Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
Vom Netzwerk:
Körper ziehe? Ich will dich, Alexandra, ich will deine Küsse spüren und jeden Zoll deiner Haut schmecken und mich in dich fallen lassen und mit dir vereint wie ein Schmetterling durch den Sturm gaukeln und im Sonnenlicht verbrennen. Deine Ehrlichkeit gegen meine, Liebste: Ich will der Mann auf dem Automaten sein, und du sollst meine goldene Geliebte werden, und ich will in dir vergehen.« Er stand auf und packte ihre Schultern. Sie zitterte vor Erregung und Enttäuschung gleichermaßen, denn in seinem Gesicht war klar zu lesen, dass das, wozu er ebenso heftige wie poetische Worte gefunden hatte, heute nicht stattfinden würde. Sein Atem ging heftig, seine Wangen glühten. Die seltsame Zwiegespaltenheit, die sie in den vergangenen Minuten empfunden hatte, war vergangen – die beiden so uneinigen Teile ihrer Seele stimmten diesmal überein: Er brauchte alle Selbstbeherrschung, die er aufbieten konnte, um sie nicht hier auf der Stelle auf den Boden zu ziehen und die Vereinigung in einem Wirbel aus Staub, heruntergerissenen Gewändern und einer flackernden Laterne zu vollziehen. Was sie selbst betraf, so hätte sie sich ihm keuchend vor Lust ergeben, wenn er es getan hätte.
    »Aber nicht so«, stieß er hervor. »Nicht hier in diesem Mausoleum gescheiterter Pläne und nicht im Haus deiner Eltern, verstohlen und voller Furcht auf die unverhoffte Rückkehr von irgendjemandem lauschend. Liebe ist ein Menü mit vielen Gängen, und das schlingt man nicht hinunter, das kostet man aus bis zur Erschöpfung, und ich will es mit dir auskosten, bei allen Heiligen und bei den alten heidnischen Göttern, die mehr darüber wussten als jeder Kirchenvater!«Sie gab seinen Blick wie in Trance zurück. In ihrem Innersten meinte sie zu wissen, dass ihre Liebe stets einen Beigeschmack von Gemeinheit und tierischer Kopulation behalten hätte, wären sie ihr auf die Weise erlegen, die sie sich gewünscht hatte. Dass er – er, nicht sie, er, dem sie sich mit Haut und Haaren und ohne jede Bedingung angeboten hatte! – sich verweigerte, anstatt das Angebot auszunutzen, und dazu noch mit diesem erregenden Argument … Die mahnende, misstrauische Alexandra in ihrem Herzen ertrank in einer Flut aus Gefühlen und war endgültig nicht mehr zu vernehmen. Sie spürte, dass ihr Tränen in die Augen traten.
    »Du sagtest, dein Vater wolle mich kennenlernen? Das wird geschehen, Liebste. Ich werde dich auf den Weg zur höchsten Lust mitnehmen, aber ich werde es erst tun, nachdem ich mit deinem Vater gesprochen und ihm die Wahrheit über meine Gefühle für dich mitgeteilt habe.«
    »Henyk …«, flüsterte sie, vollkommen fassungslos. Er brachte sie zum Schweigen, indem er sie küsste. Der Kuss tat fast weh. Sie presste ihren Mund auf den seinen und fühlte Verzückung in dem Schmerz, den der Kuss verursachte.
    »Ich bringe dich nach Hause«, sagte er. »Ich will keine Zeit verlieren. Ich werde deinem Vater nachreisen, und wenn ich zurückkomme, wird es kein Misstrauen auf seiner Seite mehr geben, das zwischen uns stehen könnte.«
    »Ich liebe dich«, wisperte sie wie betrunken. »Ich gehöre dir.«
    »Ja«, sagte er und drückte sie an sich. »Bei Gott, ja!«
    7
    Filippo hatte keine Ahnung , was in den letzten Tagen vorgefallen war, nur die Auswirkungen wurden ihm offenbar. Sie bestanden in Gruppen von brüllenden, fäusteschüttelnden, fluchenden Männern, die sich in den Gassen zusammenfanden, gemeinsam noch lauter brüllten und die Fäuste noch wilder schwangen, wieder auseinandergingen und andere Gruppierungen bildeten, die das Gebrüll und Gezappel fortsetzten, als gälte es, einen Wettbewerb zu gewinnen – und wenn er nicht erkannt hätte, worauf diese Tide zusteuerte, hätte er sich darüber amüsiert. Die aufgebrachten Männer, so viel erschloss sich ihm, waren Protestanten. Auf den unbeteiligten Beobachter wirkten sie wie die Kröten, die im Frühling in die Pfühle Roms einfielen, erbittert quakende Trauben bildeten, die im Wasser rotierten oder von den Uferböschungen fielen, und das alles auf der Suche nach – einem Weibchen. Hier, und das war der Grund, warum Filippo nicht lachen konnte, suchten sie stattdessen einen Grund, die Gewalt zu eröffnen, und es stand zu erwarten, dass sie ihn finden würden. Wer katholischen Glaubens war und auf dem Hradschin-Hügel zu tun hatte, auf dem sich die Demonstrationen blutrünstigen Glaubenseifers hauptsächlich abspielten, suchte im Gegensatz dazu einen Grund, dort plötzlich doch

Weitere Kostenlose Bücher