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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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sagte Agnes, »ich bin in Ihrer. Aber das spielt keine Rolle. Sie haben mich vorhin gefragt, ob es schade ist um unsere Welt, wenn der Krieg sie verschlingt. Wenn nicht jeder von uns ab und zu etwas Gutes tut, ohne dazu genötigt zu sein, wird es tatsächlich nicht schade darum sein. Aber solange die Vernichtung von etwas bedauerlich ist, gibt es immer Hoffnung, dass diese nicht absolut sein wird.«
    9
    Auf dem Weg nach Hause fragte sie sich, wer da in ihr gesprochen hatte: die Stimme Cyprians, die die Legende von der Spinnerin am Kreuz rezitiert hatte, oder sie selbst? Aber auch diese Frage war letztendlich bereits beantwortet: sie selbst. Ihre eigene Seele hatte sich lediglich seiner Stimme bemächtigt, weil ihr unbewusst klar war, dass sie nur auf diese hören würde. Sie war Agnes Khlesl, geborene Wiegant. Ihr eigentlicher Name wäre Langenfels gewesen, wenn das Schicksal nicht eine seiner aberwitzigen Kapriolen mit ihrem Leben veranstaltet hätte. Als Agnes Wiegant hatte sie lernen müssen, dass sie eigentlich Agnes von Langenfels gewesen wäre und dass ihr einziger Wunsch war, Agnes Khlesl zu werden. Wenn man oft genug die Haut wechselte, kam der innere Kern zum Vorschein, der den eigentlichen Menschen ausmachte. In Agnes’ Fall war der Kern eines Menschen zum Vorschein gekommen, der das eigene Schicksal in die Hand nahm undnicht vorhatte, die Zügel jemals wieder abzugeben, und der daran glaubte, dass die Liebe niemals starb.
    Cyprian stand für diese Liebe. Ihr eigenes Herz hatte mit seiner Stimme gesprochen, um sie daran zu erinnern.
    Als sie die Stadtknechte sah, die sich vor dem Eingang ihres Hauses versammelt hatten, schritt sie, ohne zu zögern, weiter. Als sie Sebastian neben dem Scharführer erkannte, zuckte sie nicht zurück. Der Scharführer sah sie an und tippte sich dann respektvoll an den Hut.
    »Gnädige Frau …«
    »Ich bin gerade dabei, sie zu überzeugen, dass es sich um ein Missverständnis handeln muss«, ölte Sebastian und bemühte sich nicht ganz erfolgreich, die Vorfreude darauf aus seinem Gesicht zu verbannen, dass Agnes sich ihm für seine Bemühungen um die Verhinderung ihrer Verhaftung würde dankbar zeigen müssen, sowie die noch größere Freude darauf, dass diese Bemühungen selbstverständlich ergebnislos enden würden.
    »Sie sind gekommen, um mich zu verhaften«, sagte Agnes.
    »Äh …«, sagte der Scharführer, von so viel unerwarteter Offenheit überrumpelt.
    »Ein Missverständnis, wie ich bereits ausführte«, erklärte Sebastian und holte Luft.
    »Ich gebe mich in Ihre Hand«, unterbrach Agnes ihn. Sie sah dem Scharführer in die Augen.
    »Äh, na gut …«
    »Aber nein, Agnes, ich versuche das doch zu regeln …«
    »Ich habe Kinder. Sie wollen sie doch nicht den Armen der Mutter entreißen, oder?«
    »Natürlich nicht«, sagte der Scharführer stramm und eilig auf dem Weg in die Falle, die Agnes ihm gestellt hatte. »Sie werden Sie ins Gefängnis begleiten.«
    »Ja«, sagte Agnes. »Das Gesetz ist hart, aber gerecht.«
    »Wir tun nur unsere Pflicht, gnädige Frau.«
    »Ich verhalte mich ja auch ganz kooperativ, nicht wahr, Herr Oberst?«
    »Konstabler, gnädige Frau, nur Konstabler … ähem … äh … ja …« Der Scharführer kratzte sich unschlüssig zwischen den Beinen und dann, als er sich erinnerte, dass er in weiblicher Gesellschaft war, hastig und nicht ganz überzeugend am Bauch. »Äh …«
    »Die armen Kinder!«, sagte Agnes plötzlich und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Aber …«
    »Die Gefängnisse sind überfüllt und so kalt. Die Kleinen sind so anfällig, sie werden das Fieber bekommen.«
    »Das ist aber doch gar nicht …«
    »Sie werden sterben«, sagte Agnes hinter den vorgehaltenen Händen hervor. »Und ich werde an Kummer eingehen. Wäre ich doch geflohen, anstatt mich Ihrer Gnade auszuliefern, Herr Oberst!«
    »Konstabler, nur Konstabler, gnädige Frau!« Der Stimme des Scharführers war beginnende Verzweiflung anzumerken.
    »Meine Kinder sind unschuldig, Herr Oberst! Und ich bin unschuldig! Vier unschuldige Menschen werden sterben, weil sie Ihnen vertraut haben. Aber ich vergebe Ihnen, Herr Oberst, ich vergebe Ihnen. Sie können nicht anders.«
    »Ich kann …«
    »Wir hätten fliehen können. Aber wir haben es nicht getan, weil wir Vertrauen in Recht und Gesetz haben und überzeugt sind, dass alle Vorwürfe gegen uns falsch sind. So aber dankt man uns nun dieses Vertrauen.«
    »Leute, sagt der gnädigen Frau, dass das

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