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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Schlages bedurft, damit sie ihn losließ, aber er konnte ihn nicht führen. Langsam sank er in die Knie. »Armer Henyk. Sie sind so nah dran und haben das Wesen dessen, mit dem wir es hier zu tun haben, immer noch nicht verstanden.«
    »Erklären Sie es mir.«
    »Die Erklärung haben Sie jeden Tag vor Augen.«
    Plötzlich ließ sie ihn los. Er kippte nach vorn und umklammerte noch im Knien ihre Hüften mit beiden Armen. Er wühlte sein Gesicht in den Stoff ihres Kleides.
    »Ich will Sie«, stöhnte er. »Ich will sonst nichts, keine Partnerschaft, keinen Anteil an Ihrem Jahrtausendkaiserreich, kein Geld, keine Macht – ich will nur Sie!« Blindlings versuchte er, ihr das Kleid herunterzureißen.
    »Hier und jetzt im Dreck«, sagte sie, »oder später bei Kerzenschein, rot glühenden Zangen und dem Gekreisch der kleinen Hure.«
    Er hielt inne. Das Stöhnen, das aus seiner Brust kam, brannte sich seinen Weg herauf in seinen Mund. Seine Augen traten hervor. Er ließ sie los.
    »Ich schicke Filippo herunter. Er ist nicht lange vor Ihnen hier angekommen. Stallknecht!«
    Sie hatte die Stimme nicht einmal erhoben. Dennoch stand nur wenige Augenblicke später ein junger Bursche im Eingang und krümmte sich vor Furcht und Demut.
    »Ein zweites Pferd«, sagte sie. »Schnell.«
    Der junge Bursche bewegte sich im Seitwärtsgang um sie herum. Heinrich, der immer noch auf dem Boden kniete, spürte seinen Blick. Er knurrte ihn an, als wäre er ein Wolf, der nach einer Beute schnappt. Der junge Mann floh in den Hintergrund des Stalls. Heinrich kam auf die Beine.
    »Wie viel Vorsprung hat sie?«
    »Einen halben Tag.«
    »Warum haben Sie nicht jemand anderen hinter ihr hergeschickt?«
    »Wozu hätte ich das tun sollen? Haben Sie diese Probleme nicht bisher immer gelöst?«
    »Begleiten Sie mich«, sagte er aus einem Impuls heraus. »Wie bei der ersten Jagd!«
    Sie schüttelte den Kopf. Heinrich mühte sich ein Lächeln ab. Sein Gesicht war erhitzt, und seine Kopfhaut prickelte immer noch. Sie wandte sich um und schritt ohne Eile zum Eingang der Burg hinüber.
    Als er an der Seite des Pfaffen, der wie ein Sack auf seinem Pferd saß und noch immer den Schmutz von seiner eigenen Reise an der Kutte hatte, aus der Vorburg ritt, wandten Heinrichs Gedanken sich Alexandra zu. In den vergangenen Momenten hatte er besiegelt, was er seit Wochen vor sich hergeschoben hatte: ihren Untergang. Ihm wurde bewusst, dass er selbst, als er die erregenden Pläne geschmiedet hatte, wie ersie töten wollte, die endgültige Entscheidung noch nicht getroffen hatte. Nun waren die Würfel gefallen. Seine persönliche Göttin Diana hatte ihn in diese Entscheidung gedrängt. Er akzeptierte es und dachte daran, dass er noch eine Überraschung parat hatte, mit der sie nicht rechnete, auch wenn sie sonst alles vorauszuahnen schien. Es erregte ihn aufs Neue.
    Unwillkürlich drehte er sich um und musterte den Monolithen, als der die Burg aufragte. Sie stand im Tor und fing seinen Blick auf, und beide wussten, dass dieser nicht ihr, sondern Alexandra gegolten hatte, die irgendwo dort drin in ihrer Kammer darauf wartete, dass Heinrich sich ihr offenbarte. Sie würde eine Offenbarung der besonderen Art erleben. Doch die Erregung wurde schal, als Alexandras Gesicht vor seinem inneren Auge Form annahm. Er wandte sich ab, weil er fürchtete, selbst über die Distanz hinweg das spöttische Lächeln in dem weiß geschminkten Gesicht im Schatten des Torbaus zu sehen. Irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass die eigentliche Überraschung auch diesmal wieder von ihrer Seite kommen würde.
    »Wohin reiten wir?«, fragte der Pfaffe.
    »Halt’s Maul«, sagte Heinrich.
    8
    Filippo fühlte sich unwohl , nicht wegen der Grobheit Heinrichs, den er nicht anders kannte, sondern weil er ahnte, dass man ihm nur die halbe Wahrheit gesagt hatte. Ihm war klar, dass das, wozu er sich als Diener verschrieben hatte, in der scheinheiligen, ahnungslosen Welt draußen als ein todeswürdiges Verbrechen galt, und dass das Risiko, dass ein Flüchtling sie verriet und ihnen die Behörden der nächsten Stadt auf den Hals hetzte, nicht tragbar war. Doch er wusste weder, warum der Mensch, den sie verfolgten, davongelaufenwar, noch, um wen es sich handelte. Heinrich war wortkarg, und Filippo hatte das Gefühl, dass er lediglich eine Figur in einem Spiel war. Die Gewissheit, dass auch der arrogante junge Mann auf dem Pferd neben ihm seine eigene Rolle stark überschätzte, tröstete ihn kaum. Es machte

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