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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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kleinen Mann an seiner Seite einen Blick zu. Wenn er jemals einen Menschen getroffen hatte, der vor Aufregung schlotterte und zugleich um nichts in der Welt die Situation hätte missen mögen, in der er sich befand, dann war es Vilém Vlach. Hätte Andrej Viléms Angebot abgelehnt, seine Mannschaft in Brünn zusammenzutrommeln und ihn zu begleiten, dann wäre der Mann vermutlich allein losgezogen, um Pernstein den Krieg im Namen des Hauses »Khlesl & Langenfels« zu erklären.
    »Khlesl, Langenfels & Augustýn«.
    »Khlesl, Langenfels, Augustýn & Vlach«.
    Andrej schüttelte den Kopf. Ihm wurde schwindlig, wenn er daran dachte, wie schnell sich der Wind gedreht hatte. Aber alles würde vergebens sein, wenn es ihnen nicht gelang …
    »Glaubst du wirklich, dass Cyprian und Alexandra Khlesl beide dort festgehalten werden?«, hauchte Vilém.
    »Alexandra auf jeden Fall. Und Cyprian …«
    Er machte eine Kopfbewegung, und sie krochen so weit zurück, bis sie sich wieder aufrichten und etwas lauter miteinander sprechen konnten.
    »Es ist nur eine Annahme, dass Cyprian Khlesl noch lebt«, sagte Vilém.
    Andrej nickte. Er war bereit, für diese Annahme und die schmale Chance, dass sein bester Freund den Angriff auf die Mönche in Wahrheit überlebt hatte und als Verletzter von Heinrich von Wallenstein-Dobrowitz mitgeschleppt worden war, alles zu riskieren.
    »Dies ist die Rückseite der Burg«, sagte Vilém. »Warum sollten sich Wachposten ausgerechnet hier verstecken?«
    »Weil keiner, der bei Trost ist, diese Festung von vorn angreifen würde.«
    Vilém zog ein Gesicht. Andrej seufzte.
    »Fragen wir doch unseren neuen Freund«, schlug Vilém vor.
    »Wie willst du sicherstellen, dass er nicht lügt?«
    »Wir reißen ihm so lange die Fingernägel aus, bis er uns überzeugt hat.«
    »Wer macht das? Du?«
    Vilém sah Andrej besorgt an. »Äh …«, sagte er.
    »Holen wir die anderen nach«, sagte Andrej. »Wir müssen es einfach riskieren.«
    Ein paar Minuten später erklang von einer Position einige hundert Schritte zu ihrer Linken ein Schuss und gleich darauf ein Wehgeschrei: »Aaaaah … mich hat’s erwischt … Oh Scheiße, mich hat’s erwischt … HIIILFEEE!«
    Andrej musterte das hohe Gras unter den Obstbäumen. Nichts bewegte sich.
    »Helft mir! Ich verblute! Hilfe!«
    Das Knacken von Ästen und das Rascheln alten Laubs verrieten, dass sich jemand mit schnellen Schritten näherte. Gleich darauf wurden drei Männer mit Musketen und Piken sichtbar, die um die Flanke der Burg gekommen sein mussten. Sie liefen um den verwilderten Obstgarten herum, offensichtlich auf einem Pfad, den man von Andrejs Versteck aus gar nicht sehen konnte.
    »Aaaaah! Tut das WEH!«
    Er sah die Männer gestikulieren und dann etwas langsamer in Richtung des Geschreis vordringen. Sie mussten durch dichtes Unterholz. Nach ein paar Augenblicken hielten sie an, einer der Musketenträger flüsterte einem seiner Kumpane etwas ins Ohr, und dieser drückte ihm seine Waffe in die Hand und lief gebückt zurück zum Pfad und von da aus weiter in Richtung Haupteingang der Burg, ohne Zweifel, um Verstärkung zu holen. Andrej nickte.
    »Na also«, flüsterte er.
    Jemand kroch neben ihm ins Gebüsch, keuchend und nach Luft japsend, und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Ich wusste gar nicht, dass so etwas in dir steckt«, sagte Andrej.
    Vilém kicherte und versuchte gleichzeitig, zu Atem zu kommen.
    »Ich habe den Hasen, den wir heute Morgen erlegt haben, dort hingelegt und ihm mit der Pistole einen Lauf weggeschossen. Die Pistole habe ich in seine Pfoten gelegt.« Er kicherte erneut atemlos. »Wenn die ihn finden, fragen sie sich in hundert Jahren noch, was geschehen ist.«
    »Ich bin froh, dass du heil zurückgekommen bist.«
    »Das hätte ich um nichts in der Welt einen meiner Männer machen lassen. Wie sieht es aus?«
    »Wir warten noch ein paar Augenblicke. Wenn keiner mehr hier vorbeikommt, ist die Luft rein.«
    Sie warteten. Nach einer Weile fingen die Grillen in dem alten Obstgarten wieder an zu zirpen.
    »Und?«
    »Gehen wir«, sagte Andrej.
    Als sie in den Obstgarten hinaustraten, konnte Andrej erst ermessen, wie hoch die Burg aufragte. Sie waren Ameisen, die sich anschickten, einen Elefanten zu erklimmen. Die Fenster fingen so weit oben an, dass er sich fragte, ob die Taue lang genug waren und ob es ihnen gelingen würde, eines von ihnen zu erreichen, bevor die Wachen ihre Verwunderung über den toten Hasen überwunden hatten und wieder auf

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