Die vollkommene Kämpferin (German Edition)
Ella, du und das Rudel werdet Pollux und die anderen im Auge behalten, während ich Castor ausfindig mache. Lass ihn nicht entkommen.“
„Natürlich, Vater“, beeilte sich Ella zu sagen und ließ sich Lux gegenüber nieder, den Bogen schussbereit in der Hand. „Eine falsche Bewegung, und ich jag dir so viele Pfeile durch den Leib, wie nötig ist.“
„Du kannst mich nicht umbringen“, erinnerte Lux sie.
„Aber ich kann dich festnageln.“
„Hört auf mit dem Unsinn, Kinder“, befahl Walter. „Ich werde zurückkehren, und wenn es so weit ist, erwarte ich, alle unverletzt vorzufinden.“
Ohne große Eile begann er sich zu entfernen, und mit einem entschuldigenden Blick eilte Ava ihm hinterher. Keine Chance, dass sie den Fluch jetzt noch aufheben würde – nicht wenn ihr Vater so wütend war. Lux’ Augen füllten sich mit Tränen, und bei dem Gedanken, ihn nach all dem auch noch weinen zu sehen, spürte ich einen Stich in der Brust. Er würde alles verlieren, das ihm etwas bedeutete. Den einzigen Menschen auf der Welt, den er liebte – und das nur, weil Casey gutherzig genug gewesen war, James und mir eine Übernachtungsmöglichkeit anzubieten.
Das konnte ich nicht zulassen.
„Warte“, rief ich und lief Walter und Ava hinterher. „Bitte, du kannst sie nicht …“
„Erdreiste dich nicht, mir zu sagen, was ich tun kann und was nicht“, schnitt Walter mir das Wort ab, ohne innezuhalten. „Lux kannte das Risiko, das er eingegangen ist. Es liegt nicht mehr in meiner Hand.“
„Nicht mehr in deiner … Bist du wirklich so ein herzloser Bastard?“, fragte ich ungläubig. Endlich blieb Walter stehen und wandte sich zu mir um, doch bevor er etwas sagen konnte, redete ich weiter. „Du weißt, wie schrecklich Lux das wehtun wird. Du weißt, dass es ihn zerstören wird. Du weißt, dass du ihm alles nimmst, wofür er lebt. Aber das ist dir vollkommen egal, nicht wahr? Dir ist es absolut gleichgültig, dass du deinem eigenen Sohn das Herz rausreißen wirst.“
Walter verengte die Augen. „Wage es nicht, mit mir zu sprechen, als …“
„Als ob was? Als wärst du ein Arschloch? Denn genau das bist du.“
Stille senkte sich über uns. Der Ausdruck auf Walters Gesicht wurde steinern, während Ava sämtliches Blut aus den Wangen wich. Neben mir raschelte Laub, und James griff nach meiner Hand. „Kate …“
„Komm mir nicht mit Kate .“ Zornig riss ich mich von ihm los. „Ihr alle – ihr wollt das einfach tatenlos geschehen lassen, weil ihr zu stolz seid, zuzugeben, dass ihr möglicherweise einen Fehler begangen habt? Das hier ist schlimmer als Mord. Da gibt es wenigstens ein jenseitiges Leben. Mit dem, was ihr gerade tut, zerstört ihr jemanden bis in alle Ewigkeit, geistig und seelisch. Ihr behauptet, ihr wärt die Guten, und trotzdem bringt ihr so etwas fertig, und das nur wegen eines jahrtausendealten Streits?“
„Ich habe nie behauptet, wir wären die Guten“, erwiderte Walter unbewegt. „Was auch immer du über uns denkst, sind deine eigenen Annahmen. Wir tun, was wir tun müssen, um unsere Gesetze durchzusetzen …“
„Gesetze kann man ändern. Gesetze, die vorschreiben, jemanden so grausam zu verletzen, sollte man ändern.“
„Das ist nicht deine Entscheidung.“ Er starrte auf mich herab. Nicht ein einziges Mal wichen seine blauen Augen meinem Blick aus. „Ich verstehe, warum dich das so aufwühlt, nach allem, was du mit deiner Mutter durchmachen musstest. Doch dies ist nicht dasselbe. Pollux und Castor haben unsere Gesetze gebrochen, obwohl sie die Konsequenzen kannten, die sie eines Tages unausweichlich einholen würden. Tausende von Jahren sind sie einer Verurteilung entkommen, doch jetzt müssen sie mit den Folgen leben.“
„Warum? Weil du es so entschieden hast?“
„Ja“, erwiderte er schlicht. „Weil ich und der Rat dieses Urteil gefällt haben, und unser Wort ist Gesetz. Wenn du eine von uns sein willst, Kate, solltest du lieber schnell lernen, das zu akzeptieren. Deine Sturheit hat dich bis hierher gebracht, und dein Mitgefühl ist bewundernswert, aber jetzt musst du anerkennen, dass du in diesen Dingen nicht immer recht hast.“
„Tja, du aber genauso wenig. Du magst an der Oberfläche herrschen, aber wenn der Sommer vorüber ist, werde ich die Königin der Unterwelt sein. Und wenn du glaubst, ich würde euch das durchgehen lassen, steht dir eine böse Überraschung bevor.“
Seine Augen funkelten. „Ist das so? Vielleicht solltest du Henry über diese
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