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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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waren hastig gewesen. Henyks Kuss war lang und tief. Ihre Zunge nahm unwillkürlich den Rhythmus der seinen auf, und einen süßen Tanz lang versank die Welt für sie, und ihr Fühlen zentrierte sich an zwei Punkten ihres Körpers, ihrer Zungenspitze und ihrem Schoß, der aufzublühen schien wie eine Rose, die sich innerhalb von Augenblicken öffnet. Als sie Atem holen mussten und sie die Augen öffnete, erkannte sie, dass die seinen offen geblieben waren. Er schien ihren Anblick in sich hineingetrunken zuhaben. Alexandra fühlte sich schwindlig und halb auf dem Weg in die absolute Verzückung. Sie ahnte, dass sie den Weg ganz zurückgelegt hätte, wenn er den Kuss fortgesetzt hätte. Sie fühlte ihren Leib pochen und die Not, an mehreren Körperstellen gleichzeitig berührt zu werden, doch er machte keinerlei Anstalten dazu – er ließ sie brennen.
    »Der Automat, den Wenzel fand«, sagte sie heiser, sich selbst kaum bewusst, dass ihre Erregung sich ein Ventil suchte, »zeigte einen Mann und eine Frau. Sie waren nackt. Der Mann hatte einen riesigen Phallus. Er drang in die Frau ein und liebte sie.« Die Erregung schoss erneut durch ihren Körper. Worte dieser Art hatte sie noch nie zu einem Mann gesagt. Was würde er von ihr denken? Sie hoffte, dass er das dachte, was sie fühlte: dass sie sein war mit jeder Faser ihres Leibs, dass sie wollte, dass er sie nahm, so wie der goldene Mann auf Wenzels Automaten seine Gespielin genommen hatte. Und plötzlich wusste sie, dass sie nicht wollte, dass es hier geschah. Es gab nichts, was an ihrer beider Liebe falsch gewesen wäre. Ihre Mutter würde noch weitere zwei Stunden nicht zu Hause sein. Henyk und Alexandra würden zu ihrem Haus laufen, Alexandra würde ihre Magd mit einer Besorgung auf den Markt schicken und die beiden Jungs mit ihren Kindermädchen gleich mit, und in ihrer Kammer, unter ihrem Dach, in ihrem Bett würde sie sich ihm hingeben, bis die Ekstase sie beide tötete oder schon im Leben ins Paradies versetzte.
    »Zu gefährlich«, murmelte Henyk, und sie wurde sich bewusst, dass sie laut gesprochen hatte.
    »Nein«, sagte sie und versank erneut in einem Kuss, »nein. Ich habe doch gesagt, es ist niemand zu Hause.«
    »Deine Mutter, ja. Aber dein Vater?«
    »Mein Vater … küss mich, Henyk …« Sie musste sich zusammenreißen, um schlüssig zu sprechen. »Mein Vater ist heute Morgen zusammen mit Onkel Andrej abgereist.«
    »Das ging aber schnell.«
    »Ja. Kardinal Melchior war gestern da. Sie haben sogar Pferde genommen statt des Wagens, obwohl mein Vater das Reiten hasst.«
    Sie hatte das Gefühl, dass seine Küsse an Feuer verloren. Sie wollte nicht über ihren Vater oder sonst jemanden in ihrer Familie reden, wenn sie ihn stattdessen küssen konnte. Sie bewegte sich gegen seinen Körper und fühlte, wie sein Oberschenkel sich gegen ihren Venushügel drückte. Die Berührung war durch tausend Lagen Stoff abgeschwächt, aber sie war dennoch erregender als alle Küsse.
    »Wohin ist dein Vater gereist?«
    »In irgendeine Stadt in Nordböhmen. Ich habe den Namen vergessen. Was ist los, Henyk?«
    »Braunau?«
    »Ja … Was hast du, Henyk? Was ist in Braunau?«
    Er holte Luft, dann küsste er sie erneut, und der Kuss ließ sie beinahe vergessen, worüber sie in den letzten Augenblicken gesprochen hatten.
    »Der größte Schatz der Welt ist in Braunau«, sagte er und lächelte. Sie lächelte zurück. »Und dein Vater will ihn heben.«
    Er nahm sie auf den Arm. Sein lächelndes Gesicht sagte alles. Sie wollte empört tun, doch stattdessen prustete sie los. Seine Augen funkelten seltsam und ganz und gar nicht amüsiert, aber sie schob diese Erkenntnis beiseite, als er mitlachte.
    »Heb du ihn«, sagte sie lachend. »Für mich.«
    »Wie du wünschst«, sagte er. Für einen winzigen Moment erschrak sie, weil seine Stimme sich für denjenigen Teil von ihr, der noch derselbe vom November letzten Jahres war, bedrohlich anhörte. Auch dieses Gefühl verging. Liebe war mächtiger als alles andere. »Ich reite sofort los.«
    Bestürzt erkannte sie, dass er zumindest damit nicht scherzte, als er den Teppich wieder über die Falltür zerrte.
    »Aber … ich dachte …«
    Er sah sie über die Schulter an, während er den Teppich gerade zog. Sein Blick war wild.
    »Meinst du, ich will es nicht auch?«, erwiderte er heiser. »Was glaubst du, woran ich denke, wenn ich nachts allein im Bett liege? Was glaubst du, wen ich in Gedanken umarme, wenn ich mir die Decke über den

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