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Die vollkommene Lady

Die vollkommene Lady

Titel: Die vollkommene Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margery Sharp
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von diesem fürstlichen Anerbieten. Sie warf einen schnellen Blick
auf ihre Tochter, um festzustellen, ob Susan sie auch begleiten wollte. Aber
Susan war schon wieder bei ihren Büchern, und ihre Miene verriet nur eine
freudige Erleichterung. Sie schien aufrichtig froh zu sein, ihre Mutter so gut
versorgt zu wissen.
    „Wir wollen Susan jetzt zufrieden
lassen“, sagte Sir William, „ich werde den Wagen in fünf Minuten vor der Tür
haben.“
     
    *
     
    Es war eine glückliche Frau, die sich
in Sir Williams Auto setzte. Neben einem Mann mit einem Titel in einem großen
Wagen zu sitzen, entsprach so ziemlich ihrer Auffassung vom höchsten
Erdenglück; und bei dem Gedanken an das bevorstehende Essen im Pernollet hatte
sie das Gefühl, daß das Leben ihr nichts mehr bieten könnte. Man konnte es von
ihrem Gesicht ablesen— es leuchtete förmlich vor Vergnügen.
    „Bequem?“ fragte Sir William.
    „Himmlisch!“ rief Julia.
    Sie betete ihn an. Sie hatte in ihm
immer den vornehmsten Mann bewundert, den sie je gesehen hatte, aber ihrer
Anbetung wurde sie sich erst in diesem Augenblick bewußt. Irgend etwas an dem
einen Wort — wie er es gesagt hatte, mit einem Lächeln, die Augen auf den Weg
vor sich gerichtet — war ihr ins Herz gedrungen. Es waren ihr im Laufe ihres
Lebens schon andere Worte ins Herz gedrungen, aber noch keines mit solcher
Gewalt. „Wollen Sie ein Kissen haben?“ fragte Sir William. „Auf dem Rücksitz
liegen welche.“
    Julia lächelte. Da er sie nicht ansah,
war ein Lächeln eine schlechte Antwort; aber sie wagte nicht zu sprechen.
Irgendein Wunder hatte es zuwege gebracht, daß sie auf diesen hervorragenden
Mann einen guten Eindruck gemacht hatte. Das Aufregendste daran war, daß sie
keine Ahnung hatte, wie sie das nur fertiggebracht haben mochte. Zum Beispiel
wußte sie nicht, ob er es gern gehabt hätte, wenn sie dichter an ihn gerückt
wäre, so daß ihre Schultern sich beinahe berührten, oder ob er es lieber sähe,
daß sie sich in einigem Abstand von ihm hielt. Sie riskierte einen Seitenblick
auf sein Adlerprofil; es übte eine solche Wirkung auf sie aus, daß sie sich
rasch wieder abwenden mußte. Ich glaube, jetzt hat’s mich erwischt, dachte
Julia und fühlte sich bei dem Gedanken etwas unbehaglich. Das muß die wahre
Liebe sein. Wenn ich mich nicht in acht nehme, werde ich mich noch lächerlich
machen.
    Ihre Gedanken gingen mit ihr durch, und
Sir William wäre sehr erstaunt gewesen, wenn er etwas von ihnen gewußt hätte.
    Kurz bevor sie in Belley eintrafen,
hatte Julia den Entschluß gefaßt, ihr künftiges Leben in hoffnungsloser
Anbetung zu verbringen. Die Aussicht bedrückte sie nicht so sehr, wie man hätte
annehmen können. Sie gab ihr eher ein angenehmes Gefühl und dazu noch eine gute
Meinung von sich selbst. Und da sie in ihrer Entsagung so viele schlaflose, durchweinte
Nächte vor sich sah, war ihr nächstes Ziel, eine Fotografie von ihm zu
bekommen, die sie unbedingt haben mußte, um ihre Tränen daraufzuweinen.
    „Sie müssen sich doch sehr gut
aufnehmen lassen“, sagte sie, das Schweigen brechend.
    „Wie bitte? Ach so, fotografieren— ich
weiß nicht recht“, sagte Sir William. „Ich bin seit Jahren nicht fotografiert
worden.“
    Julia war leicht enttäuscht. Wenn sie
ihn bat, sich doch einmal hier aufnehmen zu lassen, würde er vielleicht
glauben, daß sie — daß sie sich für ihn interessierte. Und das wollte sie
nicht; ihre Liebe sollte unbekannt und unerwidert bleiben, so rein und
selbstlos wie nur möglich.
    „Ich besitze noch ein paar Aufnahmen
vom Strand bei Cap Martine“, fügte Sir William hinzu, während er auf den
Parkplatz neben dem Hotel Pernollet zusteuerte. „Aber ich sehe wie eine
Vogelscheuche darauf aus.“
    „Ich finde, Magerkeit bei Männern ist
ein Vorzug“, sagte Julia. Aber sie sagte es betont unpersönlich, damit es nur
wie eine allgemeine Bemerkung klang. „Sehen Sie sich doch nur diese Dickbäuche
hier an — wie Kürbisse sehen sie aus.“
    Sir William lachte. „Das Pernollet ist
ihre einzige Abwechslung. Leben Sie einmal ein bis zwei Monate hier, und Sie
werden merken, wie schwer es ist, der Versuchung zu widerstehen.“
    „Ich würde es schon fertigbringen“,
entgegnete Julia ernst. „Ich darf mir so etwas nicht erlauben. Heute abend
werde ich jedenfalls so gut wie nichts zu mir nehmen.“
    „Dann sollen Sie wenigstens jetzt etwas
Ordentliches essen“, meinte Sir William.
     
    *
     
    Julia betrat das Restaurant mit

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