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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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da wie vom Donner gerührt. Er hörte das Ächzen des Holzes, als der Mann draußen sich erhob, und seine schnellen Schritte. Filippo musste seinen Gliedmaßen bewusst den Befehl geben, sich zu erheben. Er platzte aus dem Beichtstuhl und stürzte in den Kirchenraum hinein. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, wurde er sich der Blicke bewusst, die ihm die beiden alten Weiber, die vor dem Altar knieten, unter ihren Kopftüchern hervor zuwarfen. Er ignorierte sie und stürmte zur Kirche hinaus. Die Sonne blendete ihn. Die Via Appia war wie üblich voller Leben, das an seiner dunklen Höhle vorbeiströmte. Er sah das Bollwerk der Porta Appia sich erheben und in die andere Richtung die kleiner werdenden Hütten, die in die Gärten und Felder übergingen. Ein hünenhafter Mann mit einem dunklen Kapuzenmantel marschierte mit schnellen Schritten davon. Filippo raffte seine Soutane und rannte ihm hinterher.
    »Oberst Segesser!«, rief er.
    Der Mann drehte sich nicht um. Als Filippo ihn erreichte, packte er ihn am Arm und riss ihn zu sich herum.
    »Oberst Segesser …«, keuchte er.
    Der Mann hatte einen schütteren Vollbart, der seine Hasenscharte nicht verbergen konnte.
    »Hnnn?«, machte der Mann. »Hnnnas iss noos, hnerdammp hnnoch ma’?«
    Filippo ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. Der Mann zerrte seinen Mantel zurecht, tippte sich an die Stirn und marschierte weiter. Filippo stand ratlos am Rand der Straße und spähte auf und ab. Das offen stehende Kirchenportal von Santa Maria in Palmis zog seinen Blick an und schien gleichzeitig auf ihn zuzugleiten. Er starrte es an.
    »Ich will verdammt sein«, flüsterte er, dann sprintete er mit wehender Soutane zurück, schlitterte in die Kirche hinein, stolperte über die Fußabdrücke Jesu Christi und fing sich an einer Wand ab. Eine gebückte Gestalt kniete vor dem Altar. Er stürzte zu ihr und stierte ihr ins Gesicht. Die alte Frau zuckte erschrocken zurück.
    »Deine Freundin«, stieß Filippo hervor und deutete auf die leere Stelle neben ihr, »die eben noch da war. Wo ist sie hin?«
    Die Alte brachte keinen Ton hervor. Verschreckt und mit rollenden Augen zuckte sie die Achseln. Filippo ließ von ihr ab und taumelte davon. Er brauchte sie nicht, um zu wissen,dass sie die andere Frau noch nie gesehen hatte, nicht wusste, wer sie war, und keine Ahnung hatte, wo sie hingegangen sein konnte. Filippo hingegen wusste genau, wer die alte Hexe in Wirklichkeit gewesen war. Oberst Segesser – aber nicht der Mann, den er damit erpresst hatte, seinen Vater der Inquisition auszuliefern, sondern der Vater selbst. Der alte Anführer der Schweizergarde. Er schien nichts von seinen Kenntnissen vergessen zu haben, und Filippo war vollkommen überzeugt, dass er seine Drohung wahrmachen würde. Nach ihm zu suchen war sinnlos. Er hatte Filippo hereingelegt und war draußen im Gewühl untergetaucht, während Filippo wie ein Idiot dem falschen Mann nachgelaufen war. Außerdem hatte er bereits alles gesagt, was er jemals freiwillig sagen würde.
    Filippo ließ sich schwer auf die Bank vor dem Beichtstuhl sinken. Seine Knie waren weich. Ein Bischof aus Wien. Filippo brauchte seinen Bruder nicht um einen Gefallen zu bitten, um zu ahnen, wer damit gemeint war. Es gab seit über zwanzig Jahren nur einen einzigen Bischof aus Wien, der prominent genug war, eine eigene Akte im Vatikan zu haben, und entschlossen genug, so etwas wie den Diebstahl eines geheimen Artefakts aus dem Archiv durchzuziehen. Mittlerweile hatte der Papst ihm einen Kardinalshut verliehen – ganz untypisch, weil er in keinster Weise mit ihm verwandt war. Domine, quo vadis? Was hatte er vorhin noch im Stillen gedacht über die Sackgasse, die dieser Ort für ihn darstellte?
    Er blickte auf, weil ein Schatten auf ihn fiel. Die alte Frau stand da und deutete scheu auf die Bank vor dem Beichtstuhl.
    »Confiteopotenti …« , begann sie.
    Filippo stand wortlos auf und marschierte an ihr vorbei zur Kirche hinaus.
    8
    Pernstein wuchs aus den umgebenden Wäldern hervor wie eine Faust, die jemand von unten durch die Erde gestoßen hatte und gegen den Himmel, gegen das Land und gegen die ganze Welt ballte. Die Wände waren hoch und abweisend. Erker starrten in alle Richtungen, ein Wehrgang lief außen um den halben Palas herum, beschirmt von einem dunklen Holzdach. Der Bergfried stand abgesondert und war nur durch eine hölzerne Brücke mit dem Hauptbau verbunden. Es spielte keine Rolle, dass die Mauer, die, eng an die Bauten

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