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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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die Türschwelle, die sie bis zuletzt hatte verteidigen wollen, vergessend …
    … und war von ihrem eigenen Schrei aufgewacht und lag jetzt schwer atmend in der Dunkelheit.
    So war es nicht gewesen. Tatsächlich hatte aus fast jedem Fenster des Hauses ein Musketenlauf gezeigt, genügend Gewehre, um jeden der Landsknechte dreimal zu erschießen, und an einem der Fenster war ihr Bruder Andrej gewesen, Cyprians bester Freund, ein Tuch in der hocherhobenen Hand,und jeder wusste, sobald er es fallen ließ, würden die Musketen losgehen und die Kugeln die Landsknechte zerfetzen. Andrej hatte ihr zugezwinkert. Die Soldaten hatten sich ergeben.
    Agnes tastete zu Cyprians Seite hinüber, aber sie war leer. Sie kletterte aus dem Bett, immer noch zitternd, und schlüpfte in einen Mantel. Der Boden war kalt unter ihren Füßen, das Haus stockdunkel. Cyprian hatte die Angewohnheit, manchmal nachts in den Saal hinunterzugehen, selbst den Kamin anzuheizen und dann vor dem Feuer zu sitzen und es zu betrachten, als sei er nach all den Jahren immer noch nicht sicher, ob er der Herr im Hause war. Zuweilen wachte Agnes auf und fand ihn dort, brachte ihm eine Decke, wickelte ihn und sich ein, und dann liebten sie sich auf dem Boden vor dem Feuer, auf der einen Seite halb erstarrt von der Kälte des Saals, auf der anderen halb geröstet. Agnes zerrte Cyprians Decke vom Bett und huschte in den Saal.
    Zu ihrer Überraschung brannten dort Kerzen. Statt des großen Tisches war ein Bock in der Mitte des Raums aufgestellt. Vor dem Bock hockte zusammengesunken eine Gestalt. Auf dem Bock, ausgestreckt auf seinem Totenbrett, lag Cyprian, kalt und starr, wie eine schlecht gemachte Wachspuppe.
    Der Traum war die Wirklichkeit gewesen.
    Agnes presste die Fäuste an den Mund und schrie.
    Ruckartig setzte sie sich auf. Sie hörte das Echo ihres Schreis in der Schlafkammer zerstieben.
    »Du meine Güte«, sagte Cyprians Stimme schlaftrunken neben ihr. »Das bringt mich noch mal um.«
    Agnes warf sich herum. Sie stierte in die vage Düsternis. Draußen schien die Dämmerung soeben angebrochen zu sein. Cyprian spähte aus den Decken heraus, halb belustigt, halb noch im Tiefschlaf. Sie hörte, wie sich das Schluchzen in ihrer Kehle Bahn brach, bevor der Weinkrampf von ihr Besitz ergriff. Sie schlang die Arme um Cyprian. Er zog sie zu sichheran. Sie spürte an der Wärme seines Körpers, wie eiskalt sie war, und an der Stärke seiner Arme, wie sie bebte.
    »Ich sah, wie sie dich erschossen …«, stotterte sie mit klappernden Zähnen. »Und dann sah ich dich tot im Saal liegen!«
    »Schon wieder der Traum?«, meinte Cyprian und wiegte sie sanft. »Du hast hartnäckige Albdrücke, Liebste. Das ist doch schon ein gutes Jahr her. Und keinem von uns ist etwas passiert, nicht mal den verdammten Landsknechten. Du solltest nicht einmal im Traum daran denken, dass Andrej mich hätte allein losziehen lassen.«
    Sie klammerte sich an ihn, von ihrem Schluchzen geschüttelt. Er wiegte sie weiter.
    »Mach dir keine Sorgen um mich«, sagte er sanft. »Ich komme immer wieder zu dir zurück.«
    6
    Filippo lehnte sich zurück , als Oberst Segesser zur Tür hereinkam und strammstand. Er betrachtete den Schweizergardisten stumm und nachdenklich. Früher hatte Filippo es als persönliche Schwäche empfunden, dass er vor jedem Gespräch mit einem Fremden eine Weile brauchte, um seine Gedanken zu sammeln. Die Disziplin, die sein Vater ihm eingebläut hatte, war ebenso einfach wie dauerhaft: Halt unter allen Umständen den Mund, und wenn du etwas gefragt wirst, dann lass mich oder deinen Bruder Scipione die Antwort geben.
    Vater Caffarelli hatte als Schwager des mächtigen Kardinals Camillo Borghese immer darauf geachtet, dass der Bruder seiner Frau nicht versehentlich durch kindliches Geplapper kompromittiert wurde. Im Hause Caffarelli hatte Kardinal Borghese im engsten Kreis kühl seinen Aufstieg zum Papsttum geplant – und wer von seiner Familie später davon profitieren sollte. Natürlich tat dies jeder Kardinal auf die eineoder andere Weise, aber es war ungünstig für die Wahlchancen, wenn dies öffentlich bekannt wurde. Allenfalls hatte noch Scipione etwas von sich geben dürfen, der mit dreizehn Jahren klug genug gewesen war, um zu wissen, was für seine eigene versprochene Karriere in der Kirche gut war.
    Filippo hatte erst spät erkannt, dass das, was er als Fluch empfand, ihm oft genug von Nutzen war. Seine Wortlosigkeit, kaschiert von einem ausdruckslosen

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