dieses …te Ding mit dem Hinweis ›Vorrsich-
    tig behandeln‹ markiert?«
    Die Aale waren bereits ziemlich nervös. Sie spürten die Wärme eben-
    fal s, und im Gegensatz zu den Salamandern lebten sie in tiefen Höhlen
    und unterirdischen, eiskalten Bächen.
    Dunkelheit blitzte, als sie protestierten.
    Der größte Teil davon sauste geradewegs durch Herrn Tulpes Gehirn,
    beziehungsweise durch das, was nach den diversen Drogenexperimen-
    ten davon übrig war. Doch Herr Tulpe benutzte es ohnehin nur selten,
    weil es zu sehr schmerzte.
    Er erinnerte sich kurz an Schnee, Tannenwälder, brennende Gebäude
    und die Kirche. Dort hatten sie Zuflucht gesucht. Als er klein gewesen
    war. Er entsann sich an große, glänzende Bilder und mehr Farben, als
    er jemals zuvor gesehen hatte…
    Herr Tulpe blinzelte und ließ das Glas fallen.
    Es zerbrach auf dem Boden, und wieder strahlte dunkles Licht von
    den Aalen. Erschrocken wanden sie sich aus dem Durcheinander der
    Glassplitter, glitten an der Wand entlang und krochen in die Ritzen
    zwischen den Steinen.
    Herr Tulpe drehte sich, als er ein Geräusch hörte. Sein Partner war
    auf die Knie gesunken und presste sich die Hände an den Kopf.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Sie sind direkt hinter mir!«, flüsterte Herr Nadel.
    »Nein, nur wir beide sind hier unten, alter Freund.«
    Herr Tulpe klopfte Herrn Nadel auf die Schulter. Die Adern in seinen
    Schläfen schwol en an, als er zu denken versuchte und sich fragte, was
    es nun zu unternehmen galt. Die Erinnerungen waren verschwunden.
    Der junge Tulpe hatte gelernt, Reminiszenzen zu redigieren. Was Herr
    Nadel jetzt brauchte, so glaubte er, waren Erinnerungen an die guten
    Zeiten.
    »He, weißt du noch, als Gerhardt der Stiefel und seine Burschen uns
    in dem …ten Keller in Quirm in die Enge trieben?«, fragte er. »Weißt
    du noch, was wir später mit ihnen gemacht haben?«
    »Ja«, sagte Herr Nadel und starrte an die

Weitere Kostenlose Bücher