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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kaum etwas, das zu stehlen lohnte«, sagte Herr Wagen-
    bauer.
    »Stimmt«, pflichtete ihm Herr Flach bei. »Heute gibt es mehr Geld.«
    »Aber es bleibt nicht hier«, sagte Herr Windling. Zumindest in diesem
    Punkt hatte er Recht. Geld nach Hause schicken war eine der größten
    Exporttätigkeiten der Stadt, und Zwerge erwiesen sich dabei als beson-
    ders aktiv. William wusste auch, dass ein großer Teil des Geldes zu-
    rückkehrte, denn Zwerge kauften bei den besten Zwergen-
    Handwerkern, und heutzutage arbeiteten die besten Zwergen-
    Handwerker vor al em in Ankh-Morpork. Und sie schickten ebenfal s Geld nach Hause. Ein Strom aus Gold floss hin und her und wurde
    kaum noch kalt. Doch die Windlinge in der Stadt nahmen Anstoß dar-
    an.
    Herr Langschacht griff stumm nach seinem gekochten Ei und legte es
    in den Eierbecher.
    »Es leben einfach zu viele Leute in der Stadt«, betonte Herr Windling.
    »Ich habe nichts gegen… Fremde, weiß der Himmel, aber Vetinari hat
    es übertrieben. Al e wissen, dass wir jemanden brauchen, der einen fes-
    teren Standpunkt vertritt.«
    Ein metal enes Geräusch erklang. Herr Langschacht blickte noch im-
    mer auf sein Ei und hatte eine kleine, aber sehr beeindruckende axtartige Axt aus der Tasche geholt. Er behielt das Ei im Auge, als könnte es
    weglaufen, lehnte sich langsam zurück, zögerte kurz und ließ die Klinge
    dann in einem silbernen Bogen herumschwingen.
    Der obere Teil des Eis löste sich fast geräuschlos, drehte sich einen
    halben Meter überm Tel er und landete neben dem Eierbecher.
    Herr Langschacht nickte sich selbst zu und musterte dann die erstarr-
    ten Mienen der anderen.
    »Wie bitte?«, fragte er. »Ich habe nicht zugehört.«
    Und damit endete die Versammlung, wie es Sacharissa ausgedrückt
    hätte.
    Auf dem Weg zur Schimmerstraße kaufte William den Kurier und
    fragte sich nicht zum ersten Mal, wer den ganzen Kram schrieb. Eins
    stand fest: Sie kamen damit besser zurecht als er. Er hatte einmal mit
    dem Gedanken gespielt, den einen oder anderen Artikel zu erfinden,
    wenn in der Stadt nichts Besonderes zu geschehen schien, doch es fiel
    ihm erstaunlich schwer. So sehr er sich auch dagegen sträubte: Immer
    wieder setzten sich bei ihm gesunder Menschenverstand und Intelligenz
    durch. Außerdem war es falsch zu lügen.
    Niedergeschlagen stellte Wil iam fest, dass der Kurier die Sache mit dem sprechenden Hund aufgegriffen hatte. Und dazu etwas, von dem
    er jetzt zum ersten Mal hörte: In der Nacht hatte man bei den Dächern
    der Unsichtbaren Universität eine seltsame fliegende Gestalt gesehen,
    HALB MENSCH, HALB MOTTE? Wohl eher halb erfunden und halb
    ausgedacht.
    Doch wenn es nach den Geschworenen am Frühstückstisch ging,
    wurde der Beweis für die Wahrheit einer Geschichte erbracht, wenn
    man erläuterte, dass sie unmöglich wahr sein konnte. Denn wer machte
    sich die Mühe, etwas zu bestreiten, das gar nicht existierte?
    Er nahm die Abkürzung durch die Stäl e in der Buchtgasse. Wie die
    Schimmerstraße führte die Buchtgasse an der Rückseite von Gebäuden
    vorbei. Dieser Bereich der Stadt schien nur als ein Ort zu existieren,
    den man passierte, um interessantere Viertel zu erreichen. Lagerhäuser
    mit hohen Fenstern und abbruchreife Schuppen säumten die Gasse.
    Aber hier stand auch Hobsons Mietstal .
    Er war riesig, denn Hobson hatte begriffen, dass man mehrere
    Stockwerke nutzen konnte.
    Willie Hobson war ein weiterer Geschäftsmann von der Art des Kö-
    nigs vom Goldenen Fluss. Er hatte eine Nische gefunden, sie besetzt
    und so weit geöffnet, dass viel Geld hineinfiel. Viele Leute in der Stadt
    brauchten gelegentlich ein Pferd, und kaum jemand hatte genug Platz
    dafür. Man benötigte einen Stal , einen Stal burschen, einen Heubo-
    den… Doch um ein Pferd von Willie zu mieten, benötigte man nur
    einige Dollar.
    Viele Bürger brachten hier auch ihre eigenen Pferde unter. Ständig
    kamen und gingen Leute. Die krummbeinigen, koboldartigen kleinen
    Männer, die sich hier um alles kümmerten, hielten nie jemanden an – es
    sei denn, sie glaubten, jemand hätte ein Pferd in seiner Hosentasche
    versteckt.
    William sah sich um, als eine Stimme aus den dunklen Boxen kam.
    »Entschuldige, Freund.«
    Er spähte in die Schatten. Einige Pferde beobachteten ihn. Etwas wei-
    ter entfernt wurden andere Pferde hin und her geführt. Männer riefen,
    und es herrschte der übliche rege Stal betrieb. Die Stimme hingegen
    kam aus einem Bereich ominöser

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