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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Wenzel und schaffte es, das Gerät so zu kippen, dass sie die Figuren von unten nicht sehen konnte.Die Bewegung löste etwas im Inneren der Maschine, und sirrend stieg der Phallus der männlichen Figur ein paar Hundertstelzoll weiter.
    »Was war das?«
    »Nichts.«
    »Hältst du mich für dumm, Wenzel? Was hast du da?«
    »Ein … eine … einen Automaten …«
    »Hast du den hier gefunden?«
    »Äh … ja.«
    »Zeig her.«
    »Äh … nein.«
    »Was? Zeig schon her!«
    Voller Panik erkannte Wenzel, dass sie Anstalten machte, zu ihm hochzuklettern.
    »Bleib unten!«, stotterte er. »Es ist wacklig hier!«
    »Wenn es dich hält, hält es mich auch.«
    Wenzel zog den Höllenautomaten, von dessen eingebauter Pantomime er mittlerweile eine schreckliche Ahnung hatte, noch näher zu sich heran. Was Alexandra denken würde, wenn sie ihn sah, war ihm weit schrecklicher klar. Eine Kante stieß an einen Ast. Klackend und zuckend begann die Frauenfigur, nach hinten zu kippen, erstarrte aber mitten in der Bewegung.
    »Das funktioniert noch, oder?«
    »N… nein …«
    »Du bist einfach blöd, Wenzel!«, schnappte Alexandra. »Ich komm jetzt hoch und hol mir das Ding.«
    Wenzel versuchte, den Automaten hinter seinem Rücken zu verstecken. Er stieß damit gegen einen Ast, und das Teufelsding entglitt seinen schwitzigen Fingern. Einen lähmenden Augenblick lang sah er ihm zu, wie es nach unten fiel, von einer Wurzel abprallte. Er griff danach mit einer Bewegung, die so langsam war wie die einer Schildkröte. Es überschlug sich, polterte weiter und landete aufrecht direkt vorAlexandras Füßen. Sie starrten beide darauf nieder. Alle Stoßgebete seitens Wenzel ignorierend, waren die beiden Figuren nicht abgebrochen. Sie standen regungslos. Wenzel war sich sicher, dass sich das mechanische Spiel im nächsten Moment vollenden würde, so wie es immer in derartigen Situationen war, aber die Figuren bewegten sich nicht. Alexandra bückte sich und hob den Automaten hoch. Sie musterte ihn mit gerunzelter Stirn. Wenzels Blicke saugten sich förmlich an den Figuren fest, an dem kleinen metallenen Mann. Er sah, dass der Sturz ihn ein kleines Stückchen hatte zurückfahren lassen, und diese Bewegung hatte den Phallus wieder eingezogen … Fassungslos begann er zu glauben, dass er gerettet war.
    »Das ist alles?«, fragte Alexandra und schnippte mit dem Finger gegen den kleinen Mann.
    Surrend setzte sich die gesamte Apparatur in Marsch. Der Mann schnarrte auf seine Geliebte zu, der Phallus erhob sich und – Wenzels Blick verschwamm vor Entsetzen – wurde nicht nur groß, sondern riesengroß, jenseits aller vorstellbaren Dimensionen und nicht nur ein Pfahl, sondern teuflisch detailliert dargestellt, bis hin zu Äderchen und lockigem Schamhaar. Die Figur der Frau legte sich graziös auf den Rücken, das Sirren, Schnarren und Klickern wurde immer drängender, ihre Beine reckten sich in die Höhe, der Mann sank auf sie nieder, und nach einem winzigen Augenblick mechanischen Zögerns, das von den Beschädigungen herrühren musste und den Akt nur umso echter aussehen ließ, begann er loszupumpen. Es konnte keinerlei Missverständnis darüber geben, was hier dargestellt wurde. Wenzels Blicke hoben sich zu denen Alexandras, als hingen Bleigewichte daran; an seinem Gesicht hätte man einen Docht entzünden können.
    »So«, sagte Alexandra vollkommen ruhig, aber sie war bleich. »Das hast du hier also gemacht.«
    Sie stellte den Apparat ohne Hast auf den Boden, musterte Wenzel noch einmal von Kopf bis Fuß, drehte sich um undschritt davon, jeder Zoll eine Königin. Das Gepumpe auf dem obersten Sockel der Maschine erstarb, der Mann richtete sich ruckend wieder auf, seine Mannespracht ungebrochen, die Frau streckte sich lang aus – und mit dem Vibrieren metallener Zungen zirpte ein schmissiger Triumphmarsch los und begleitete Alexandras Abgang durch das Dickicht.
    Wenzel vergrub das Gesicht in den Händen und verfluchte sich selbst, Kaiser Rudolf, die Wunderkammer, den Idioten, der diese Höllenmaschine hier heruntergeworfen hatte, und danach die ganze Welt.

1617:
Der tanzende Teufel
    Die Hölle ist leer,
    Und alle Teufel sind hier!
    William Shakespeare, Der Sturm

1
    Sie rannte .
    Sie hörte ihre Verfolger näher kommen und wusste, sie würden sie einholen. Sie rannte dennoch weiter. Selbst in seiner letzten Sekunde hofft der Mensch noch wider jede Wahrscheinlichkeit, dass er davonkommen wird.
    Die Zweige peitschten über ihren nackten

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