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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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sortieren, wenn du nicht …?«
    »Wichtig, Exzellenz!« Es gab keine andere Möglichkeit.
    »Lass mal sehen.«
    Wenzel nahm das Blatt und reichte es dem königlichen Statthalter. Er brauchte fast all seine Kraft, um das Zittern seiner Hände zu unterdrücken.
    In den ersten Tagen nach der Verhaftung Andrejs hatte Wenzel jeden Augenblick damit gerechnet, von seinem Posten entfernt und mit einem Fußtritt den Burgberg hinabgeschickt zu werden. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Schreiber in der Hofkanzlei gelassen wurde, dessen Vater wegen Betrugs an der Krone im Kerker saß. Er war so nervös gewesen, dass Philipp Fabricius sich einen Spaß daraus gemacht hatte, ab und zu in der Stille des Schreibzimmers mit der flachen Hand auf sein Pult zu hauen. Der Knall hatte Wenzel jedes Mal drei Fuß hoch springen lassen. Doch die anderen Schreiber sprangen ebenso vor Schreck mit, und nachdem sie Philipp angekündigt hatten, ihm beim nächsten Mal mit einem spitzen Messer und Tinte die Aufschrift »Hier Gesicht« auf die Hinterbacken zu tätowieren, hatte er wieder damit aufgehört.
    Das Unglück war bis jetzt an Wenzel vorübergegangen, und mittlerweile ahnte er, dass er halbwegs sicher war. Die anderen Schreiber interessierten sich nicht für den Namen eines beliebigen Kaufmanns, der im Loch hockte, und Wilhelm Slavata … nun, Wilhelm Slavata, der Wenzel beharrlich verwechselte und ihn mit Ladislaus anredete, kam gar nicht auf den Gedanken, dass sein jüngster Schreiber nicht Ladislaus Kolowrat hieß. Kolowrat war bis kurz vor Weihnachten Schreiber in der Hofkanzlei gewesen und während einer längeren Abwesenheit Slavatas an den Hof nach Wien gewechselt, und da er sich nicht von ihm hatte verabschieden können, schien das Gehirn des Statthalters sich zu weigern, seinen Weggang zu akzeptieren. Also war Wenzel jetzt Ladislaus – und vor dem Rausschmiss vorerst geschützt. Die Korrektur des falschen Namens hatte er sich schnellstens abgewöhnt.
    Slavata zog die Augenbrauen hoch.
    »ÝKhlesl & LangenfelsÜ?«, sagte er gedehnt. »Warum kommt mir das bekannt vor?«
    »Wegen Kardinal Khlesl vermutlich, Exzellenz, der …«
    »Ruhe! Ich meine doch den Namen Langenfels.«
    Wenzel sah sich vorsichtig um. Die anderen Schreiber waren über ihre Pulte gebeugt.
    »Es wurde vor Kurzem ein Mann dieses Namens verhaftet«, sagte er. »Soweit ich weiß, steht die Anklage aber auf tönernen Füßen, und …«
    »Richtig. Der Bursche, der die Krone um einen Riesenbatzen Steuern betrogen hat.«
    »Dem man vorwirft , dass er …«
    »Und was soll das hier bedeuten?«
    »Vermutlich ein böser Scherz, Exzellenz«, sagte Wenzel mit letzter Kraft.
    »Hochverrat ist kein Scherz.«
    Wenzel schwieg und beobachtete den Statthalter, wie er die Nachricht ein zweites Mal las. Wenzel hatte sie lange genug ungläubig angestarrt, um sie auswendig zu kennen. Er erinnerte sich an die als Müll weggeworfenen Spielzeuge und falsch verstandenen Kunstgegenstände im Hirschgarten, die er dort nach dem Tod Kaiser Rudolfs gefunden hatte. Mit Sicherheit gab es Inventarlisten aus der Zeit, als die Sammlung vollständig gewesen war. Ebenso würde sich Kaiser Matthias, von dem es hieß, dass er seine Tage seit der Absetzung Kardinal Khlesls in Melancholie verbrachte, mit Sicherheit nicht mehr erinnern, dass er seinerzeit so viele Dinge hatte wegwerfen lassen.
    Und daher musste in den Ohren König Ferdinands und seiner Statthalter ganz plausibel wirken, was in der Nachricht stand.
    »So kann man seine Geschäftsgrundlage auch aufbauen«, knurrte Slavata. »Alles kommt einmal ans Tageslicht und vor Gottes Gericht, Ladislaus, das kannst du hier sehen.«
    »Man muss natürlich vorsichtig sein mit dem, was einem anonym mitgeteilt wird.«
    »Natürlich muss man das untersuchen. Hast du geglaubt, wir lassen einen Hinweis, nach dem ein …« Slavata spähte in die Nachricht. »… Cyprian Khlesl zusammen mit seiner Gattin und diesem Langenfels nach dem Tod Kaiser Rudolfs wertvolle Stücke aus der Wunderkammer von Kaiser Rudolf gestohlen hat, einfach links liegen? Wenn es wertvolle Stücke waren, hätte die Krone sie heute zu Geld machen können. Wir müssen rüsten, bevor die Protestanten uns zuvorkommen, und das kostet Geld. Ich wette, Kardinal Khlesl hatte auch damals schon seine Finger im Spiel. Immerhin ist er ja«, Slavata konsultierte den Text erneut, »der Onkel dieses Cyprian Khlesl. Seltsam, dass uns die Firma nach der Verhaftung des Kardinals nicht

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