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Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Titel: Die vollkommene Kämpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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löste sich meine Erleichterung augenblicklich in Luft auf. Ich ließ James los und blickte mich um. Er war allein. Mir rutschte der Magen in die Kniekehlen. „James?“
    Angespannt presste er die Lippen aufeinander. „Tut mir leid. Henry hat uns aufgespürt und …“
    „Henry? Du meinst Hades?“ Lux erbleichte und sah einen Moment lang so schockiert aus, dass ich Angst hatte, ihm könnte ungeachtet seiner Unsterblichkeit das Herz stehen bleiben. Dass er seinem Leben durch seinen bloßen Willen ein Ende setzen würde.
    Aber James konnte unmöglich recht haben. Henry würde so etwas niemals tun – was auch immer für Geschichten über ihn erzählt wurden, jetzt war er anders. Er war weiser, mitfühlender – und er wusste, wie sehr die beiden Brüder einander liebten. Das musste er doch verstehen.
    „Hat er gesagt, wohin er ihn bringt?“, wollte ich von James wissen und berührte Lux am Ellbogen. Er erschauderte, aber wenigstens zuckte er nicht mehr vor mir zurück.
    „Er hat ihn in die Unterwelt mitgenommen“, antwortete James. „Lux, es tut mir leid, ich …“
    „Lass es.“ Bei der Drohung, die in Lux’ Stimme lag, schien der Wald bis in die Wurzeln zu erbeben. Hätte Lux uns alle töten können, ich war mir sicher, er hätte es getan. „Das ist alles deine verfluchte Schuld. Nach allem, was du getan hast …“
    „Eigentlich, mein lieber Sohn, ist es deine Schuld.“
    Wenn Lux zuvor zornig gewesen war, so war das nichts im Vergleich zu der Rage, die jetzt sein Gesicht verzerrte. Zwischen den Bäumen trat Walter hervor, Ella im Schlepptau. Sie trug ihren Bogen über der Schulter und ein derart selbstgefälliges Grinsen auf den Lippen, dass ich es ihr am liebsten auf der Stelle aus dem Gesicht geprügelt hätte. Offenbar färbte Lux’ Temperament bereits auf mich ab.
    Walter jedoch sah alles andere als zufrieden aus. Die Lippen hatte er zu einem schmalen Strich zusammengepresst und die Stirn so sehr gerunzelt, dass seine buschigen Augenbrauen seinen Blick fast vollkommen verschatteten. „Du hättest deinen Bruder niemals aus der Unterwelt fortbringen dürfen.“
    „Du hast mir keine Wahl gelassen“, erwiderte Lux erstickt und ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Du hast ihn von meiner Seite gerissen – du wusstest , was du uns damit antust, und hast ihn trotzdem fortgeschickt.“
    „Mit der Zeit hätten wir vielleicht einen Kompromiss gefunden“, sagte Walter. „Aber so, wie die Dinge jetzt stehen, kann ich Ungehorsam nicht auch noch belohnen. Wir werden deinen Bruder aufspüren, und wenn es so weit ist, sind die Bedingungen unseres Handels hinfällig. Du wirst deine Unsterblichkeit nicht länger mit ihm teilen. Und du wirst hierbleiben, wo ich dich im Blick habe, bis du bereit dafür bist, die Pflichten zu erfüllen, die du so schmählich ignoriert hast.“
    Zwischen uns senkte sich eine drückende Stille, und Lux versteifte sich. Ich mochte zwar keinen Zwillingsbruder haben, doch ich wusste, wie es sich anfühlte, den einzigen Menschen auf der Welt zu verlieren, den man liebte. Bei dem Gedanken, dass Lux genau das durchmachen sollte, wurde mir übel.
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch bevor ich einen Ton hervorbringen konnte, sank die Temperatur um zehn Grad und der Wind legte sich. Im einen Moment stand Lux dem Götterkönig gegenüber, im nächsten sprintete er auf ihn zu und zielte mit der Faust direkt auf sein Gesicht.
    Walters Finger zuckten, und bevor er ihn erreichte, flog Lux zur Seite und krachte in einen Baum. Der Aufprall zerschmetterte den Stamm, und mit einem lauten Krachen kippte der Baum zu Boden. Doch Lux sprang wieder auf die Füße, heftig atmend, aber offenbar unverletzt.
    „So dumm bist du nicht“, tadelte Walter. „Mach es nicht schwieriger, als es sowieso schon ist, Sohn.“
    „Ich bin nicht dein Sohn“, fauchte Lux.
    Walter seufzte. „Manchmal wünschte ich, das wäre die Wahrheit. Es wäre einfacher für uns alle.“
    Aus dem Nichts tauchten dicke Taue auf und schlangen sich um Lux, drängten ihn an einen anderen Baum. Verzweifelt setzte er sich zur Wehr, als sich die Seile mehrfach um seinen Körper und den Stamm wickelten, doch das Geflecht war durchzogen von einem goldenen Licht, gegen dessen Macht selbst Lux keine Chance hatte. Laut fluchend versuchte er die Hände in die raue Rinde zu graben, doch weder der Baum noch die Seile gaben nach.
    Walter schien zufrieden mit seinem Werk. „Viel besser.

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