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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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kam ihre blödsinnige Tochter abhanden. Es schien ihm plötzlich so, als lösten sich die Dinge vom Rand her auf wie ein Gobelin, bei dem zu viele Fäden lose geworden waren. Es wäre nicht passiert, wenn er Leona bei der Herreise einfach erdrosselt hätte. Statt Alexandra etwas vorzuspielen, hätte er die Kleine einfach einschüchtern sollen oder notfalls zusammen mit der Alten beseitigen. Er hatte es nicht getan, weil er anderes mit ihr vorgehabt hatte. Er biss die Zähne zusammen. Alles, was schiefgegangen war, lief irgendwie auf Alexandra zu.
    »Wenn Sie mein Geschenk angenommen hätten, würde sie jetzt nicht irgendwo da draußen herumlaufen.«
    »Na und? Sie ist blödsinnig. Wenn sie auf irgendjemand stößt und ihm Geschichten von Teufeln und Hexen erzählt, dann wird man eher sie aufhängen, als den Dingen auf den Grund zu gehen.«
    »Durch Ihre Art, die Probleme zu lösen, ist nun aber auch ihre Mutter unserem Zugriff entzogen und kann Geschichten erzählen. Jemand wird eins und eins zusammenzählen.«
    »Meine Art, die Probleme zu lösen …!«, brüllte er los, aber dann mäßigte er sich. »Meine Art, die Probleme zu lösen, werden Sie gleich sehen.« Er feuerte den Hafersack in die Ecke und packte den Zügel des Pferdes. »Welches Opfer wünschen Sie, meine Göttin? Das dampfende Herz der Jungfrau? Ich bringe es Ihnen auf einem silbernen Tablett.«
    »Das würde mich zumindest beruhigen«, sagte sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Na gut.« Er stellte den Fuß in den Steigbügel.
    »Warten Sie.«
    »Worauf?«
    »Ich möchte, dass Sie Filippo mitnehmen.«
    Einige Herzschläge lang herrschte Schweigen zwischen ihnen. »Soll der Pfaffe mich überwachen?«, fragte Heinrich zuletzt. Es fiel ihm schwer, seine Stimme unter Kontrolle zu halten.
    Sie lächelte, und für einen Moment wurde ihr Gesicht fastweich. »Warum haben Sie das Vertrauen in mich verloren?«, fragte sie zurück.
    »Ich habe das Vertrauen in Sie nicht …«
    »Sind wir nicht Partner?«
    Sie trat so nahe an ihn heran, dass er ihren Atem im Gesicht spürte. Seine Sinne verwirrten sich wie stets. Er blinzelte. Ein Teil von ihm flüsterte, dass sie ihre Wirkung auf ihn genau kannte und sie bewusst einsetzte, ein anderer Teil – derjenige, der auch ihm die Macht verlieh, Verlangen in die Herzen derer zu senken, um die er sich bemühte – flüsterte lauter, dass sie ihm genauso gehörte wie er ihr und dass ihre scheinbare Überlegenheit nur daher kam, dass sie sich besser beherrschen konnte als er. Er öffnete den Mund. Sie legte einen Finger auf seine Lippen.
    »Vielleicht«, sagte sie, »möchte ich dabei sein, wenn Sie ein anderes Herz herausreißen.«
    »Ich bringe Isolde lebendig zurück«, wisperte er heiser. Sie ließ den Finger auf seinem Mund, und er packte ihr Handgelenk und begann, den Finger keuchend abzulecken. Sie ließ es geschehen. Ihre Augen brannten in einem kalten grünen Edelsteinfeuer. »Ich weide sie vor Ihren Augen aus, und Sie und ich …«
    »Ich meine nicht das dumme Kind«, sagte sie ruhig. »Ich meine diejenige, die an all Ihren Fehlleistungen schuld ist.«
    »Ich habe keine …«
    »Ich habe Ihnen zwei Geschenke gemacht, Partner. Nun möchte ich eines von Ihnen.«
    »Jedes!«
    Sie wand ihre Hand aus seinem Griff und krallte sie in sein langes, wirres Haar. Er fühlte, wie sie ihn zu sich heranzog. Ihre Lippen streiften die seinen beim Sprechen.
    »Ein Geschenk«, hauchte sie. »Überlassen Sie sie mir. Und diesmal können Sie zusehen.«
    »Jetzt«, stammelte er. Er versuchte, mit der Zunge in ihrenMund einzudringen, aber sie zog sich zurück. »Jetzt gleich. Ich kann nicht mehr warten … bitte …«
    Sie packte sein Haar noch fester und bog ihm den Kopf nach hinten, bis seine Kehle entblößt war. Die ganz und gar unsinnige Furcht stieg in ihm empor, dass sie ihre Zähne im nächsten Moment in seinen Hals schlagen und ihm das Leben heraussaugen würde. Die Furcht schoss in sein steifes Glied und verursachte dort einen Schauer, der ihn beinahe kommen ließ. Er ächzte. Der Schmerz in seinem Skalp trieb ihm Tränen in die Augen.
    »Filippo wird Sie nicht überwachen«, flüsterte sie. »Im Gegenteil. Es ist seine Probe. Geben Sie das Mädchen ihm. Wenn er uns gehört, wird er das Angebot annehmen. Wenn nicht – töten Sie ihn.«
    »Aber der Codex …«
    »Armer Henyk«, sagte sie. Der Schmerz in seinem Haar war fast nicht mehr auszuhalten. Er beugte sich immer weiter nach hinten. Es hätte nur eines

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