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Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Titel: Die vollkommene Kämpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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wenn er die Kontrolle über eine Situation verlor. Normalerweise ließ Henry ihm seinen Spaß, nicht so an diesem Tag. Es war schon schlimm genug, dass er Kate hatte gehen lassen müssen. Wer wusste schon, wo sie war und was sie tat oder – schlimmer noch – mit wem sie zusammen war. Und sollte sie im September nicht zurückkehren …
    Henry schob diesen Gedanken von sich. Es hatte keinen Sinn, sich damit zu beschäftigen. Er hatte ihr versprochen, ihre Privatsphäre zu achten, und daran würde er sich halten.
    Er war bereits auf halbem Weg den Gang hinunter, bis Walter sich wieder gesammelt hatte. „Sag, Bruder, was würdest du tun, um die Zwillinge in die Finger zu bekommen?“
    Zuerst ging Henry weiter. Für Rätsel war er viel zu erschöpft. Doch gerade als er in den Vorraum treten wollte, dämmerte ihm die Lösung und er wandte sich zu seinem Bruder um. „Castor und Pollux?“
    Walter verzog das Gesicht zu einem selbstzufriedenen Grinsen. „Genau die.“
    „Du hast sie gefunden?“
    „In gewisser Weise.“ Jetzt wies Walter auf die leeren Bänke zu beiden Seiten des Gangs. Normalerweise waren sie voll von Seelen, die auf ein Urteil warteten, doch Henry hatte den Rest von ihnen entlassen und fürs Erste in ein friedvolles jenseitiges Leben geschickt. Für diesen Tag hatte er genug.
    Gemeinsam setzten sich die Brüder, und Walter faltete die Hände. Mit einer kunstvollen Pause versuchte er ganz unverhohlen, die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er wusste, dass Henry ihm seine volle Aufmerksamkeit schenkte, doch für Henry spielte das keine Rolle. Nicht wenn er dadurch Castor und Pollux finden konnte.
    „Ich habe einen Hinweis bekommen, dass sie in Griechenland sind“, erklärte Walter schließlich und betonte dabei jede Silbe. „Ella hat sie ausfindig gemacht.“
    „Exzellent.“ Henry war erfreut. „Sie bringt sie her?“
    Nun zögerte Walter. „Sie hat es noch nicht geschafft, sie … äh, dingfest zu machen.“
    „Natürlich nicht.“ Mit Daumen und Zeigefinger rieb sich Henry die Nasenwurzel. Irgendetwas war immer. Nach Jahrtausenden der Jagd auf die Zwillinge war dies beileibe nicht das erste Mal, dass sie nah daran waren, sie zu fassen, und es wäre auch nicht das erste Mal, wenn sie sie wieder verlören. „Und du bist aus welchem Grund zu mir gekommen?“
    „Weil wir es geschafft haben, sie voneinander zu trennen“, berichtete Walter. „Unglücklicherweise waren sie jedoch nicht allein, als Ella sie aufgespürt hat.“
    Henry erstarrte und legte die Finger um die Kante der Sitzbank. Es konnte nur einen Grund geben, aus dem Walter damit zu ihm kam und nicht zu jemand anderem. „Kate?“
    Sein Bruder nickte, und Henry fluchte leise in sich hinein. Natürlich musste sie es sein, die über sie stolperte, nachdem der Rat Jahrtausende damit verbracht hatte, nach ihnen zu suchen. Was hatte er auch anderes erwartet?
    „Wie, um alles in der Welt, hat sie sie gefunden?“
    „So weit ich unterrichtet bin, verbringt sie den Sommer mit James in Griechenland.“
    Unter Henrys Fingern splitterte das Holz der Bank, und ihm wurde kalt. James. Von allen Menschen auf der Welt musste sie ihre Zeit ohne ihn mit James verbringen.
    Mit James .
    Er hatte recht behalten. Sein Tag war gerade um ein Vielfaches schlimmer geworden.
    „Und was erwartest du jetzt von mir?“, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Sie ist meine Frau, nicht mein Mündel, und dies ist ihre freie Zeit. Ich habe gelobt, ihr sechs Monate zu gewähren, um ein Leben ganz nach ihren Wünschen zu führen, und dabei werde ich sie nicht stören.“
    „Ich bitte dich nicht, sie zu stören“, ruderte Walter zurück, obwohl der defensive Ton in seiner Stimme deutlich machte, dass es genau das war, was er vorgehabt hatte. „Ich bitte dich einfach nur … dich vorzubereiten.“
    Sich darauf vorzubereiten, sich in Dinge einzumischen, die schon seit Langem geklärt sein sollten. Ohne Zweifel wussten sie mittlerweile, wo Kate sich befand, und wenn sie irgendwo in Pollux’ Nähe war, nachdem der von Castor getrennt worden war, schwebte sie in Lebensgefahr. Und wieder einmal wäre es Henrys Schuld.
    Selbst wenn sie nicht in Gefahr war, wenn das Schicksal auf ihrer Seite stand, hatte er keinerlei Zweifel, auf wessen Seite sie sich in dieser Sache stellen würde. Sie verstand die Regeln der Unterwelt nicht, wusste nicht, wie wichtig es war, sie einzuhalten. Alles, was sie sehen würde, waren zwei Brüder, die einander so sehr

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