Die vollkommene Kämpferin (German Edition)
ich hab meine Meinung geändert.“ Ich begann den Weg weiterzugehen, doch keiner der beiden kam hinterher. „Lux, kommst du jetzt oder was?“
„Nicht wenn sie hinter mir geht.“
Großartig. Jetzt musste ich also Babysitter spielen. „Es ist ja nicht so, als könnte sie dich umbringen.“
„Nein, aber sie kann sehr viel schlimmere Dinge tun – was sie ja schon bewiesen hat“, murrte er, und ich blieb stehen. Unter allen Ratsmitgliedern hätte ich von Ava das größte Mitgefühl anderen gegenüber erwartet, vor allem bei Casey und Lux.
„Ava?“, bohrte ich nach. „Was hast du mit ihnen gemacht?“
„Nichts Schlimmes“, wiegelte sie ab, und ich verengte misstrauisch die Augen.
„Das entscheide ich dann selbst.“
Jetzt begann Lux zwischen den Bäumen hin und her zu tigern, ohne Ava jedoch jemals den Rücken zuzuwenden. „Casey und ich haben unserem Vater dabei geholfen, einen Ehemann für unsere Schwester Helena auszusuchen. Sie …“, bitterböse starrte er Ava an, „… ist eines Nachts in unseren Gemächern erschienen und hat versucht, uns zu verführen – im Tausch gegen unsere Stimme für ihren Wunschkandidaten.“
„Und nicht bloß das“, widersprach Ava sichtlich verletzt. „Ich hab euch beiden außerdem jedes Mädchen angeboten, das ihr nur hättet haben wollen, falls du dich erinnerst.“
Lux ignorierte sie. „Wir haben abgelehnt. Die Sicherheit unserer Schwester war uns wichtiger – das hat sie als Beleidigung aufgefasst und uns verflucht.“
Mir fiel die Kinnlade hinunter. „Ava!“
Sie seufzte. „War schließlich kein großer Fluch oder so was.“
„Jedes Mädchen, in das sich Casey verliebt, erobert auch mein Herz“, erklärte Lux. „Was auf den ersten Blick gar nicht so tragisch klingt – bis man es selbst erlebt.“
„Oh.“ Ich runzelte die Stirn. So schlimm klang das im ersten Moment wirklich nicht. Doch nachdem ich die letzten sechs Monate damit verbracht hatte, zu beobachten, was unerwiderte Liebe und Eifersucht mit einer Person anstellen konnten, wagte ich es mir nicht einmal vorzustellen. „Das tut mir leid. Aber Ava kann das doch wieder in Ordnung bringen, nicht wahr?“
„Na klar“, antwortete sie. „Sobald Casey hübsch ordentlich wieder in der Unterwelt weilt und Daddy mit Pollux fertig ist.“
Lux stieß einen bitterbösen Fluch aus, und ich stellte mich zwischen die beiden. „Hey. Hey . Lux, hör auf damit. Ava, tu’s einfach, okay? Das ist jetzt Tausende von Jahren her. Sie haben schon genug durchgemacht.“
Wieder hob sie die Schultern. „Würd ich ja, wenn ich könnte, aber ich kann’s nicht. Daddy würde eine Apokalypse heraufbeschwören, wenn er davon erfährt.“
Walter. Mein Stirnrunzeln vertiefte sich. Ein schlecht gelaunter Henry war gefährlich genug, aber wenn dazu noch der König der Götter im Spiel war, wäre das beängstigend. „Na gut. Dann biegen wir das hier wieder hin, und sobald es vorbei ist, wirst du mit Walter reden und ihm sagen, dass du den Fluch aufhebst. Ist mir vollkommen egal, was du dafür tun musst oder wie wütend du ihn damit machst. Du wirst es tun, sonst rede ich nie wieder ein Wort mit dir.“
Ihre Augen wurden groß, doch diesmal war der verletzte Ausdruck auf ihrem Gesicht echt. „Das würdest du bloß wegen dieser Typen tun?“
„Ja, genau ihretwegen. Ich mein’s ernst.“
Verzweifelt schüttelte sie den Kopf, doch nach einigen langen Sekunden seufzte sie erneut. „Meinetwegen. Aber dann musst du jetzt mit mir kommen und das Suchen James überlassen, sonst ist der Deal hinfällig.“
„Du versprichst, dass du den Fluch rückgängig machst, wenn ich mit dir gehe?“, vergewisserte ich mich, und zögernd nickte sie.
„Großes Indianerehren…“
Zu meiner Linken knackte ein Zweig, und Ava verstummte sofort, während Lux sich wieder verspannte. Wachsam schlich er auf die Quelle des Geräuschs zu und erinnerte mich dabei an einen Panther. Einen äußerst verärgerten Panther, der es bis jetzt noch nicht für nötig befunden hatte, sich ein Oberteil überzuziehen.
Doch bevor Lux zum Todessprung ansetzen konnte, trat James hinter einem Baum hervor. Ich stieß einen Schrei der Erleichterung aus und rannte auf ihn zu, warf ihn fast um mit meiner stürmischen Umarmung.
„James! Ihr habt uns gefunden!“ Über die Schulter warf ich Lux einen Ich hab’s dir doch gesagt -Blick zu. „Wurde auch langsam mal Zeit. Wir suchen schon seit …“
„Wo ist Casey?“
Beim Klang von Lux’ Stimme
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