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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Mission des Todes gekommen waren und die in Kauf genommen hatten, ganz Prag in ein Feuermeer zu verwandeln, um die eine Seele auszulöschen, die die Verbindung zu ihnen und ihrem Schatz darstellte. Der Schatz war die Teufelsbibel gewesen.
    Doch auch die Erzählungen deckten sich nicht ganz. Manchmal schien es Alexandra, als redeten ihre Eltern bewusst unzusammenhängend darüber, damit sich ihr nicht alles erschloss, und ganz besonders unstimmig wurde das Ganze, wenn Onkel Andrej und Wenzel zugegen waren. Alexandra argwöhnte, dass einer von beiden oder gar beide etwas nichtwissen sollten, etwas, das aber der Kern der Geschichte war und weshalb diese sich um ein gähnendes Loch in ihrer Struktur herumwand wie eine Schlingpflanze, die vor langer Zeit einen Baum erdrückt hatte und sich jetzt an die leere Luft klammerte.
    Das Haus war zur Hälfte wieder aufgebaut worden, das Werk von Sebastian Wilfing senior, der der Partner ihres Großvaters Niklas Wiegant gewesen war. Der alte Wilfing (auch ihn hatte sie nicht mehr kennengelernt) war davon ausgegangen, dass die Partnerschaft der beiden Firmen einfach weitergehen würde wie zuvor, mit zwei Häusern in Wien und einer gemeinsamen Filiale in Prag. Dass die Verantwortung für die Wiegant’schen Geschäfte in Prag an das jung verheiratete Paar Agnes und Cyprian Khlesl übergehen sollte, hatte Wilfing senior in keiner Weise betrübt – obwohl er einmal als Schwiegervater für Agnes vorgesehen gewesen war.
    Aus den alten Geschichten wusste Alexandra, dass ihr Vater mithilfe seines Onkels, Kardinal Melchior Khlesl, damals das Haus gemietet hatte, in dem sie noch immer lebten, ein paar Steinwürfe entfernt von der alten Stelle in der Königsgasse, und sich auf seine übliche zupackende Weise am Wiederaufbau der Ruine beteiligt hatte.
    Doch dann war Sebastian Wilfing senior gestorben, und Sebastian Wilfing junior (ihn hatte sie vor ein paar Jahren kennengelernt, bei einem Besuch in Wien) hatte klargemacht, dass er nicht nur das Haus nicht weiterbauen würde, sondern auch alle Geschäftsaktivitäten in Prag einstellen und abgesehen davon keinen weiteren Kontakt mit einem Vipernpack wie den Khlesls wünsche, nicht einmal über hundert Meilen Entfernung bei Nacht und Gegenwind. Bevor sie Sebastian junior zum ersten Mal gehört hatte, hatte sie nicht verstanden, warum ihre Mutter, wann immer sie dessen Auslassungen wiedergegeben hatte, ein gequietschtes Oink ! anzufügen und dann in wildes Gekicher auszubrechen pflegte. Dann hatte sieseinen knappen Gruß entgegengenommen und hatte das Oink ! erstmalig im Original gehört. Sebastian Wilfing juniors Stimme galoppierte in Tonlagen herum, die man einem Jungferkel gerade noch so nachgesehen hätte, und wenn er versuchte, seinen Ärger zu unterdrücken, gerann sie zu einem Quietschen, das besagtem Jungferkel ein pikiertes Kopfschütteln entlockt hätte.
    Wie auch immer, die Ruine war nicht weiter renoviert worden, ihre Eltern hatten den Mietvertrag ihres neuen Heims in einen Kaufvertrag umgewandelt, und da stand das alte, verlassene Gemäuer nun, die Überreste des Gerüsts von seinen Flanken hängend wie das zerrissene Leichentuch eines lange schon mumifizierten Körpers. Mittlerweile war es vermutlich gefährlich, sich hineinzuwagen. Es sah aus, als könnte ein Windstoß es in sich zusammenfallen lassen, und dass es immer noch stand, schien weniger für die Solidität des Gebäudes zu sprechen als für die Vermutung, dass in dieser Ecke Prags kein Wind wehte.
    Es verstand sich von selbst, dass Alexandra dieser Gefahr nur vage Beachtung schenkte, wenn sie durch den Bau schnürte. Als äußerste Vorsichtsmaßnahme hatte sie akzeptiert, nicht in das Kellergewölbe hinunterzusteigen. Es war noch im Originalzustand, hatte den Zusammenbruch der Mauern damals überstanden und hätte nur freigelegt zu werden brauchen. Der Gedanke, dort unten eingeschlossen zu sein und zu ersticken, wenn die Baustelle zusammenbrach, war etwas, das selbst eine junge Frau abschreckte, die die Hartnäckigkeit und Unerschrockenheit beider Elternteile geerbt hatte.
    Abgesehen davon übte das Haus eine seltsame Faszination auf Alexandra aus, als wäre nicht nur eine halb erzählte Geschichte in seinen brüchigen Mauern eingeschlossen, sondern eines der Geheimnisse ihrer Existenz. Wann immer sie wie jetzt ihre Heimatstadt Prag für ein paar Wochen verlassenmusste – der alljährliche Besuch in Wien stand bevor –, fühlte sie sich beinahe gezwungen, vorher dort

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