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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hat.
    Es steckt ein anderer Mann dahinter.«
    William schrieb es auf und betrachtete die Worte. »Wie hilfreich soll
    dieser Hinweis sein?«, fragte er.
    »Das ist eine gute Nachricht. Kaum jemand weiß darüber Bescheid.«
    »Aber sie genügt nicht. Es fehlen Einzelheiten. Gibt es eine Beschrei-
    bung?«
    »Der Mann hat einen Hundebiss am Fußknöchel«, sagte Tiefer Kno-
    chen.
    »Dadurch ist er auf der Straße sicher leicht zu finden. Was erwartest
    du von mir? Sol ich den Leuten heimlich die Hosenbeine hochziehen?«
    »An der Nachricht gibt es nichts auszusetzen.« Tiefer Knochen klang
    verletzt. »Gewisse Leute wären beunruhigt, wenn du sie in deiner Zei-
    tung bringst.«
    »Ja, sie würden glauben, ich hätte den Verstand verloren! Ich brauche
    etwas Besseres von dir. Kannst du mir keine Beschreibung geben?«
    Tiefer Knochen blieb einige Sekunden still, und als er erneut sprach,
    klang er unsicher. »Du meinst, wie der Mann aussah?«
    »Ja!«
    »Ah… Nun, bei Hunden sieht die Sache ein wenig anders aus. Eigent-
    lich sehen w… Ich meine, der durchschnittliche Hund blickt vor allem
    auf. Menschen sind für ihn nur eine Wand mit zwei Nasenlöchern ganz oben.«
    »Das hilft mir nicht viel weiter«, sagte William. »Tut mir Leid, ich
    fürchte, wir kommen nicht ins Geschä…«
    »Aber wie er riecht… das ist etwas ganz anderes«, ertönte die jetzt hastig klingende Stimme von Tiefer Knochen.
    »Na schön. Sag mir, wie der Mann riecht .«
    »Sehe ich einen Haufen Geld vor mir liegen? Ich glaube nicht.«
    »Nun, Herr Knochen, ich denke nicht einmal daran, so viel Geld auf-zutreiben, bevor ich einen Beweis dafür habe, dass du etwas weißt.«
    »Na schön«, kam es nach einer Weile aus den Schatten. »Weißt du,
    dass es ein Komitee für die Abwahl des Patriziers gibt? Na, ist das eine Neuigkeit?«
    »Was soll daran neu sein? Seit Jahren verschwören sich irgendwelche Leute gegen ihn.«
    Wieder folgte Stille.
    »Weißt du«, sagte Tiefer Knochen schließlich, »wir würden uns viel
    Mühe ersparen, wenn du mir einfach das Geld gibst und ich dir sage,
    was ich weiß.«
    »Bisher hast du mir überhaupt nichts gesagt. Erzähl mir die Geschich-
    te, und anschließend bezahle ich dich, wenn sie der Wahrheit ent-
    spricht.«
    »Oh, ja, willst du mich an der Schnauze herumführen?«
    »Auf diese Weise kommen wir wirklich nicht ins Geschäft«, sagte Wil-
    liam und steckte das Notizbuch ein.
    »Warte, warte… Dies müsste klappen: Frag Mumm, womit Vetinari
    vor dem Angriff beschäftigt war.«
    »Wieso? Womit war er beschäftigt?«
    »Versuch es herauszufinden.«
    »Damit lässt sich nicht viel anfangen.«
    Keine Antwort. William glaubte, ein leises Schlurfen zu hören.
    »Hallo?«
    Er wartete ein oder zwei Sekunden lang, trat dann sehr vorsichtig ei-
    nen Schritt vor.
    In der Düsternis wandten sich ihm einige Pferde zu. Von dem un-
    sichtbaren Informanten fehlte jede Spur.
    Hinter Williams Stirn drängelten sich viele Gedanken, als er nach
    draußen zurückkehrte, und erstaunlicherweise gelang es einem kleinen
    und theoretisch unwichtigen, auf der mentalen Bühne ins Licht zu tre-
    ten. Was für ein Ausdruck war: »Willst du mich an der Schnauze he-
    rumführen«? Es sol te doch »Nase« heißen. Hatte der Unbekannte von
    einer Schnauze gesprochen, weil er gar keine Nase hatte?
    Eine mögliche Erklärung fiel ihm ein.
    Vermutlich war Tiefer Knochen ein Fremder. Das ergab durchaus ei-
    nen Sinn. Wie zum Beispiel Otto. Er sprach ausgezeichnet Morporkia-
    nisch, aber mit den umgangssprachlichen Ausdrücken kam er noch
    nicht zurecht. William kritzelte eine entsprechende Notiz.
    Er nahm den Rauchgeruch im gleichen Augenblick wahr, als er das
    tönerne Pochen von Golemfüßen hörte. Vier große Gestalten donner-
    ten mit einer langen Leiter an ihm vorbei. Wil iam schloss sich ihnen
    sofort an, und ganz automatisch schlug er das Notizbuch bei einer lee-
    ren Seite auf.
    Feuer war immer sehr gefürchtet, besonders in den Teilen der Stadt,
    wo Holz und Stroh vorherrschten. Gerade aus diesem Grund hatte man
    nie eine Feuerwehr gegründet. Aufgrund der gnadenlosen Logik von
    Ankh-Morpork durfte man Folgendes annehmen: Wenn Feuerwehrleu-
    te dafür bezahlt wurden, Feuer zu löschen, so würden sie bestimmt
    dafür sorgen, dass sie genug Arbeit hatten.
    Bei Golems lag der Fall anders. Sie waren geduldig, arbeiteten hart,
    dachten sehr geradlinig und galten als fast unzerstörbar. Und sie boten
    ihre Dienste freiwillig an. Alle

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