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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Flach, hast bei dieser Gelegenheit gesagt, es sei al gemein bekannt, dass er sich mit
    einer Frau namens Flo aus dem Staub gemacht hat, die als Kellnerin in
    Hargas Rippenstube arbeitete.«
    Frau Arkanum bedachte William mit einem Blick, der deutlich mach-
    te, dass das Thema des nächtlichen Diebstahls von Küchenutensilien
    jederzeit wieder aktuell werden konnte, ob zusätzliches Ei oder nicht.
    »Ich mag es nicht, wenn bei Tisch über solche Dinge gesprochen
    wird«, sagte sie kühl.
    »Nun, ist doch ganz klar«, ließ sich Herr Wagenbauer vernehmen. »Er
    muss zurückgekehrt sein.«
    »Von der silbernen Scheibe oder von Flo?«, fragte Wil iam.
    »Herr de Worde!«
    »Ich habe nur gefragt«, sagte William. »Ah, wie ich sehe, nennt der
    Kurier den Namen des Mannes, der neulich beim Juwelier eingebrochen hat. Wie schade, dass es der Schuldige Schuft ist, armer Kerl.«
    »Scheint ein notorischer Krimineller zu sein«, meinte Herr Windling.
    »Ich finde es empörend, dass die Wache ihn nicht verhaftet.«
    »Vor al em, wenn man berücksichtigt, dass er sich jeden Tag an sie
    wendet«, erwiderte William.
    »Warum?«
    »Um eine warme Mahlzeit und ein Bett für die Nacht zu bekommen«,
    sagte Wil iam. »Der Schuldige Schuft gesteht jedes Verbrechen. Die Erbsünde, Morde, Diebstähle – einfach al es. Wenn er verzweifelt ist, stellt
    er sich der Wache, um eine Belohnung zu kassieren.«
    »Sie sollte etwas gegen ihn unternehmen«, sagte Frau Arkanum.
    »Ich glaube, normalerweise gibt sie ihm einen Becher Tee«, sagte Wil-
    liam. Er zögerte kurz und fragte dann: »Und die andere Zeitung?«
    »Oh, sie behaupten noch immer, dass Vetinari gar kein Verbrechen
    verübt hat«, entgegnete Herr Schmitzenmacher. »Und der König von
    Lancre meint, dass die Frauen in Lancre keine Schlangen gebären.«
    »Nun, kein Wunder, dass er das sagt«, warf Frau Arkanum ein.
    »Vetinari muss schuldig sein«, sagte Herr Windling. »Warum hilft er der Wache sonst bei ihren Ermittlungen? So verhält sich kein unschuldiger Mann, meiner bescheidenen Meinung nach.«*
    »Ich glaube, es gibt viele Anhaltspunkte, die seine Schuld fraglich er-
    scheinen lassen«, sagte William.
    »Ach, tatsächlich?«, fragte Herr Windling, und sein Tonfall machte
    deutlich, dass Williams Meinung erheblich bescheidener war als seine
    eigene. »Soweit ich weiß, treffen sich heute die Oberhäupter der Gil-
    den.« Er schniefte. »Es wird Zeit für eine Veränderung. Offen gesagt:
    Wir könnten einen neuen Patrizier gebrauchen, der mehr Interesse an
    den Ansichten der gewöhnlichen Leute zeigt.«
    William sah zum Zwerg Langschacht, der friedlich Toastbrot in kleine
    Häppchen zerschnitt. Viel eicht hatte er gar nichts bemerkt. Viel eicht
    gab es gar nichts zu bemerken, und William war zu empfindlich. Doch er hatte sich jahrelang Lord de Wordes Meinungen angehört und dabei

    * Herr Windling lässt sich am besten folgendermaßen beschreiben: Sie sind bei einer Versammlung und möchten früh nach Hause, wie auch al e anderen.
    Eigentlich gibt es nicht viel zu besprechen. Und als »Verschiedenes« über den Horizont kommt und alle damit beginnen, ihre Unterlagen zu verstauen,
    erklingt plötzlich eine Stimme und sagt: »Wenn ich bitte eine kleine
    Angelegenheit zur Sprache bringen dürfte, Herr Vorsitzender…« Und mit
    einem schrecklich flauen Gefühl in der Magengrube wissen Sie plötzlich, dass die Versammlung doppelt so lange dauern und die bevorstehende Diskussion
    immer wieder Bezug auf frühere Sitzungen nehmen wird. Der Mann, von dem
    diese Worte stammen und dessen Gesicht nun selbstgefälliges Engagement
    zur Schau trägt, ist Herrn Windling so ähnlich, dass es praktisch keinen
    Unterschied gibt. Ein gemeinsames Merkmal der Windlinge im Universum ist
    der Ausdruck »meiner bescheidenen Meinung nach«, den sie ständig
    verwenden und dass er ihren Worten Gewicht verleiht. In Wirklichkeit sagen sie damit: »Dies sind die dummen Ansichten von jemandem mit der
    gesellschaftlichen Eleganz einer Brennnessel.«
    die Fähigkeit entwickelt, ihre konkrete Bedeutung zu erfassen. Worte
    wie »Ansichten gewöhnlicher Leute« mochten für sich genommen un-
    schuldig sein, aber wer sie benutzte, meinte häufig, dass jemand ausge-
    peitscht werden sollte.
    »Wie meinst du das?«, fragte er.
    »Die… Stadt wird zu groß«, sagte Herr Windling. »Früher wurden die
    Tore geschlossen und standen nicht für al e offen. Und man brauchte
    keine Türen abzuschließen.«
    »Wir besaßen

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