Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman
et Paolo, omnibus sanctis …«
Ich bekenne Gott dem Allmächtigen, der Heiligen Jungfrau Maria, dem heiligen Erzengel Michael, dem heiligen Johannes dem Täufer, den heiligen Aposteln Petrus und Paulus und allen Heiligen …
Filippo hörte die Pause so deutlich heraus, dass sich Unruhe seiner bemächtigte.
»… et tibi Pater.«
Und zu dir, Vater.
»Sprich, mein Sohn«, flüsterte Filippo.
»Ich habe mich an einem Diebstahl beteiligt«, sagte der Mann vor dem Beichtstuhl.
»Der Herr sagt: Du sollst nicht stehlen.«
»Der Herr sagt: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.«
Filippo schwieg einen langen Moment. »Wie soll ich das verstehen?«, fragte er schließlich.
»Vater, darf ich fortfahren damit, meine Sünde zu beichten?«
»Fahre fort.« Filippo hörte seine eigene Stimme krächzen. Entgegen jeder Regel bemühte er sich, durch das Gitter ein Gesicht zu erkennen, aber alles, was er wahrnehmen konnte, war das matte Funkeln von zwei Augen in einem dunklen Umriss. Die Stimme klang weder alt noch jung; sie hatte einen Akzent, der Filippo vage bekannt vorkam, den er aber nicht zuordnen konnte. Das Latein war einwandfrei und besser alsso manches, das zwischen einem purpurnen Hut und einer purpurnen Robe herauskam.
»Ein Mann kam zu mir und fragte mich, ob ich ihm helfen würde, einen Diebstahl zu begehen. Der Mann überzeugte mich, dass es rechtens sei, was er vorhabe.«
»Es ist deine Pflicht, auch diesen Mann zur Beichte und zur Umkehr zu bewegen.«
Der Beichtende draußen lachte leise. »In der Tat«, sagte er. »Das ist das Letzte, was ich vorhabe.«
»Du darfst dein Herz nicht verh…«
»Hören Sie zu, Pater Filippo«, sagte der Mann. Seine Stimme ließ es Filippo plötzlich noch kälter werden. »Ich sage es nur einmal. Ich weiß nicht, ob ich für das, was ich tue, verdammt werde, und auf jeden Fall bin ich eidbrüchig. Aber es gibt eine größere Pflicht als den Eid, den man auf etwas geschworen hat, was sich als so krank und faul erwiesen hat, dass Gott Mühe hätte, auf der ganzen Welt zehn Gerechte zusammenzubekommen. Ich sage es nur einmal. Vor fast zwanzig Jahren überzeugte mich ein Bischof aus Wien, dass die Teufelsbibel aus dem Geheimen Archiv des Vatikans entfernt werden müsse, weil sonst irgendwann wieder ein Unseliger auf ihre Spur kommen würde – und niemand könne sich darauf verlassen, dass sich dann erneut jemand fände, der den Kampf gegen das Vermächtnis des Satans aufnähme. Ich half dem Bischof, den Codex zu stehlen. Er schaffte ihn fort. Ich weiß nicht, was daraus geworden ist, aber er scheint Wort gehalten und ihn irgendwo versteckt zu haben, sonst würden wir jetzt unter der Herrschaft des Teufels stehen und nicht unter Gottes Hand. Obwohl, wenn man sich die Welt so ansieht …«
Die Stimme besaß eine militärische Knappheit. Ein Soldat? Kein gemeiner, sondern ein Offizier …
»… aber wenn ich der Herrschaft des Teufels eines zubillige, dann, dass sie effizient wäre. Wären wir Anhänger von des Teufels Wort, ohne es zu wissen, dann gäbe es keine Abweichung und keine Ketzerei – es gäbe nur sein Wort, sonst nichts.«
»Wer war der Bischof aus Wien?«
»Sie haben Zugang zu den Vatikanakten. Prüfen Sie nach, wer seit der Wahl Papst Innozenz’ bis kurz nach seinem Tod in Rom war und aus Wien stammt.«
»Ich habe keinen Zugang mehr …«
»Wissen Sie, warum ich Ihnen das erzählt habe, Pater Filippo Caffarelli aus Rom, der nur seinen Bruder, den mächtigen Kardinal Scipione, zu fragen braucht, wenn er Zugang zum Vatikan haben will?«
»Sagen Sie es mir«, flüsterte Filippo mit trockenem Mund.
»Weil ich einen Eid geschworen habe, ganz ohne Trommelschlag, ganz ohne flatternde Fahnen, ganz ohne die Hand auf die Bibel zu legen, sondern nur auf mein eigenes Herz: mein eigen Fleisch und Blut zu beschützen. Und dieser Eid ist mir wichtiger als der, den ich der Kirche gegeben habe und in dem ich schwor, niemals zuzulassen, dass einem Vertreter des Klerus Schaden zugefügt wird, oder ihm gar selbst Schaden zuzufügen. Diesen Eid breche ich hiermit, indem ich Ihnen sage: Lassen Sie meinen Sohn in Ruhe, Pater Filippo, oder ich drehe Ihnen den Hals um wie einem Huhn. Wenn Sie auf die Suche nach der Teufelsbibel gehen wollen, tun Sie es. Im Narrenschiff ist immer noch für einen weiteren Passagier Platz, und jetzt haben Sie alles, was Sie wissen müssen, um auf die Reise zu gehen. Aber lassen Sie meinen Sohn in Ruhe.«
Filippo saß
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