Die volle Wahrheit
überlegt, aber das von der Wache gelieferte
Bild war ausgezeichnet, und inzwischen hielt er eine freundliche Geste
in diese Richtung für eine gute Idee. Wenn er sich in tiefen Schwierig-
keiten wiederfand, noch dazu mit dem Kopf nach unten, brauchte er
jemanden, der ihn herauszog.
Außerdem hatte er die Geschichte über den Patrizier umgeschrieben
und al die Dinge hinzugefügt, die er für Fakten hielt. Allerdings waren
es nicht besonders viele; er musste zugeben, dass ihm die Sache immer
rätselhafter erschien.
Sacharissa hatte eine Meldung über den Kurier geschrieben, und auch in diesem Punkt war William zunächst skeptisch gewesen. Aber es war
eine Nachricht, die Beachtung verdiente und außerdem leeren Platz
füllte.
Darüber hinaus gefiel ihm der erste Satz des Artikels: »Ein Möchte-
gern-Rivale für die gut eingeführte Zeitung von Ankh-Morpork, die
Times, erscheint seit kurzer Zeit in der Schimmerstraße…«
»Du machst deine Arbeit immer besser«, sagte William und blickte
über den Schreibtisch.
»Ja«, erwiderte Sacharissa. »Inzwischen weiß ich: Wenn ich einen
nackten Mann sehe, lasse ich mir seinen Namen geben, weil…«
William stimmte in den Chor mit ein. »… weil sich mit Namen mehr
Zeitungen verkaufen.«
Er lehnte sich zurück und trank den grässlichen Tee der Zwerge. Ei-
nige Sekunden gab er sich dem seltenen Gefühl von Glückseligkeit hin.
Ein seltsames Wort, dachte er. Eine Verbindung aus Glück und Selig-
keit, als sei Glück allein nicht genug. Es war eins von jenen Worten, die
kein Geräusch beschrieben; aber wenn Glückseligkeit ein Geräusch
verursachen könnte, würde es vermutlich nach leiser, angenehmer Hin-
tergrundmusik klingen.
Hier und jetzt genoss er Freiheit. Die Zeitung wurde zu Bett gebracht
und zugedeckt, nachdem sie ihrem Gebet gelauscht hatten. Sie war fer-
tig. Ron und die anderen kehrten bereits zurück, um fluchend und spu-ckend weitere Ausgaben zu holen. Sie hatten sich einige kleine Karren
und Kinderwagen besorgt, um die Bündel durch die Straßen zu rollen.
In einer Stunde würde das Maul der Presse wieder hungrig sein, und
dann musste William erneut den Felsen über den Hang nach oben rol-
len, wie der arme Kerl in der Mythologie… Wie hieß er noch?
»Wer war der Held, der einen Felsen einen Berghang hinauf rollen
musste – nur um auf dem Gipfel zu beobachten, wie das verdammte
Ding wieder nach unten rollte?«, fragte William.
Sacharissa sah nicht auf. »Jemand, der eine Schubkarre brauchte?«,
erwiderte sie und spießte mit Nachdruck einen Zettel auf.
William erkannte die Stimme einer Person, die noch immer lästige
Arbeit zu erledigen hat.
»Woran arbeitest du?«, fragte er.
»An einem Bericht über den Verein der genesenden Akkordeonspieler
von Ankh-Morpork«, sagte sie und schrieb schnell.
»Stimmt was nicht damit?«
»Die Interpunktion fehlt, und zwar völ ig. Ich glaube, wir brauchen
einen zusätzlichen Kasten mit Kommas.«
»Warum befasst du dich überhaupt damit?«
»Weil sechsundzwanzig Personen namentlich genannt werden.«
»Als Akkordeonspieler?«
»Ja.«
»Werden sie sich nicht beklagen?«
»Sie müssen nicht Akkordeon spielen. Oh, und es gab einen großen Unfal auf dem Breiten Weg. Ein Karren kippte um, und mehrere Tonnen Mehl verteilten sich auf der Straße. Deshalb bäumten sich zwei
Pferde auf, wodurch der Wagen hinter ihnen seine Ladung von Eiern
verlor, und dadurch fielen bei einem anderen Karren dreißig Milchkan-nen um… Was hältst du von dieser Schlagzeile?«
Sacharissa hob ein Blatt Papier, auf das sie geschrieben hatte:
GRÖSSTER KUCHENTEICH
DER STADT!!
William betrachtete die Worte. Eigentlich klang es ganz gut. Die zaghaf-
te Annäherung an Humor war genau richtig. Gerade solche Dinge sorg-
ten an Frau Arkanums Tisch für Heiterkeit.
»Lass das zweite Ausrufezeichen weg«, sagte William. »Ansonsten ist
al es in Ordnung. Wie hast du davon erfahren?«
»Oh, Obergefreiter Fiddyment kam vorbei und erzählte mir davon«,
erwiderte Sacharissa. Sie senkte den Blick und schob die Papiere auf
ihrem Schreibtisch hin und her. »Um ganz ehrlich zu sein: Ich glaube,
er hat sich in mich verguckt.«
Ein kleiner, bisher unbeachtet gebliebener Teil von Williams Ego er-
starrte. Ziemlich viele junge Männer schienen bestrebt zu sein, Sacha-
rissa irgendwelche Dinge zu erzählen. Er hörte sich sagen: »Mumm will
nicht, dass die Wächter mit uns reden.«
»Ja, aber es zählt
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