Die volle Wahrheit
›t‹ Und. ›te‹. Und ›tes‹. Und ›ten‹. Was das wohl bedeutet?«
Gunilla Gutenhügel richtete einen erwartungsvollen Blick auf William,
der schwankte und nachzudenken versuchte.
»Na schön«, sagte er, schloss die Augen und zwickte sich den Nasen-
rücken. »Dreifache Überschrift, so breit wie möglich. Erste Zeile: ›Ver-
schwörung aufgedeckt!‹ Hast du das? Nächste Zeile: ›Lord Vetinari ist
unschuldig!‹« Er zögerte, ließ es dann aber dabei bewenden. Später
konnten sich die Leute darüber streiten, ob dies ganz allgemein der
Wahrheit entsprach. Derzeit ging es um wichtigere Dinge.
»Ja?«, fragte Gutenhügel. »Und die nächste Zeile?«
»Ich habe es aufgeschrieben«, sagte Wil iam und reichte ihm ein Blatt
aus seinem Notizbuch. »In Großbuchstaben. In großen Großbuchsta-
ben. So groß wie möglich. Ich meine Buchstaben, wie sie der Kurier für Elfen und explodierende Menschen verwendet.«
»Diese hier?«, erwiderte der Zwerg und griff nach einem Kasten mit
besonders großen Typen. »Sind dies Nachrichten ?«
»Jetzt ja«, sagte William und blätterte in seinem Notizbuch.
»Willst du den Artikel erst schreiben?«, fragte Gutenhügel.
»Keine Zeit. Bist du soweit? ›Eine Verschwörung mit dem Ziel, die
Macht über Ankh-Morpork zu erringen, wurde gestern Abend nach
langen Tagen geduldiger Ermittlungsarbeit von der Wache aufgedeckt.‹
Absatz. ›Nach den der Times vorliegenden Informationen erhielten zwei von außerhalb stammende und inzwischen tote Assassinen den Auftrag,
Lord Vetinari in Verruf zu bringen, um ihn als Patrizier abzusetzen.‹
Absatz. ›Mit Hilfe eines Unschuldigen, der Lord Vetinari verblüffend
ähnlich sieht, verschafften sie sich Zugang zum Palast. Dort…‹«
»Augenblick«, warf Gutenhügel ein. »Die Wache hat doch gar nichts
aufgedeckt. Du hast dies al es herausgefunden!«
»Ich habe nur darauf hingewiesen, dass sie seit Tagen ermittelt«, sagte
William. »Das stimmt. Ich brauche nicht zu betonen, dass die Untersu-
chungen keine Ergebnisse erzielt haben.« Er bemerkte den Ge-
sichtsausdruck des Zwergs und fügte hinzu: »Weißt du, schon sehr bald
werde ich mehr unangenehme Feinde haben, als irgendjemand gebrau-
chen kann. Dann sol sich Mumm darüber ärgern, dass ich ihn gut und
nicht schlecht dargestel t habe, verstehst du?«
»Trotzdem…«
»Widersprich mir nicht!«
Das wagte Gutenhügel gar nicht. Er sah das besondere Licht in den
Augen des jungen Mannes. Wil iam war erstarrt, als er dem Kobold des
Kastens gelauscht hatte, und anschließend schien er sich in jemand an-
deren verwandelt zu haben.
In jemanden, der leichter reizbar und weniger geduldig war. Er schien
an einem seltsamen Fieber zu leiden.
»Äh… wo bin ich stehen geblieben?«
»›… verschafften sie sich Zugang zum Palast. Dort…‹«, sagte der
Zwerg.
»Ah, ja. ›Dort…‹ Nein, es sol te besser heißen: ›Soweit die Times weiß, war Lord Vetinari…‹ Sacharissa, sah der Mann im Kel er wirklich wie
Vetinari aus?«
»Ja. Der gleiche Haarschnitt und alles .«
»Na schön. ›Soweit die Times weiß, war Lord Vetinari geradezu über-wältigt, als er sah, wie er selbst sein Büro betrat…‹«
»Wissen wir das?«, fragte Sacharissa.
»Ja. Es ergibt durchaus einen Sinn. Wer könnte Anstoß daran neh-
men? Wo bin ich stehen geblieben? ›Lord Vetinaris Hund Wuffel (16)
vereitelte den Plan, indem er die beiden Männer angriff.‹ Absatz. ›Der
Lärm erregte die Aufmerksamkeit von Lord Vetinaris Sekretär Rufus
Drumknott…‹ Mist, ich habe ihn nicht nach seinem Alter gefragt… ›…
der niedergeschlagen wurde.‹ Absatz. ›Die Eindringlinge versuchten,
diesen Zwischenfal für ihren…‹ Wie heißt der richtige Ausdruck? ›…
niederträchtigen Plan zu nutzen. Sie verletzten Drumknott mit einem
von Lord Vetinaris Messern, um den Eindruck zu erwecken, der Patri-
zier sei übergeschnappt und hätte versucht, seinen eigenen Sekretär
umzubringen.‹ Absatz. ›Mit boshafter Gerissenheit…‹«
»Du wirst immer besser«, sagte Sacharissa.
»Unterbrich ihn nicht!«, zischte Boddony. »Ich möchte wissen, was
die beiden boshaften Gerissenen als Nächstes anstel en!«
»›… zwangen sie den falschen Lord Vetinari…‹«
»Na so was, na so was«, brummte Gutenhügel, während er eifrig setz-
te.
»Bist du ganz sicher, was das ›zwangen‹ angeht?«, fragte Sacharissa.
»Solche Männer neigen nicht dazu, höflich zu
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