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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Seine Augen waren noch immer offen, aber jetzt schauten sie an Heinrich vorbei in eine Welt, von der nur die absoluten Idioten glaubten, dass sie nach dem Tod auf einen wartete. Heinrich wollte hinunterbrüllen: »Glaubst du, dass deine Sünden damit vergeben sind, du Narr?«, aber er verbiss es sich.
    Mühsam zog er Alexandra nach oben und bettete sie wieder auf die Brüstung. Er keuchte vor Anstrengung. Als er einen Augenblick verschnaufte, wurde ihm klar, dass sie zu Bewusstsein gekommen war und ihn ansah. Er biss die Zähne zusammen. Ihr Blick war verschleiert, aber er klärte sich, noch während er erneut versuchte, ihre Handfesseln zu lösen. Sie bewegte sich und spürte den Strick um ihren Hals. Sie drehte den Kopf herum und sah in den Abgrund hinunter, erschauerte angesichts Filippos zerschmettertem Körper und drehte den Kopf wieder zurück. Ihr Blick bohrte sich in seine Augen. Sie sagte kein Wort. Er erwiderte ihren Blick. Seine Finger wurden taub.
    »Gottverdammt!«
    Heinrich zerrte sie von der Brüstung herunter und stellte sie auf die Beine. Er wusste nicht, was ihn dazu veranlasste; vielleicht war es der Anblick Filippos gewesen, der im einen Moment zu fliegen schien, mit wehendem Haar und wehender Soutane, und im nächsten schon nichts anderes mehr war als ein schmutziger Kleiderhaufen, aus dem zerbrochene Knochen staken. Er schluckte und riss an ihrer Fessel und rieb ihr die Haut auf. Sie zuckte nicht.
    »Sag dich los«, flüsterte sie.
    »Halt den Mund!«
    »Sag dich los.«
    »Halt den Mund, oder ich werf dich ihm hinterher!« Seine Stimme schnappte über. Er packte sie grob an den Schultern und drehte sie herum, bis sie mit dem Rücken zu ihm stand. Dann drängte er sie gegen die Brüstung und fesselte ihre Handgelenke. Seine Hände zitterten so sehr, dass er fast keine Knoten binden konnte. Er prüfte den Strick um ihren Hals und zog ihn enger. Dann drehte er sie wieder zurück.
    »Das bist nicht du«, sagte sie. »Das ist ihr Einfluss. Du bist keine Puppe, du bist ein Mensch mit eigenen Entscheidungen.«
    »Es ist zu spät für eigene Entscheidungen«, sagte er. »Und selbst wenn, würde ich mich für sie entscheiden und nicht für dich.«
    »Wenn du diese Entscheidung bereits gefällt hättest, müsstest du mich nur hier hinunterwerfen.«
    »Halt den Mund!«
    Ihr Rock war zerrissen und hing halb um ihre Hüften. Auf einmal wurde ihm bewusst, dass er womöglich nie fühlen würde, wie es war, sie als Erster zu besitzen. Seine Hand zuckte. Er wollte ihr den Befehl geben, den Rock ganz herunterzureißen, wollte zwischen ihre Beine fahren, sie fühlen, sie öffnen und mit der Hand in sie eindringen, mit der er soeben den Pfaffen in den Tod geschleudert hatte. Seine Hand regte sich nicht.
    »Sag dich los.«
    »Bleib hier stehen und vertrau auf deinen verdammten Gott!«, brüllte er, dann rannte er zurück in den Hauptbau.Kassandras Tür war immer noch verschlossen. Er rüttelte daran. Von innen kam kein Ton.
    »Machen Sie auf!«, brüllte er. »Kommen Sie wenigstens auf die Brücke zum Bergfried. Dort ist das erste meiner Geschenke an Sie. Aber ich habe noch ein weiteres!« Er fühlte sich gehetzt. Wenn sie nicht reagierte, war alles umsonst.
    Sie reagierte nicht.
    »Kassandra!«
    Er trat gegen die Tür. Sie rüttelte in den Angeln.
    »Kassandra!«
    Fluchend gab er auf. Sein Herz schien in seinem Kopf zu hämmern und machte ihm das Denken schwer. Dann fiel ihm ein, welchem Ruf sie auf jeden Fall Folge leisten würde.
    17
    » Da ist nichts «, flüsterte Vilém Vlach.
    »Ich weiß nicht so recht«, erwiderte Andrej.
    Sie lagen in der Deckung eines verfilzten Busches, in dem sich Waldreben, Himbeeren und Schlehdorn gegenseitig erwürgten. Vor ihnen erstreckte sich ein dünner werdendes Stück Wald, das nahtlos in einen Obstgarten überging. Der Obstgarten war eine kleine, ungepflegte Wildnis für sich, düster sowohl vom Schatten der Burg, die dahinter aufragte, als auch von der Tatsache, dass alles von Menschen Gemachte finster und drohend auszusehen beginnt, wenn es vernachlässigt wird. An den meisten Stellen stand das Vorjahresgras noch hüfthoch, ein gelbes Zittern und Flirren in einer leichten Brise, aus dem die knorrigen Baumstämme wie schwarze Skelette ragten.
    »Allein im Gras unter den Obstbäumen kann sich ein Dutzend Männer verstecken.«
    »Wozu sollte sich die Wachmannschaft der Burg verstecken? Sie würden offen Aufstellung beziehen. Ich sage dir, da ist nichts.«
    Andrej warf dem

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