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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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doch nicht, wenn er mir von einigen zerbrochenen
    Eiern berichtet.«
    »Mag sein, aber…«
    »Außerdem ist es nicht meine Schuld, wenn junge Männer mir etwas
    erzählen wol en.«
    »Vermutlich nicht, aber…«
    »Und außerdem wär’s das für heute Abend.« Sacharissa gähnte. »Ich
    gehe jetzt heim.«
    William stand so schnell auf, dass er mit den Knien gegen die Schreib-
    tischkante stieß. »Ich bringe dich nach Hause«, sagte er.
    »Lieber Himmel, es ist fast Viertel vor acht«, meinte Sacharissa und
    streifte den Mantel über. »Warum haben wir so lange gearbeitet?«
    »Weil die Presse nicht schläft«, antwortete William.
    Als sie auf die stille Straße traten, fragte er sich, ob Lord Vetinari in
    Bezug auf die Presse Recht hatte. Ihr haftete etwas… Zwingendes an. Sie war wie ein Hund, der einen anstarrte, bis man ihn fütterte. Ein Hund,
    der gefährlich werden konnte. Hund beißt Mensch, dachte William.
    Aber das sind keine Neuigkeiten. So etwas ist bekannt.
    Sacharissa ließ sich bis zum Ende der Straße begleiten und blieb dort
    stehen.
    »Es bringt Großvater in Verlegenheit, wenn man dich mit mir sieht«,
    sagte sie. »Ich weiß, es ist dumm, aber… Die Nachbarn, weißt du? Und
    der ganze Gildenkram…«
    »Ich weiß. Äh.«
    Die Luft schien schwerer zu werden, als sie sich ansahen.
    »Äh, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll«, begann William und
    begriff, dass er es früher oder später aussprechen musste. »Ich möchte
    betonen, dass du zwar sehr attraktiv, aber nicht mein Typ bist.«
    Sacharissa musterte ihn mit dem ältesten Blick, den er je gesehen hatte, und erwiderte dann: »Es ist dir sicher nicht leicht gefal en, das zu sagen, und ich danke dir dafür.«
    »Ich dachte nur, da wir die ganze Zeit zusammen arbeiten…«
    »Oh, ich bin froh, dass du es gesagt hast«, erwiderte Sacharissa. »Und
    angesichts so schmeichlerischer Bemerkungen stehen die Mädchen
    sicher bei dir Schlange. Bis morgen.«
    William lief ziemlich schnell und erreichte die Pension gerade spät ge-
    nug, um einen Blick von Frau Arkanum zu ernten – aber nicht so spät, um wegen Unhöflichkeit vom Tisch verbannt zu werden. Ernstes
    Zuspätkommen bedeutete, dass man das Abendessen in der Küche
    einnehmen musste.
    Diesmal gab’s ein Curry-Gericht. Einer der seltsamen Aspekte von
    Frau Arkanums Mahlzeiten bestand darin, dass es weitaus mehr Mahl-
    zeiten gab, die sich aus den vorsichtig verwendeten Resten früherer
    Speisen zusammensetzten, als Mahlzeiten, von denen die Reste stam-
    men konnten.
    Das Curry-Gericht erwies sich als besonders seltsam, denn Frau Ar-
    kanum hielt alle Dinge, die aus dem Ausland kamen, für verdächtig.
    Deshalb fügte sie das sonderbare gelbe Pulver mit einem sehr kleinen
    Löffel hinzu – um zu vermeiden, dass sich die Leute plötzlich ihre
    Kleidung vom Leib rissen und ausländische Dinge anstellten. Die
    Hauptingredienzen schienen Kohlrüben und sandige, nach Regenwas-
    ser schmeckende Sultaninen zu sein. Dazu kamen Reste von kaltem
    Hammelfleisch, obwohl sich William nicht daran erinnern konnte,
    wann es zum letzten Mal Hammel gegeben hatte, ungeachtet der Tem-
    peratur.
    Für die anderen Mieter war das kein Problem. Frau Arkanum verteilte
    große Portionen, und die Männer am Tisch maßen kulinarische Leis-
    tungen an der Menge auf ihrem Tel er. Es mochte nicht besonders gut
    schmecken, aber wenigstens ging man mit vol em Magen zu Bett.
    Derzeit wurden die Neuigkeiten des Tages diskutiert. In seiner Rol e
    als Hüter des Feuers der Kommunikation hatte Herr Schmitzenmacher
    sowohl den Kurier als auch beide Ausgaben der Times gekauft.
    Ganz al gemein hielt man die Nachrichten des Kuriers für interessanter, doch Frau Arkanum entschied, dass es sich nicht gehörte, beim
    Essen über Schlangen und dergleichen zu sprechen. Ihrer Meinung
    nach sol te man die Leute nicht mit derartigen Themen beunruhigen.
    Regen aus Insekten und Ähnliches bestätigten die Vorstel ungen der
    Anwesenden von fernen Ländern.
    Bekanntes, dachte William, während er eine Sultanine forensisch se-
    zierte. Seine Exzel enz hat Recht. Keine Neuigkeit, sondern Altigkeiten.
    Man sage den Leuten das, was sie bereits zu wissen glauben…
    Der Patrizier, so fanden die Speisenden, verdiente es, als gerissen und
    durchtrieben bezeichnet zu werden. Die Versammlung einigte sich auf
    das Urteil, dass letztendlich alle gleich waren. Herr Windling sprach von
    einem heillosen Durcheinander in der Stadt und meinte, es

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