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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Schätze versteckt sind. Die Hinweise sind für jedermann sichtbar. Man braucht ihnen nur nachzugehen. Für manche Schätze wäre es besser, sie lägen offen auf der Straße, dann würde man sie bedeutend schlechter finden, weil man sie einfach übersähe.«
    Schatzsuche, dachte Filippo. Er erinnerte sich an das Spiel, das Scipione mit ihm gespielt hatte, wenn er von seinen Studien Urlaub genommen hatte; Scipione, der sechzehnjährige Kleriker mit der Tonsur, der alle Welt an seiner Nase herab musterte. Filippo war sechs gewesen. »Weißt du, was der Glaube ist, Filippino?« – »Nein, Scipione.« – »Den Weg zum Glauben musst du selbst finden, Filippino.« – »Ja, Scipione.« – »Glaubst du, dass ich dir eine Süßigkeit aus der Stadt mitgebracht habe, Filippino?« – »Ich weiß nicht, Scipione; hast du mir eine mitgebracht?« – »Folge den Hinweisen, Filippino; sie sind rot und grün.«
    Filippo war den Hinweisen gefolgt: Kirschen, die auffällig drapiert auf Blättern lagen, oder Erdbeeren oder Himbeeren, je nach Jahreszeit. Sie hatten eine Spur geformt, die ihn zu irgendeinem Versteck geführt hatte. Wenn er dort angekommen war, hatte Scipione in dem Versteck gesessen und ihm lächelnd die leeren Hände gezeigt. »Hab ich sie selbst gegessen, weil du zu lange gebraucht hast, Filippino, oder hab ich gar keine mitgebracht? Hm? Was glaubst du, Filippino?«
    Filippo beugte sich nach vorn.
    »Es gibt eine Legende, Oberst. Der Teufel hat ein Buch geschrieben und sein Wissen darin festgehalten. Das Wissen des Teufels, Oberst Segesser. Sagen Sie mir, ob es einen noch größeren Schatz gibt.«
    Filippo konnte einen Schweißtropfen sehen, der sich auf der Schläfe des Gardisten geformt hatte.
    »Ihr Vater ist den Hinweisen gefolgt, und ich bin seinen Spuren gefolgt. Mir fehlt nur noch ein Schritt, Oberst Segesser, dann bin ich dort, wo auch Ihr Vater gestanden hat. Der letzte Hinweis führt zu Ihnen, zu seinem Sohn.«
    Der Schweißtropfen rann langsam an Oberst Segessers Wange herab. Der Mann versuchte, nicht zu zucken.
    »Wo finde ich die Teufelsbibel, Oberst Segesser?«
    7
    Abt Wolfgang rannte die Treppe hinunter, so schnell er konnte. Alles Triumphgefühl in ihm war zu Asche erstorben.
    »Sie sind über die Rampe hereingekommen, über die die Küchenabfälle in den Graben gekippt werden«, keuchte der Torhüter. »Das Gatter ist eingedrückt. Geflohen sind sie auf demselben Weg.«
    Wolfgang hätte nie geahnt, dass ihm noch mehr würde aufgebürdet werden als die Führung eines katholischen Klosters im Herzen der protestantischen Glaubenswüste. Während er nach unten stürmte, immer zwei Treppenstufen auf einmal nehmend, spielte sich vor seinem geistigen Auge sein erster Tag im Kloster Braunau ab. Er sah die Brüder den Kapitelsaal verlassen, nachdem sie ihm den Treueid geschworen hatten, sah die Gesichter der beamteten Brüder, die neben ihm standen, hart werden, sah seine eigene fragende Miene angesichts des Umstands, dass die Mönche nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, zögernd gingen, sondern den Kapitelsaal fluchtartig verließen, als ob nach ihnen Aussätzige erwartet würden. Er sah die sieben schwarzen, kapuzenverhüllten Gestalten zum Eingangsportal hereinkommen und erinnerte sich daran, wie sein Herzschlag sich plötzlich schwer und ängstlich angefühlt hatte. Er sah sich selbst, nachdem die sieben schwarzen Mönche ihren ganz eigenen Treueid abgelegt hatten, fassungslos in seiner Zelle sitzen, auf Tausende von eingeritzten Aufschreien an den Wänden starren und hörte, wie sie immer lauter und immer verzweifelter in seinem Kopf widerhallten: Vade retro, satanas!
    Er hatte gelernt, dass das Kloster von Braunau sein ganz eigenes, schreckliches Geheimnis bewahrte. An jenem Tag war er, Abt Wolfgang Selender, Dutzende Male erprobt darin, den Zweifelnden ihren Glauben wiederzugeben, zum Hüter dieses Geheimnisses geworden, und der täglicheKampf, angesichts des dunklen Schatzes in den Gewölben den eigenen Glauben nicht zu verlieren, hatte seinen Anfang genommen.
    Er flog die Treppen hinunter in der hämmernden Angst, dass er in dieser Aufgabe versagt hatte und dass das Geheimnis von Braunau jetzt über die Menschheit kam.
    Am Ende der Treppe brannte eine Fackel. Er riss sie an sich und leuchtete in den Gang.
    Die erste schwarze Gestalt lag am Rand des Lichtscheins, ein Schatten, der in der Finsternis dahinter versank. Die hellen Schäfte von Armbrustbolzen ragten aus dem reglosen Körper.
    »O

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