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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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überlegt, aber das von der Wache gelieferte
    Bild war ausgezeichnet, und inzwischen hielt er eine freundliche Geste
    in diese Richtung für eine gute Idee. Wenn er sich in tiefen Schwierig-
    keiten wiederfand, noch dazu mit dem Kopf nach unten, brauchte er
    jemanden, der ihn herauszog.
    Außerdem hatte er die Geschichte über den Patrizier umgeschrieben
    und al die Dinge hinzugefügt, die er für Fakten hielt. Allerdings waren
    es nicht besonders viele; er musste zugeben, dass ihm die Sache immer
    rätselhafter erschien.
    Sacharissa hatte eine Meldung über den Kurier geschrieben, und auch in diesem Punkt war William zunächst skeptisch gewesen. Aber es war
    eine Nachricht, die Beachtung verdiente und außerdem leeren Platz
    füllte.
    Darüber hinaus gefiel ihm der erste Satz des Artikels: »Ein Möchte-
    gern-Rivale für die gut eingeführte Zeitung von Ankh-Morpork, die
    Times, erscheint seit kurzer Zeit in der Schimmerstraße…«
    »Du machst deine Arbeit immer besser«, sagte William und blickte
    über den Schreibtisch.
    »Ja«, erwiderte Sacharissa. »Inzwischen weiß ich: Wenn ich einen
    nackten Mann sehe, lasse ich mir seinen Namen geben, weil…«
    William stimmte in den Chor mit ein. »… weil sich mit Namen mehr
    Zeitungen verkaufen.«
    Er lehnte sich zurück und trank den grässlichen Tee der Zwerge. Ei-
    nige Sekunden gab er sich dem seltenen Gefühl von Glückseligkeit hin.
    Ein seltsames Wort, dachte er. Eine Verbindung aus Glück und Selig-
    keit, als sei Glück allein nicht genug. Es war eins von jenen Worten, die
    kein Geräusch beschrieben; aber wenn Glückseligkeit ein Geräusch
    verursachen könnte, würde es vermutlich nach leiser, angenehmer Hin-
    tergrundmusik klingen.
    Hier und jetzt genoss er Freiheit. Die Zeitung wurde zu Bett gebracht
    und zugedeckt, nachdem sie ihrem Gebet gelauscht hatten. Sie war fer-
    tig. Ron und die anderen kehrten bereits zurück, um fluchend und spu-ckend weitere Ausgaben zu holen. Sie hatten sich einige kleine Karren
    und Kinderwagen besorgt, um die Bündel durch die Straßen zu rollen.
    In einer Stunde würde das Maul der Presse wieder hungrig sein, und
    dann musste William erneut den Felsen über den Hang nach oben rol-
    len, wie der arme Kerl in der Mythologie… Wie hieß er noch?
    »Wer war der Held, der einen Felsen einen Berghang hinauf rollen
    musste – nur um auf dem Gipfel zu beobachten, wie das verdammte
    Ding wieder nach unten rollte?«, fragte William.
    Sacharissa sah nicht auf. »Jemand, der eine Schubkarre brauchte?«,
    erwiderte sie und spießte mit Nachdruck einen Zettel auf.
    William erkannte die Stimme einer Person, die noch immer lästige
    Arbeit zu erledigen hat.
    »Woran arbeitest du?«, fragte er.
    »An einem Bericht über den Verein der genesenden Akkordeonspieler
    von Ankh-Morpork«, sagte sie und schrieb schnell.
    »Stimmt was nicht damit?«
    »Die Interpunktion fehlt, und zwar völ ig. Ich glaube, wir brauchen
    einen zusätzlichen Kasten mit Kommas.«
    »Warum befasst du dich überhaupt damit?«
    »Weil sechsundzwanzig Personen namentlich genannt werden.«
    »Als Akkordeonspieler?«
    »Ja.«
    »Werden sie sich nicht beklagen?«
    »Sie müssen nicht Akkordeon spielen. Oh, und es gab einen großen Unfal auf dem Breiten Weg. Ein Karren kippte um, und mehrere Tonnen Mehl verteilten sich auf der Straße. Deshalb bäumten sich zwei
    Pferde auf, wodurch der Wagen hinter ihnen seine Ladung von Eiern
    verlor, und dadurch fielen bei einem anderen Karren dreißig Milchkan-nen um… Was hältst du von dieser Schlagzeile?«
    Sacharissa hob ein Blatt Papier, auf das sie geschrieben hatte:

    GRÖSSTER KUCHENTEICH
    DER STADT!!

    William betrachtete die Worte. Eigentlich klang es ganz gut. Die zaghaf-
    te Annäherung an Humor war genau richtig. Gerade solche Dinge sorg-
    ten an Frau Arkanums Tisch für Heiterkeit.
    »Lass das zweite Ausrufezeichen weg«, sagte William. »Ansonsten ist
    al es in Ordnung. Wie hast du davon erfahren?«
    »Oh, Obergefreiter Fiddyment kam vorbei und erzählte mir davon«,
    erwiderte Sacharissa. Sie senkte den Blick und schob die Papiere auf
    ihrem Schreibtisch hin und her. »Um ganz ehrlich zu sein: Ich glaube,
    er hat sich in mich verguckt.«
    Ein kleiner, bisher unbeachtet gebliebener Teil von Williams Ego er-
    starrte. Ziemlich viele junge Männer schienen bestrebt zu sein, Sacha-
    rissa irgendwelche Dinge zu erzählen. Er hörte sich sagen: »Mumm will
    nicht, dass die Wächter mit uns reden.«
    »Ja, aber es zählt

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